Erstes Probesitzen: Aufschlag für Begegnungszone Bergmannstraße
Die beiden sogenannten Parklets befinden sich an den gegenüberliegenden Hausnummern 11 und 99. Sie nehmen jeweils den Raum von etwa drei bisherigen Parkplätzen ein.
Mit diesen jeweils 50 000 Euro teuren Stadtmöbeln begann am 15. März der Probelauf für die Testphase zur Begegnungszone Bergmannstraße. Sie bestehen jeweils aus langgestreckten Sitzbänken mit Platz für rund Dutzend Personen. Ebenfalls vorhanden sind kleine Tische. Passanten sollen sich hier niederlassen, verweilen, den Betrieb in der Bergmannstraße ohne Stress genießen. Vor allem sollen sie ihre Meinung zu diesen ersten Prototypen äußern.
Die Bevölkerung werde in das Verfahren intensiv eingebunden, versicherte Berlins Umwelt- und Verkehrssenatorin Regine Günther (für Bündnis 90/Grüne) bei der Eröffnung. "Wir erwarten uns dabei wertvolle Hinweise für ein Gelingen der Testphase", betonte Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Grüne).
Die aktive Beteiligung wird schon deshalb besonders herausgestrichen, um dem Projekt entsprechenden Rückenwind zu sichern. Deshalb gibt es die jetzt vorgeschaltete Probephase zum folgenden Test, dem dann, bei entsprechender Resonanz, das endgültige Umgestalten in eine Begegnungszone folgen soll.
Über die Begegnungszone Bergmannstraße wird seit einigen Jahren diskutiert (wir berichteten mehrfach). Darunter zu verstehen ist vor allem eine Neuaufteilung des Straßenlandes. Konkret würde das weniger Platz für Autos bedeuten, die sich die Fläche mit Radfahrern und Fußgängern teilen müssten. Auch der Wegfall der meisten Parkplätze ist dabei vorgesehen. Das soll zu einer Verkehrsberuhigung führen und mehr Raum für andere Aufenthaltsmöglichkeiten bringen. Wie das aussehen könnte, dafür stehen nun die beiden Parklets als erste Beispiele.
Keine Begeisterung bei Anwohnern
Die Pläne stießen bei mehreren Bürgerversammlungen und Online-Befragungen gelinde gesagt nicht unbedingt auf überwältigende Zustimmung. Gewerbetreibende beklagten Hindernisse für ihre Kundschaft, Anwohner den Wegfall von Autoabstellmöglichkeiten oder weiteren Lärm durch Publikum auf der Straße. Und immer wieder wurde auf die Schöneberger Maaßenstraße verwiesen. Dort wurde die erste Berliner Begegnungszone eingerichtet, die vielen inzwischen als Negativbeispiel gilt.
Um die Einwände einigermaßen aufzufangen, wurde beschlossen, in der Bergmannstraße eine Testphase voranzustellen. Dafür sollen ab Herbst mehrere temporäre Stadtmöbel aufgestellt werden. In welcher Art und Form, auch darüber soll der jetzt gestartete Probelauf Auskunft geben. Wenn deutlich werde, wie sie sich in die Straße einpassen, werde dadurch vielleicht auch die Akzeptanz erhöht, so die Hoffnung. Erst recht, wenn eigene Vorschläge berücksichtigt werden. Endgültig entschieden über die Begegnungszone wird 2019.
Probelauf soll Akzeptanz erhöhen
Die beiden Parklets sorgten beim Aufschlag am 15. März schnell für Aufmerksamkeit. Und trotz ungemütlicher Temperaturen wagten nicht nur Senatorin und Baustadtrat ein erstes Probesitzen. Insgesamt herrschte eine Art gespannte, auch zurückhaltende Erwartung. Erste kritische Einwände fehlten ebenfalls nicht. Ein Passant beklagte zum Beispiel die jetzt geringere Straßenbreite.
Um ein möglichst detailliertes Meinungsbild zu bekommen, werden ab April Befragungen zur Nutzung der Parklets stattfinden. Parallel dazu läuft außerdem eine Fragebogenaktion. Die Ergebnisse sollen im Sommer vorliegen und dann die Planungen für die Testphase starten. Das alles kann auch unter www.begegnungszonen.berlin.de nachvollzogen werden.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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