Mehr Öl, weniger Tempo
Ärger über quietschende U-Bahn

Steigender Geräuschpegel: Kilian Glaser braucht nicht extra darauf hinzuweisen. | Foto: Thomas Frey
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Der heutige Besuchstermin wäre eigentlich nicht optimal, sagt Kilian Glaser zur Begrüßung. Der Regen der vergangenen Nacht würde die Geräusche minimieren.

Sie sind aber auch so ganz gut zu hören. Geschätzt so ungefähr alle drei bis vier Minuten. Immer dann, wenn eine U-Bahn zwischen Halleschem Tor und Prinzenstraße unterwegs ist. Manchmal treffen sich auch Züge aus beiden Richtungen ungefähr auf Höhe der Zossener Brücke. Dann verdoppelt sich die Lautstärke.

Der Lärm, den die Bahnen in diesem Abschnitt verursachen, ist das Problem für Kilian Glaser. Er wohnt nicht weit davon entfernt an der Johanniterstraße. Der Krach gehe nicht nur ihm, sondern vielen Nachbarn auf die Nerven, beteuert der 43-Jährige. Potenziert sei er während heißer Tage vorhanden. Da wäre an ein Einschlafen vor Betriebsschluss nicht zu denken. Geschlossene Fenster hätten ihn zwar etwas minimiert, seien aber in lauen Sommernächten ebenfalls nicht die beste Idee. Und schließlich: Seit nicht nur eine, sondern zwei Linien auf der Hochbahn verkehren, wurden die Spannen zwischen den geräuschfreien Zeiten weiter verkürzt.

Das alles hatte Kilian Glaser bereits am Telefon erzählt, nachdem er sich wegen der lauten U1 und U3 an die Berliner Woche gewandt hatte. Das Treffen in seiner Wohnung erbrachte zumindest den Beweis, dass seine Angaben nicht aus der Luft gegriffen sind.

Ein wenig guter Willen gefragt

Auf Lärm reagiert jeder Mensch anders. Was für die einen kaum wahrnehmbar ist, halten andere bereits für unzumutbaren Radau. Auch an den regelmäßigen Dezibelanstieg, den die U-Bahnen verursachen, kann sich vielleicht mancher gewöhnen. Unwahr wäre es allerdings zu behaupten, es gebe sie nicht. Das habe die BVG aber versucht, ihm weiszumachen, sagt der betroffene Mieter. Ein Mitarbeiter wäre extra unweit der Zossener Brücke postiert worden und habe schon dort keine von den Zügen ausgehende Lärmbelästigung mehr festgestellt, so laut Kilian Glaser die Antwort der Verkehrsbetriebe. Die ihn natürlich wenig überzeugte.

Dabei, so meint er, könnte das Thema mit ein wenig gutem Willen zumindest einigermaßen herunter gedimmt werden. "Einfach mehr Öl verwenden", ist sein erster Vorschlag. Nach seinem Eindruck würden die Wagen nicht mehr richtig geschmiert. Deshalb gebe es vor allem bei höheren Temperaturen die lauten Geräusche beim Kontakt mit den Gleisen. Potenziert werde das, weil sich die Bahnen, wenn sie aus Richtung Prinzenstraße kommen, mit hohem Tempo der Zossener Brücke nähern. Dort müsse dann abgebremst werden, denn weiter zum Halleschen Tor geht es in einer leichten Biegung. Geschwindigkeit rausnehmen, formuliert er deshalb als zweite Forderung.

Abhilfe kaum möglich

Anders als es anscheinend Kilian Glaser erlebt hat, verneint die BVG auf Anfrage das Problem nicht. Es gebe dafür aber verschiedene Ursachen, denen auch versucht werde, beizukommen. Nicht immer sei das aber möglich, ohne dass es an anderer Stelle gefährlich werden könnte.

Eine Ursache für die quietschenden Züge wären die typisch engen Kurven, speziell auf der Hochbahn. Deren Beschaffenheit lasse sich aber grundsätzlich nicht ändern. Ein weiterer, von Glaser richtig erkannter Grund sei das Wetter. Bei Trockenheit fehle der Schiene der natürlicher Schmierfilm. "Das Quietschgeräusch wird lauter". Alle Züge seien zwar mit einer "zeitgesteuerten Spurkranzschmierung" versehen. Zwischen Rad und Schiene müsse die aber im perfekten Gleichgewicht sein. Zu wenig bedeute Radverschleiß. Bei zu viel wäre allerdings sicheres Bremsen nicht mehr möglich und damit lebensgefährlich, heißt es von der BVG. Deshalb könne auch nicht beliebig nachjustiert werden. Und was die Geschwindigkeit betreffe, die werde "den Gegebenheiten des jeweiligen Streckenabschnitts angepasst".

Außerdem verweist die BVG darauf, dass in der Nacht regelmäßig ein Schleifzug auf den Strecken unterwegs ist. Der solle zwar vor allem Unebenheiten ausmerzen. Aber der Geräuschpegel werde dadurch ebenfalls minimiert.

Kilian Glaser werden die Antworten wahrscheinlich wenig befriedigen. Zusammengenommen kann er höchstens auf schlechteres Wetter hoffen.

Dass nicht nur er auf den Lärm jetzt sensibler reagiert, auch dafür gibt es eine mögliche Erklärung von den Betreibern des öffentlichen Nahverkehrs. Seit auch die U3 in diesem Streckenabschnitt unterwegs sei, fahren mehr Züge auf der Hochbahn. Deshalb reduziert sich auch die Zeit zwischen möglichen Einschlafphasen, ehe es wieder quietscht.

Steigender Geräuschpegel: Kilian Glaser braucht nicht extra darauf hinzuweisen. | Foto: Thomas Frey
Eine U-Bahn unweit der Zossener Brücke. Meist ist ihre Ankunft unüberhörbar. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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