Frostige Zeiten: Die Zukunft des Baerwaldbads bleibt weiter ungewiss
Kreuzberg. Demnächst hängt der Hort der benachbarten Bürgermeister-Herz-Grundschule nicht mehr an der Wärmeversorgung des Baerwaldbads.
Eine wichtige Trennung. Sonst hätte die Gefahr bestanden, dass die Kinder im Winter im Kalten sitzen. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass der Baerwaldbad-"Betreiber", der TSB Berlin (Tauchen, Schwimmen, Breitensport), die Heizung am laufen halten kann. Anfang des Jahres musste der Bezirk bereits eine Lieferung von Öl finanziell sicherstellen.
In den Schwimmhallen an der Baerwaldstraße herrscht bereits seit Ende April kein Betrieb mehr. Im Februar hatte der TSB Insolvenz angemeldet. Der Verein hatte das Bad 2003 übernommen, als es die Berliner Bäderbetriebe vom Netz nehmen wollten. 2011 ging die Immobilie per Erbbaupachtvertrag an ihn. Es gelang dem TSB zwar halbwegs, das Angebot aufrecht zu erhalten, für größere Investitionen fehlte aber das Geld. Das Gebäude ist deshalb schwer sanierungsbedürftig. Auch andere Mängel kamen hinzu. Zwischen Frühjahr 2015 und Ende 2016 war das Bad bereits auf Anordnung des Gesundheitsamtes geschlossen. So war die Situation Anfang des Jahres und an der hat sich bisher wenig geändert.
Dass vom Betreiber hier kaum noch Aktivitäten zu erwarten sind, liegt auf der Hand. Erbbauzinsen werden schon lange keine mehr bezahlt. Auf der anderen Seite ist die eigentliche Konsequenz daraus kaum weniger abschreckend. Nämlich die Rückübertragung des Gebäudes in die Verantwortung von Friedrichshain-Kreuzberg.
Diese würde auf einen Schlag immense Kosten bedeuten, zusammengerechnet einen Betrag von über einer Million. Der Bezirk wäre verantwortlich.
Ein Szenario, mit dem sich einige am liebsten gar nicht befassen würden, das andere aber zumindest als worst case Szenario skizziert sehen möchten. Das wurde auch bei einer Sitzung des Schul- und Sportausschusses am 12. Oktober deutlich. Die Verantwortung liege beim Verein. "Der hat das verbockt", meinte Manuel Sahib (Bündnis90/Grüne). Wenn Konsens darüber bestehe, dass das Bad gerettet werden soll, müssten alle Eventualitäten auf den Tisch, fand Frank Vollmert (SPD). Nicht nur dieser Schlagabtausch berührte Differenzen aus der Vergangenheit. Anders als die anderen Parteien in der BVV, die sich oft als mehr oder weniger große Baerwaldbad-Fans erwiesen hatten, sahen die Grünen das Agieren des Baerwaldbad-Betreibers kritisch. Sie können sich jetzt bestätigt fühlen.
Der Streit ist auch deshalb müßig, weil es schon jetzt eine mehr oder weniger große Bezirksverantwortung gibt. Aktuell geht es zum Beispiel um den Frostschutz in der kalten Jahreszeit. Er habe in einem Brief an den Noch-Betreiber darauf hingewiesen, dafür Sorge zu tragen, erklärte Stadtrat Andy Hehmke (SPD). Ob das passiert ist, sei fraglich. Ansonsten müsste der Bezirk in Vorleistung gehen.
Die Immobilie auf dem freien Markt zu verkaufen, wäre wahrscheinlich nicht besonders schwierig, ließ der Stadtrat ebenfalls durchblicken. Aber weder er, noch die Mehrheit in der BVV möchte das, sondern vielmehr die bisherige Funktion erhalten. Es ließen sich viele weitere Aktivitäten in dem Gebäude denken, so Andy Hehmke. Aber eben immer mit dem Badebetrieb als Kernbestand.
Im kommenden Jahr soll sich ein Gutachten mit dem Bestand und den Sanierungskosten beschäftigen. Darauf könnte dann ein Nutzungskonzept und die Vergabe an einen neuen Betreiber basieren.tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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