Runter von der Straße
In einem Kreuzberger Kiez sollen in einem Modellversuch alle Parkplätze wegfallen
Grüne und SPD, die in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg die Mehrheit haben, wollen in einem Modellprojekt alle Parkplätze im Graefekiez beseitigen.
Anwohner könnten ihre Autos in einem Parkhaus am Hermannplatz für 30 Euro monatlich abstellen, so die Idee in dem grün-roten Antrag. Die Straßen sollen als Spielstraßen ausgewiesen werden. Ausnahmen vom Parkverbot soll es geben, etwa für Menschen mit Behinderungen. Viele Details sind offen, zum Beispiel wie man das rechtlich durchsetzen will.
Dieser erneute Auto-raus-Plan der Kreuzberger Grünen reiht sich in die lange Liste der ideologisch motivierten Straßenkonzepte ein. Erst sind es immer Modellprojekte, die dann dauerhaft zementiert werden. Fast alle Anwohner würden das wollen, wird dann jedes Mal behauptet. Ich frage mich bei diesen Parklets, wie die Holzbauten auf der Fahrbahn auch genannt werden, wer da eigentlich sitzen will. Wenn ich mich mit Freunden treffen will, gehe ich in einen grünen Stadtpark. Berlin hat so viele grüne Plätzchen, wo man entspannen kann. Da muss ich auf keiner Straße hocken und Fassaden anstarren. Mit meinen Kindern war ich immer auf dem Spielplatz. Ich kann mich nicht erinnern, dass die mit dem Bobbycar die Straße vorm Haus entlang brettern wollten.
Die autofreie Friedrichstraße ist totaler Murks, der Parklet-Blödsinn auf etlichen Straßen vor allem ein Ärgernis, weil die Fahrbahnmöbel als Mülleimer, Klo und Suffecke genutzt werden. Ob sich das Leben für die rund 20.000 Menschen im Graefekiez verbessert, wenn alle Parkplätze im öffentlichen Straßenraum wegfallen, bezweifle ich. Für die Berliner, die nicht alles mit dem Fahrrad machen können oder wollen, sicherlich nicht.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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