Hotspot ohne Publikum
Am Mehringdamm ist es wegen der Corona-Krise ruhig geworden
Es gibt viele ansonsten belebte Orte, an denen es wegen des Coronavirus inzwischen sehr ruhig geworden ist. Einer davon ist der westliche Bereich des Mehringdamms zwischen U-Bahnausgang und der Kreuzung Yorckstraße.
Auf gut 200 Meter ballen sich dort fünf Imbissstätten, zwei Spätkauf-Läden, ein Lokal und eine Spielhalle, dazu das BKA-Theater und ein Karaoke-Club. Die Spielstätten sind geschlossen. Vorgesehene BKA-Auftritte können teilweise per Livestream verfolgt werden. Auch der Daddel-Treff und die Gaststätte "Vogt's Bier-Express" mussten dicht machen. Weiter in Betrieb blieben die Verköstigungsstätten, allerdings mit Einschränkungen. Speisen dürfen noch mitgenommen, nicht aber vor Ort verzehrt werden.
Deutlich wird das vor allem bei Curry 36, in normalen Zeiten eine der angesagtesten Berliner Imbiss-Adressen. Die georderte Ware wird dort eigentlich an den Stehtischen eingenommen. Sie sind aber weggeräumt. Dafür wird auf die Abstandsregeln hingewiesen. Wer etwas bestellt, soll sich nach Erhalt schnell entfernen. Es gibt noch die Auswahl zwischen Essen eingepackt oder auf die Hand.
Der Verkauf könne immerhin noch stattfinden, sei aber mit dem in Vor-Corona-Zeiten überhaupt nicht zu vergleichen, sagen die Mitarbeiter. Vier stehen in diesem Moment hinter dem Tresen. Sie teilen sich die wenige Arbeit. Etwa bei den bestellten Pommes rot-weiß. Einer sorgt für die Fritten und den Ketchup, eine Kollegin ist für die Mayonnaise zuständig.
Keine Schlangen bei "Mustafa's"
Wenige Meter weiter befindet sich mit "Mustafa's Gemüse Kebap" ein weiterer, über die Stadt hinaus bekannter Name des Berliner Schnellverköstigungsgewerbe. Nach einem Brand im vergangenen Oktober am ursprünglichen Standort, direkt am U-Bahneingang, befindet sich der Döner-Treff jetzt vis-à-vis davon, neben dem Finanzamt. Auch dort war die Nachfrage ungebrochen. Lange Schlangen geduldig wartender Kebap-Liebhaber gehören eigentlich zum Bild bei Mustafa. An diesem Tag stehen gerade einmal vier Personen an.
Der Döner-Laden, Curry 36 und all die anderen Anbieter, sie bilden eine Art Einflugschneise für zahlreiches, bunt gemischtes Publikum. Viele schweben dort ein zum Stärken oder Vorglühen, um sich danach zu weiteren Aktivitäten aufzumachen. Es herrscht normalerweise zu jeder Tageszeit dort viel Betrieb, manchmal ist es brechend voll. Es mag gewöhnungsbedürftig sein, wenn sich jemand im Zickzack über den Gehweg schlängeln muss, vorbei an Touristengruppen oder Einheimischen, im Sommer vorbei an der Außenbestuhlung im "Bier-Express". Das ist jetzt erst einmal abgewürgt durch das Coronavirus. Niemand weiß bisher, wie lange.
Auch ihm fehle natürlich die Laufkundschaft, sagt der Verkäufer im Spätkauf, ebenso wie dem Obdachlosen, der in diesem Moment neben den wenigen Menschen unterwegs ist. Anders als sonst spricht er aber niemanden an.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.