Regenbogen am Checkpoint Charlie
Fraktion macht sich für Rundum-Grün-Ampel und bunte Kreuzung stark
Die Rundum-Grün-Ampel am Checkpoint Charlie soll angeschaltet bleiben. Das fordern die Grünen. Außerdem wollen sie die Kreuzung in Pride-Farben streichen – für ein weltoffenes Berlin.
Seit 24 Jahren gibt es sie, die Rundum-Grün-Ampel am Checkpoint Charlie. Nach dem Vorbild der berühmten Shibuya-Kreuzung in Tokio dürfen die Fußgänger dort bei Grün zeitgleich drei Straßen in allen Richtungen überqueren: die Friedrichstraße, die Kochstraße und die Rudi-Dutschke-Straße. Der Vorteil: Fußgänger werden nicht von abbiegenden Autos gefährdet.
Die Senatsverkehrsverwaltung will Berlins einzige Rundum-Grün-Ampel jedoch wieder auf Normalbetrieb umstellen, trotz gesunkener Unfallzahlen. Die Berliner Grünen sind dagegen, sie wollen, dass die Ampel dauerhaft bleibt. Bei einem Vor-Ort-Termin an der Kreuzung, gleich neben der U-Bahn-Station Kochstraße, erläuterten Fraktionschef Werner Graf und Antje Kapek als verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion kürzlich das Warum. „Seit einem Vierteljahrhundert ist die Ampel Teil des Stadtbildes und ein Highlight für Touristen, die den Checkpoint Charlie als historischen Ort besuchen“, so Werner Graf. „Und sie ist ein Beispiel dafür, wie eine einfache Lösung zu mehr Verkehrssicherheit beitragen kann“, argumentierte Antje Kapek. Zahlen des Senats belegen das. Gab es an der Kreuzung am Checkpoint Charlie im Jahr 2000 noch 27 Verkehrsunfälle, sank die Zahl bis zum Jahr 2022 auf durchschnittlich 15 Unfälle pro Jahr. 2021 ereignete sich an der Kreuzung nur ein Unfall. An den 20 unfallreichsten Kreuzungen Berlins kommt es dagegen jedes Jahr laut Statistik zu 65 bis 221 Unfällen.
Eine weitere Forderung der Grünen ist daher, die Fußgängerampel auch an anderen gefährlichen Kreuzungen einzusetzen. Das geht allerdings nicht überall. Unten an der Kreuzung Frankfurter Tor in Friedrichshain fährt zum Beispiel die Tram, weshalb Fußgänger die Straßen dort nicht quer und diagonal überqueren können.
Und die Grünen haben noch eine Idee. Berlins ungewöhnlichste Kreuzung soll noch mehr auffallen. Mit einer Fahrbahnmarkierung in den Farben der Regenbogenflagge, „als Zeichen für ein weltoffenes Berlin“. Solche Regenbogen-Kreuzungen gibt es schon, in London, Wien und Vilnius zum Beispiel. Auch im Bezirk steht man dem Vorschlag aufgeschlossen gegenüber. „Ich finde ihn charmant“, sagte Verkehrsstadträtin Annika Gerold (Grüne). „Wenn die Senatsverkehrsverwaltung das Okay gibt, markieren wir die Kreuzung gern in Regenbogenfarben.“
Ihre Forderungen haben die Grünen in einem Antrag formuliert, den sie in der nächsten Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses abstimmen lassen wollen. Wird der Antrag beschlossen, müsste der Senat den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg als Baulastträger mit der bunten Markierung beauftragen. Werner Graf gab sich da optimistisch. „Gute Ideen setzen sich durch.“ Der Bezirk jedenfalls steht in den Startlöchern.
Die Rundum-Grün-Ampel am Checkpoint Charlie war im Jahr 2000 nach Forderungen des „Fuss“-Vereins als Verkehrsversuch gestartet. Im Juni 2023 kündigte die Senatsverkehrsverwaltung an, die Ampel wieder ausschalten zu wollen. Weil ihre Drei-Phasen-Regelung zu längeren Wartezeiten führt, so das Argument. Dadurch stauen sich die Fußgänger vor allem auf der schmalen Mittelinsel vor dem U-Bahn-Ausgang, was beim Vor-Ort-Termin auch zu beobachten war. In der Folge laufen Fußgänger bei Rot über die Kreuzung.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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