Defizite beim Stadtgrün
Naturschützer schreiben Brandbrief ans Bezirksamt
Die NaturFreunde und das Bündnis Stadtnatur K61 haben dem Bezirksamt einen Brandbrief übergeben. Darin fordern sie Nachbesserungen beim Stadtgrün auf dem Mehringdamm.
Vor zwei Jahren waren auf dem Mehringdamm Ost elf Hochbeete, Bäume und Sträucher für einen Radweg und den Austausch alter unterirdischer Leitungen gerodet worden. Was bei den NaturFreunden Berlin und dem Bündnis Stadtnatur K61 auf Protest stieß. Sie sammelten Unterschriften und organisierten Aktionen gegen die Rodungen und forderten deutlich mehr Stadtgrün als die zehn neuen Bäume, größeren Baumscheiben und die grünen Quadrate zwischen Fußweg und Radweg, die das Straßen- und Grünflächenamt vorgesehen hatte. Weil es auch ihrer Sicht immer noch „schwere ökologische Defizite“ gibt, haben die Ökoaktivisten nun einen Brandbrief an Umweltstadträtin Annika Gerold (Grüne) geschrieben.
Ihre Kritik: „Die Neugestaltung des Mehringdamm Ost setzt sich nicht nur über den Klimaschutz hinweg, sondern auch über geltendes Artenschutzrecht.“ Zwischen Bergmann- und Gneisenaustraße seien die Hochbeete verschwunden und die Sträucher bis auf wenige Stellen komplett abgeschnitten oder gerodet worden. Die Sträucher aber seien Lebensraum für Gebäudebrüter, etwa den Haussperling.
„Die Umsetzung der ausgehandelten Ausgleichsmaßnahme fehlt, die Situation für die Gebäudebrüter ist prekär“, heißt es in dem Brandbrief. Unterzeichnet haben ihn Angelika Laich vom Bündnis Stadtnatur K61, Uwe Hiksch von den NaturFreunden Berlin und Lothar Eberhardt von den NaturFreunden Friedrichshain-Kreuzberg. Außerdem kritisieren sie, dass zu viele Flächen versiegelt wurden, vor allem für Fahrradbügel.
Was die Naturschützer vom Bezirksamt fordern, sind ökologische Ersatzmaßnahmen und das Nachpflanzen großer klimarobuster Sträucher wie Liguster oder Feuerdorn. Einzelne Körbe mit Pflanzen, die das Bezirksamt aufgestellt hat, reichten als Ersatz nicht aus, so die Kritik. „Die Bepflanzung muss dringend nachgebessert werden“, sagt Angela Laich. „Um den Grünzug nicht nachhaltig zu zerstören.“ Alles andere widerspreche den Zielen des Bezirks, Kommune der biologischen Vielfalt zu werden. „Der Erhalt und die Wiederherstellung von Stadtgrün müssen nach Baumaßnahmen verbindlich werden“, sagt Lothar Eberhard. Um das Artensterben vor der Haustür zu beenden. Hohes und dichtes Grün entlang von Straßenzügen trage zur Luftfilterung und Kühlung bei, halte Wasser im Boden und sei Lebensraum für Insekten und Singvögel. Und Uwe Hiksch fordert: „Der Runde Tisch Artenschutz bei Bauvorhaben muss endlich als aktives Gremium regelmäßig einberufen werden.“
Die Initiative Bündnis Stadtnatur K 61 hatte sich im Mai 2020 gegründet hatte, um Naturflächen auf dem Kreuzberger Dragonerareal zu erhalten.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.