Pilotprojekt beendet
CityTree kühlte wie 81 Bäume
Er schluckte Feinstaub, mahnte zur Ruhe und kühlte die Luft wie 81 Bäume. Drei Monate stand der CityTree-Lärmomat auf der Admiralbrücke – und lieferte dem Bezirksamt wichtige Daten.
Das Pilotprojekt auf der Admiralbrücke ist beendet. Nach drei Monaten zogen die Elektriker dem CityTree-Lärmomat den Stecker. Ob der Stadtbaum nächstes Jahr wiederkommt, ist noch nicht klar. Viele Daten müssen erst noch ausgewertet werden. Eine erste Bilanz gab es aber schon jetzt von Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) und Erfinder Peter Sänger.
Erste Bilanz positiv
Der CityTree-Lärmomat stammt aus dem Designstudio von Green City Solutions und stand seit Ende Juli auf der Admiralbrücke. Die beste Zeit also, um ihn zu testen. Denn im Sommer wird die Brücke im Kreuzberger Ausgehkiez regelmäßig zum Party-Hotspot, die Luft ist heiß und voller Feinstaub. Da liefen die Lärmmesssensoren, der Luftfilter aus Moosmodulen und die Bio-Kühlung auf Hochtouren. Erfolgreich war der Wunderbaum vor allem bei den Klimafaktoren. Laut Bezirksamt kühlte der hölzerne Automat die Umgebungsluft im Schnitt um 3,1 Grad Ceslius herunter. So viel schaffen normalerweise 81 Bäume. Seinen Spitzenwert erreichte der Stadtbaum am 9. September mit einer Kühlleistung von 10,3 Grad Celsius bei fast 31 Grad Außentemperatur. „Mit dem CityTree haben wir eine kühle Oase mitten in der Stadt geschaffen, die im vergangenen heißen Sommer die Aufenthaltsqualität vor Ort verbessert hat“, resümierte Clara Herrmann. Außerdem reinigte der Stadtbaum so viel Luft, wie sie fast eine halbe Million Menschen am Tag atmen. In der Summe waren es 76 Gramm Feinstaub, die das Moos in den drei Monaten aus 6,5 Millionen Kubikmeter „umgewälzter“ Luft filterte. „Das ist so viel Feinstaub, wie ein Auto bei durchschnittlicher Geschwindigkeit auf 15 000 Kilometern erzeugt“, zog Peter Sänger den Vergleich. „Wir werden das Feinstaubproblem in der Stadt allein mit dem CityTree nicht lösen können, aber hier auf der Admiralbrücke hat die Luftreinigung funktioniert.“
Bis zu 75 Dezibel gemessen
Der Automat sollte aber nicht nur die Luft kühlen und säubern, sondern auch den Lärm messen. Dabei kam heraus, dass es zwischen 22 und 23 Uhr zu Lärmspitzen von bis zu 75 Dezibel kam. Zu laut wird es ab 55 Dezibel. Hielt der Krach über zehn Minuten an, blinkte der Lärmomat rot auf und mahnte die Partygänger so zur Ruhe. „Ob es dadurch ruhiger geworden ist, können wir nicht sagen“, so Clara Herrmann. „Der Lärmomat hat uns aber wichtige Daten geliefert.“ Die sollen in den kommenden Monaten ausgewertet werden. Das Bezirksamt will dabei die Lärmbeschwerden von Anwohnern berücksichtigen, die beim Ordnungsamt und der Polizei in der Testphase eingegangen sind. Viel tun kann der Bezirk gegen den Partylärm allerdings nicht. Die Ordnungshüter sind nachts nicht unterwegs, und die Polizei kommt meist nur, wenn sie gerufen wird. Die Rathauschefin kündigte aber an, dass die „Nachtlichter“ weiter im Kiez unterwegs sein werden. Die Mitarbeiter sprechen freitags und sonnabends von 20 bis 4 Uhr die zu laut Feiernden an und sorgen für ein verständnisvolleres Miteinander.
Ob der CityTree-Lärmomat nächstes Jahr zurückkehrt, steht noch nicht fest. Vor allem wegen der Kosten. Das Pilotprojekt hat den Bezirk 10 000 Euro an Miete gekostet, plus monatlich 200 Euro für den Strom. Dafür hat der Stadtbaum die heiße Testphase gut überstanden: Sein Erfinder Peter Sänger konnte keine Vandalismusschäden feststellen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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