BVV verabschiedet Einwohnerantrag für Baerwaldbad
Zunächst gab es zwar noch die Forderung der Grünen, den Antrag zur weiteren Beratung in den Ausschuss zu schicken. Er wurde dann aber zurückgezogen. Einem einstimmigen Votum stand danach nichts mehr im Weg.
So einmütig stellte sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 28. Februar hinter die Einwohnerinitiative "Rettet das Baerwaldbad". Sie war vom Bezirkssportbund initiiert worden und erbrachte 1067 gültige Unterschriften. Nötig wären 1000 gewesen.
Dass der organisierte Sport für die historische Schwimmstätte kämpft, liegt auf der Hand. Aber das Anliegen gehe weit darüber hinaus, wie nicht nur Roswitha Ehrke vom Frauen- und Mädchenverein Seitenwechsel betonte. Sie und ihre beiden Vorstandskollegen im Bezirkssportbund, Mike Hoffmann (Allgemeiner Turnverein zu Berlin, ATV) und Christian Haberecht (FV Hansa 07), präsentierten den Antrag im Bezirksparlament.
Er verlangt den Erhalt des Baerwaldbads als öffentliches Bad für Vereine, Schulen und freies Schwimmen. Gleiches gelte auch für die weiteren Sporträume im Haus. Als ersten Schritt soll das Bezirksamt eine Architektenstudie in Auftrag geben, die den Sanierungsbedarf ermitteln soll.
Wie mehrfach berichtet ist das Gebäude seit Anfang 2017 geschlossen. Der bisherige Betreiber und Erbbaunehmer der Halle ist insolvent. Es gibt massive Schäden. Die Zukunft des Bades ist deshalb völlig ungewiss.
Das wurde auch im Redebeitrag von Sportstadtrat Andy Hehmke (SPD) deutlich. Die erste Schwierigkeit bestehe bereits darin, dass es keinen Vertragspartner gebe. Das Bad wieder in das Fachvermögen des Bezirks aufzunehmen, komme schon wegen der immensen Kosten nicht in Frage. Vorstöße beim Senat, es wieder in den Bestand der Berliner Bäderbetriebe zu übernehmen, stießen, gelinde gesagt, auf wenig Wohlwollen. Gleichzeitig bleibe es bei dem vom Bezirk skizzierten Ziel: Das Baerwaldbad soll als öffentlicher Schwimm- und Sportstandort erhalten bleiben. Das sei aber nur möglich, wenn klar sei, welche Investitionen getätigt werden müssen, um diesen Bestand erneut zu sichern.
Aussagen, die in Richtung des Einwohnerantrags gingen, auch wenn das eine oder andere Hintertürchen offen blieb. Hehmke wertete ihn deshalb als "Rückenwind".
Die Schwierigkeiten sind auch dessen Initiatoren nicht unbekannt. Sie sehen aber im Baerwaldbad einen wichtigen Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Deutlich werde das bereits beim Blick auf die aktuelle Situation der Friedrichshain-Kreuzberger Schwimmhallen, erinnerte Roswitha Ehrke auch an weitere Baustellen. Das Spreewaldbad war bis 28. Februar mehr als einen Monat lang wegen Problemen mit der Wasseraufbereitung geschlossen. Ab 2019 steht es wegen einer Großsanierung zwei Jahre nicht zur Verfügung. Auch an der Holzmarktstraße gibt es derzeit erneut Probleme. Das bedeute, ein Bezirk mit fast 300 000 Einwohnern verfüge über keine oder nur eingeschränkte Schwimmmöglichkeiten. Schüler müsste per Bus nach Schöneberg gekarrt werden, damit sie die Pflichtstunden im Brust- oder Kraulunterricht absolvieren könnten.
Spätestens an dieser Stelle war sie dann bei der auch weit über den Sport hinausgehenden Bedeutung einer ausreichenden Infrastruktur an gedeckten Wasserflächen. Aussagen wie Kinder müssten dann eben mit dem Rad ein paar Kilometer zur nächsten Schwimmhalle fahren, die sie Sportstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) zuschrieb, seien in dieser Situation absolut nicht hilfreich.
So oder ähnlich sah das, siehe Abstimmungsergebnis, die gesamte BVV. Unklar ist nur weiter, wie die Rettung des Baerwaldbads gelingen soll.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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