"Wir konnten alle Bäume retten"
Ruhlsdorfer Straße ist jetzt fertig umgebaut

Die Ruhlsdorfer nach dem Umbau: Annika Gerold und Mehmet Dilek auf Stippvisite.  | Foto:  Ulrike Kiefert
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Der grüne Umbau der Ruhlsdorfer Straße ist abgeschlossen. Mehrere Maßnahmen gingen dort Hand in Hand. Flächen wurden entsiegelt und Bäume gerettet, Behindertenparkplätze und grüne Gullys angelegt.

Stolz schaut Mehmet Dilek die Straße hinunter. „Vorher war hier alles zugeparkt. Jetzt sieht es richtig schön aus.“ Der Projektleiter aus dem Straßen- und Grünflächenamt zeigt auf die großen Findlinge, die den steingrauen Asphalt ersetzen, und auf das erste zarte Grün. „Wir haben spezielle Wildstauden gepflanzt“, erklärt Dilek. „Speziell“ deshalb, weil es die Sonne in der Ruhlsdorfer Straße schwer hat. Darum kamen heimische Stauden in die Erde, die es schattig mögen und zu unterschiedlichen Zeiten blühen. Das Große Windröschen zum Beispiel, die Zwerg-Glockenblume oder das Weiße Fingerkraut, der Kriechende Gämswurz und das Leberblümchen.

All das Grün kann allerdings nur wachsen, weil die Ruhlsdorfer Straße großflächig entsiegelt wurde. Anfang September ging es der kurzen Nebenstraße an den Asphalt. Baumwurzeln hatten ihn an verschiedenen Stellen gesprengt und sich durch den Gehweg gedrückt. Das Bezirksamt musste kurzfristig handeln, damit die acht betroffenen Japanischen Schnurrbäume standsicher bleiben und nicht gefällt werden müssen.

Die Findlinge hat die Baufirma besorgt.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Inzwischen sind die Umbauarbeiten in der Sackgasse abgeschlossen. „Wir konnten alle Bäume retten“, berichtet Umweltstadträtin Annika Gerold (Grüne) bei der Stippvisite vor Ort. „Kein einziger musste gefällt werden.“ Ganz einfach war das nicht, und auch kostenintensiv. Trotzdem: „Wir werden das auch in Zukunft machen und auch machen müssen“, kündigt die Stadträtin an. Denn gestandene Straßenbäume zu halten, ist oft sinnvoller als junge nachzupflanzen, die vielleicht weniger stressresistent sind.

Dort, wo sich der Asphalt hochgedrückt hatte, liegen jetzt also die Findlinge in weicher Erde. Die Baufirma hat die Steine im Handel besorgt. Damit die Baumwurzeln Platz haben, wurde der Bordstein drei Meter vorgestreckt. „Vorher verlief er direkt an den Bäumen entlang“, so Mehmet Dilek. Damit das Regenwasser bei Starkregen in die grünen Gullys abfließen kann, bekam der Bordstein Lücken hineingefräst. Außerdem hat die Sackgasse jetzt zwei Behindertenparkplätze, eine Lieferzone und acht neue Fahrradbügel.

Hier läuft der Regen von der Straße in die grünen Gullys.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Was noch fehlt, sind 30 Poller, die vor die Baumscheiben auf der anderen Straßenseite gesetzt werden. Damit die Bereiche um die Bäume herum frei bleiben. Die sind zwar umseilt. Doch Mehmet Dilek befürchtet, dass das keinen SUV-Fahrer davon abhält, trotzdem dort großspurig zu parken. Neben einem der Bäume steht ein grauer Kasten. Es ist ein Schaltschrank mit Messgeräten darin. Die Technische Universität Berlin hat zwölf Sensoren in der Baumscheibe, unter der Fahrbahn und dem Gehweg verlegt. Die messen etwa ein Jahr lang, wie es sich mit der Bodenfeuchtigkeit nach der Entsiegelung verhält. Zum Monitoring gehörten auch „Zugversuche“ an den Schnurrbäumen. Um zu prüfen, ob die Flachwurzler nach dem Entsiegeln weiterhin standhaft sind. Die Auswertung liegt noch nicht vor. Im Straßen- und Grünflächenamt geht man aber davon aus, dass alles okay ist. „Sonst hätte uns die Baufirma schon längst Bescheid gesagt“, sagt Dilek.

Mit dem Umbau hat die Ruhlsdorfer Straße zwar 32 Parkplätze verloren, immerhin fünf weniger als gedacht. Über den Verlust hätte sich bisher aber kein Anwohner beschwert, teilen Stadträtin Gerold und ihr Projektleiter mit. Gekostet hat der Straßenumbau rund 160 000 Euro. Die Bepflanzung der Baumscheiben kostete extra. Nächstes Projekt dieser Art ist die Richard-Sorge-Straße in Friedrichshain. Dort wurde vergangenes Jahr über eine Länge von rund 500 Metern bereits entsiegelt und der Bordstein versetzt. Drei Baumriesen konnten so gerettet werden. Nun ist die andere Straßenseite an der Reihe. Eine kleinere Baumrettungsmaßnahme gab es in der Wiener Straße vor der Jugendverkehrsschule.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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