Bizim Bakkal gibt nun doch auf
Kreuzberg. Der Kampf um den Lebensmittelladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77 geht am 31. März zu Ende. Zu diesem Termin wird das Geschäft der Familie Caliskan geschlossen.
Der Grund dafür seien die gesundheitlichen Probleme von Inhaber Ahmet Caliskan, erklärte die Initiative Bizim Kiez, die sich seit dem vergangenen Frühjahr für den Erhalt des Geschäfts stark gemacht hatte. Sie verweist außerdem darauf, dass zwar eine Rücknahme der ursprünglichen Kündigung, aber bisher kein Mietvertrag mit fester Laufzeit erreicht werden konnte.
Die Familie Caliskan betrieb das Bizim Bakkal (deutsche Übersetzung: "Unser Laden") seit 29 Jahren. Es war eines der letzten noch inhabergeführten Geschäfte für Obst und Gemüse im Wrangelkiez. Vor knapp einem Jahr wurde ihm zum Sommer 2015 vom neuen Besitzer der Immobilie gekündigt.
Dagegen regte sich Protest, der sogar nationale und internationale Beachtung fand. Jeden Mittwoch kam es zu Solidaritätsdemostrationen vor dem Laden (wir berichteten). Und es bildete sich die Bizim Kiez-Initiative, die von diesem Beispiel ausgehend auf das Problem von Mietsteigerungen und Verdrängung sowohl von Anwohnern, als auch von Gewerbetreibenden in diesem Quartier hinwies.
Die Aktionen sorgten dafür, dass der Vermieter die Kündigung zurücknahm. Sie wäre aber auch danach jederzeit möglich gewesen, informiert Bizim Kiez. Ohne planbare Perspektive könne die Familie den Betrieb nicht aufrecht erhalten. Die gesundheitlichen Probleme von Ahmet Caliskan seien dem Eigentümer bekannt gewesen.
Die Initiative werde dagegen weiterbestehen. Der Kampf um Bizim Bakkal habe die Nachbarschaft mobilisiert, heißt es. Inzwischen gehe es um weitere bedrängte Hausgemeinschaften und Gewerbetreibende. Gefordert wird deshalb, den im Wrangelkiez geltenden Milieuschutz für Wohnungen auch auf das Kleingewerbe auszudehnen. Die Händler hätten bisher kaum Chancen, dem Preisanstieg standzuhalten. Gleiches gelte auch für viele Jugend-, Senioren- oder Kultureinrichtungen und sogar für Kitas. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.