Außenreklame im Wandel der Zeiten
Die Firma Hruby Werbetechnik wird 100 Jahre alt
Wenn Fritz und Alke Naumann in der Stadt unterwegs ist, werden sie häufig mit ihren eigenen Produkten konfrontiert. Zum Beispiel wenn ein Bus vorbeifährt. Oder sie an manchen Schildern vorbeilaufen. Da heißt es dann oft: "Die sind von uns".
Das Ehepaar ist Eigentümer der Firma Hruby Werbetechnik an der Köpenicker Straße. Das Unternehmen stellt Außenreklame aller Art her. Und das seit 100 Jahren. Gefeiert wird das Jubiläum am 12. April mit einem großen Geburtstagsevent. Auch eine Festschrift erscheint. Hruby im Wandel der Zeiten.
Wie alles begann. Die Gründer waren der Malermeister Karl Hruby und sein Bruder Zdenko. Über ihre damalige Motivation kann auch Fritz Naumann nur spekulieren. Auf der einen Seite waren es schwierige Zeiten, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Revolution. Andererseits aber vielleicht gerade deshalb eine Phase, um Neues auszuprobieren. Etwa Werbung im Stadtbild sichtbar zu machen. Und wer sich Fotos oder Filme aus den 1920er-Jahren anschaut, sieht, dass das sehr schnell sehr prägend war.
Einst und Jetzt. Die Brüder verzierten Kutschen, Autos, Busse mit Kaufhinweisen, Firmenlogos oder Anschriften. Nicht allein, denn sie hatten bald mehr als 20 Angestellte. Ungefähr so viele wie heute bei Hruby arbeiten. Damals und noch lange danach passierte das weitgehend von Hand.
Auch Fritz Naumann kann sich noch an Zeiten erinnern, in denen er wochenlang einen BVG-Bus nach Schablone bemalte. Heute werden dafür Folien verklebt. Naumann hat 1984 als Schilder- und Lichtreklameherstellerlehrling bei Hruby angefangen. Inzwischen wäre es gar nicht mehr möglich, einen großen Gelben so lange aus dem Verkehr zu ziehen. Dafür fuhr die Werbung damals Monate, manchmal Jahre durch die Stadt. Jetzt wechselt sie normalerweise in viel kürzeren Intervallen.
Nicht nur das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Siebdruck oder aktuell 3D-Druck sind nur zwei weitere Stichworte. Es kann schneller und in größeren Mengen produziert werden. Ganz ohne analoge Zutaten gehe es aber selbst heute noch nicht, sagt der Inhaber. Manche Farben werden, wenn auch inzwischen dosiert, weiter von Hand aufgetragen.
Eine große Bandbreite. Werbeschilder in allen Größen fallen bei Hruby als erstes ins Auge. Aber hergestellt wird auch manches, was zunächst nicht unbedingt hier vermutet wird. Von Visitenkarten bis verfremdete Gemälde. Neue Produktlayouts von bekannten Marken. Leuchtbuchstaben. Hinweisschilder. Oder ein fünf Meter großes Ufo, das ein Schuhhersteller als besonderen Hingucker gefertigt haben wollte. Die Akquise käme heute zum großen Teil über Agenturen. Auch das habe sich gegenüber früher geändert, als häufig kleine Geschäfte das Gros der Kunden ausgemacht hätten.
An einen Auftrag erinnert sich Fritz Naumann besonders. Als 1996 durch einen Brand Teile des Flughafens in Düsseldorf beschädigt wurden, ging es darum, innerhalb weniger Tage Ersatzwegweiser zu fertigen, die die Umleitungen im Terminal anzeigten. Eine Herausforderung, aber gerade deshalb auch besonders spannend.
Wie geht es weiter? Der 3D-Drucker steht für die aktuellste Innovation. Er befindet sich auch nicht im Kreuzberger Stammwerk, sondern in einer nicht nur deshalb inzwischen eingerichteten Außenstelle in Marzahn. Denn das haben auch die Naumanns erfahren: In der Innenstadt sind Gewerbeflächen inzwischen knapp und die noch vorhandenen teuer. Auf das Label Kreuzberger Unternehmen wird aber weiter Wert gelegt. Denn hier war die Firma bisher fast durchgehend ansässig.
Die Gründer starteten in der Gitschiner Straße 15. Der Blücherplatz, die Admiralstraße und das Dragoner-Areal an der Obentrautstraße waren weitere Adressen. Seit 1997 befindet sich Hruby an der Köpenicker Straße.
Vom Lehrling zum Chef. Etwas anderes hat ebenfalls Tradition. Nämlich die Weitergabe der Firma an einen einstigen Auszubildenden. Schon Karl Hruby machte das so. Sein Bruder Zdenko war nach dem Zweiten Weltkrieg ausgestiegen. Als Nachfolger baute er den Lehrling Peter Rainer Nitka auf, der 1970 übernahm. Nitka übergab 40 Jahre später an Fritz Naumann. Der und Ehefrau Alke wollen es genauso machen. Sie hätten zwar zwei Söhne. Aber erstes scheinen die andere Berufsinteressen zu verfolgen, was ihnen ganz lieb ist. Und zweites würde das Loslassen weitaus schwerer fallen, wenn das Unternehmen weiter in der Familie bliebe. Deshalb werden auch sie eines Tages an einen Mitarbeiter übergeben, der seit der Lehrzeit hier tätig ist. Das passiert aber nicht heute oder morgen, sondern vielleicht in zehn, 15 Jahren. Fritz und Alke Naumann, die heutigen Firmenchefs.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.