Abpfiff für Public Viewing
Warum die USE keine WM-Spiele zeigen darf
Öffentliches Fußball schauen soll im Bezirk während der Weltmeisterschaft in der Regel problemlos möglich sein. Nicht überall scheint das aber zu funktionieren. Konkret im Fall der Union Sozialer Einrichtungen (USE). Sie nahm nach langem Hin und Her ihr geplantes Public-Viewing-Angebot schon vor dem Anpfiff in Russland aus dem Spiel.
Der Träger betreibt in der Oranienstraße 26 "Die imaginäre Manufaktur", eine Werkstatt, in der behinderte Menschen zahlreiche Produkte anfertigen. Sie werden auch in einem eigenen Laden verkauft. Zum Gebäudekomplex gehört ein Innenhof. Dort wollte die USE in den kommenden Wochen die WM übertragen. In der Veranstaltung sah sie auch einen integrativen und inklusiven Ansatz. Menschen mit und ohne Handicap fiebern und jubeln gemeinsam beim Fußball. So wie bereits vor zwei Jahren bei der Europameisterschaft in Frankreich.
Dumm nur, dass einige Nachbarn von diesem geplanten Miteinander wenig halten. Es gebe hier eine "verschärfte Beschwerdelage", hieß es beim Bezirksamt. Was wohl bedeutet: Die ruhebedürftigen Anwohner hätten wahrscheinlich bei jedem Torschrei auf der Lauer gelegen. Das erwies sich als ernstes Hindernis, obwohl es sich bei dem Hof um Privatgelände handelt und alle Spiele in Russland weit vor Mitternacht zu Ende sind.
Schon als die USE im März ihren Antrag einreichte, machte das Umweltamt klar, dass der Plan, alle Spiele zu zeigen, nicht genehmigt werde. Ein danach abgespecktes Programm hielt das Amt ebenfalls noch für überdimensioniert. Weiteres Entgegenkommen des Trägers versandete, weil sich außerdem ein weiteres Problem auftat. Denn inzwischen hatte sich auch das Bauamt eingeschaltet und verlangte weitere Nachweise, etwa in Sachen Brandschutz oder Lautstärke. Worauf die USE ihren Antrag zurückzog.
"Irgendwann hätten wir einfach Planungssicherheit gebraucht", sagt Frank Schönfeld, Bereichsleiter in der Oranienstraße. Aber die sei noch am 20. Mai nicht gegeben gewesen. Und im Hauptjob habe er andere Aufgaben, als sich monatelang mit Ämtern wegen Public Viewing auseinanderzusetzen.
Das alles sei "sehr enttäuschend", fasst Frank Schönfeld zusammen. Vollständig auf die WM verzichten, will er nicht. Einige ausgewählte Spiele sollen im Laden zu sehen sein. Vor allem die der deutschen Mannschaft. Dagegen kann niemand Einwände erheben.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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