Vision geht in Testphase
Radbahn unter Hochbahn eröffnet
Einst parkten dort Autos. Nun gehören die 200 Meter unter dem U-Bahn-Viadukt der U1 den Radfahrern. Das Testfeld der Radbahn ist eröffnet.
Die Idee einer neun Kilometer langen Radbahn unter der U1 entlang der Skalitzer Straße gab es schon 2015. Fast ein Jahrzehnt später haben die Macher der „Radbahn Berlin“ jetzt ein 200 Meter lange Testfeld eröffnet. Berlins erster überdachter Radweg führt vom Kottbusser Tor unter dem U-Bahn-Viadukt bis zum Görlitzer Bahnhof und zurück. Zwei markierte Radstreifen geben die jeweilige Richtung vor. Ein Tempolimit gibt es nicht. „Wir setzen auf gegenseitige Rücksichtnahme“, sagt Luise Flade vom Reallabor Radbahn.
Ein Radschnellweg will das Testfeld zwischen Mariannenstraße und Oranienstraße aber auch gar nicht sein. „Es ist ein Ort zum Experimentieren“, erklärt Flade. “Mit dem Testfeld wollen wir Menschen für lebenswerte, klimagerechte Stadträume begeistern und zeigen, was alles unter dem Hochbahn-Viadukt möglich ist.“ Für die Teststrecke wurden Parkplätze entsiegelt, Sitzmöbel neben dem Radweg aufgestellt und Beete mit etwa 5000 Pflanzen angelegt. Auch bauliche und technische Lösungen sollen dort getestet werden: etwa eine Fahrradampel, Fahrradleitsysteme, Abstellflächen, Servicestationen, ein Luftmessgerät und öffentliches WLAN, aber auch Spielgeräte für Kinder. Alles Dinge, die sich Anwohner bei einer Ideenwerktstatt zur Gestaltung des Testfeldes gewünscht hatten.
Die aktive Testphase dauert jetzt bis zum 15. Juni. In dieser Zeit wird die Fläche mit Veranstaltungen bespielt und mit einer Bürgerbefragung getestet. „Wir wollen wissen, ob das übertragbar ist auf die gesamte Strecke von neun Kilometern“, so Flade. Oder, ob auch andere Orte für das Verkehrsexperiment infrage kommen. Zum Beispiel unter dem Viadukt der U2 entlang der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg.
Gekostet hat die Radbahn-Probierstrecke mit allem Drum und Dran rund 3,7 Millionen Euro. Eröffnen sollte das Testfeld schon vor zwei Jahren, doch es gab Verzögerungen. Wegen Corona und der übervollen Firmenauftragsbücher danach. Auch waren sich Senat und Bezirksamt nicht immer einig. So wollten die Planer die Kreuzung Skalitzer Straße und Mariannenstraße eigentlich mit aufnehmen ins Experiment. Doch für die Kreuzung ist der Senat zuständig und der machte dafür kein Geld locker.
Die Vision, den verwaisten Raum unter der U1 zum Multistadtraum zu entwickeln, hatte 2015 die Denkfabrik „paper planes“. Ab 2019 wurde das Projekt Reallabor als Nationales Projekt des Städtebaus von Bund und Land gefördert und mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg auf die Straße gesetzt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung begleitet das Experiment.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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