Projekt Champions ohne Grenzen: Integration durch Fußball
Von Anfang an gab es dafür großes Interesse. "Zwischen 20 und 30 kommen regelmäßig", sagt Arne Sprengel, einer der Initiatoren. An diesem Nachmittag sind es 27. Damit alle gegen den Ball treten können, werden vier Mannschaften gebildet und der Platz in zwei Kleinfelder aufgeteilt.
Auch er und seine Initiatoren seien von dem großen Erfolg überrascht worden, meint Arne Sprengel. "Zu Beginn haben wir noch Flyer verteilt." Das war bald nicht mehr nötig. Iman ist fast von Beginn an dabei. "Meine ersten deutschen Worte waren nicht "Wie gehts?", sondern "raus" oder "rein", lacht der Torwart. Nicht nur bei ihm ist das im wahrsten Sinn des Wortes spielerische Vermitteln von Sprachkenntnissen gewünschter Nebeneffekt des Trainings. Und Torjubel ist ohnehin international.
Aber es geht auch darum, die Zuwanderer mit unterschiedlichem Status aus ihrem meist isolierten Leben herauszuholen. Kaum etwas bietet sich dafür so gut an wie Fußball. Der werde in der ganzen Welt geliebt, meint nicht nur Iman.
Deshalb hat sich Champions ohne Grenzen inzwischen weiterentwickelt. Mittlerweile gibt es auch Frauentraining und Angebote für Kinder und Jugendliche. Das passiert mit Hilfe der Flüchtlinge. Iman trainiert beispielsweise das Nachwuchsteam. Bei Hansa 07 coacht er inzwischen eine D-Jugend und spielt bei den 1. Herren sowie weiteren Mannschaften.
Der Sprung in die Vereine sei ein weiteres Ziel der Initiative, sagt Arne. Aber so gut wie bei Hansa, wo er selbst Clubmitglied ist, funktioniere das viel zu selten. Noch immer seien zu viele Barrieren zu überwinden. Die Aufnahme scheitere oft bereits an fehlenden Dokumenten. Abgesehen davon müsse abgeklärt werden, ob jemand in seinem Herkunftsland bei einem Verein gemeldet ist. Das alles sorge für lange Prozeduren, während derer wiederum nicht geklärt ist, wie es mit dem Bleiberecht aussieht.
Dabei könnten die Clubs unter den Kickern in der Wrangelstraße manches Juwel an Land ziehen. Natürlich sind hier auch viele Freizeitfußballer am Werk. Aber bei einigen sticht sofort ihr Talent ins Auge. Sprengel bestätigt das. "Auf Nachfragen bekommen wir immer wieder mit: Der eine hat in Mali in der zweiten Liga, der andere in Kamerun in der ersten Liga gespielt."
Auch Iman gehört in diese Kategorie. Im Iran war der Keeper Profi und stand vor dem Sprung in die Nationalmannschaft.
Mit diesen Beispielen ist der Fußball eine gute Metapher für die gesamte Flüchtlingspolitik in Deutschland. Denn dort wie insgesamt gilt, dass viele Zuwanderer großes Potenzial mitbringen, das bisher aber nur ungenügend genutzt wird.
Omeed (34) ist schon ein Stück weiter. Der Afghane lebt seit sieben Jahren hier und erfuhr durch Iman von Champions ohne Grenzen. In seiner Heimat war er Schiedsrichter. Vor Kurzem ist ihm der Sprung in die Gilde der deutschen Unparteiischen geglückt. Unterstützt von Hansa 07 absolvierte Omeed die entsprechende Prüfung. Demnächst pfeift er sein erstes Spiel.
Ein Aufstieg, von dem auch Saliou (17) sicher träumt. Er kam erst vor einigen Monaten aus Benin und war jetzt zum dritten Mal beim Training. Der Fußball habe ihn schon immer begeistert, sagt er.
Zumindest für die nähere Zukunft wird das Projekt ihm und den anderen Aktiven diese Möglichkeit bieten. Durch Unterstützung, vor allem dank Stiftungen, sei die Finanzierung derzeit gesichert, sagt Arne Sprengel. Aber es gehe auch darum, was außerhalb mit den Menschen passiert. Iman hat einen geduldeten Status. Er lebt einem Heim in Kreuzberg. Ob er schon einmal daran gedacht habe, bei einem Verein von der Regionalliga aufwärts anzuheuern? Immerhin sei er doch mit 29 Jahren im besten Alter für einen Torwart. Er winkt zunächst ab. "Ich habe Hansa sehr viel zu verdanken. Außerdem müsste ich noch mehr trainieren." Aber ganz abgeneigt, so scheint es, ist er nicht.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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