Mittendrin am Moritzplatz
Initiative "Moritz & Friends" steht im Finale des Zentrenwettbewerbs
Unter dem Titel "Mittendrin Berlin" schreibt die Industrie- und Handelskammer (IHK) jedes Jahr einen Wettbewerb aus, der sich mit der Verbesserung und Aufwertung von Stadtquartieren beschäftigt. 28 Projekte haben sich für den aktuellen Contest beworben. Im August wurden daraus acht Finalteilnehmer ausgewählt. Einer davon ist die Initiative "Moritz & Friends". Ihr Anliegen: den Moritzplatz attraktiver machen.
Wer sind "Moritz & Friends"? Nach eigenen Angaben besteht die Initiative aus rund 20 Mitgliedern. Sie kommen häufig aus schon bestehenden Initiativen wie der AG Moritzplatz. Mit dabei sind Vertreter aus Kultur und Kreativwirtschaft, Handel und Gewerbe und aus dem sozialen Bereich. Bianca Janssen, Ansprechpartnerin von "Moritz & Friends", ist zum Beispiel Kommunikationsleiterin im Aufbau-Haus.
Was war der Ausgangspunkt? Rund um den Moritzplatz hat sich inzwischen eine Menge Gewerbe angesiedelt. Gleichzeitig erscheint er als der „blinde Fleck“ in Kreuzberg. Die Anlage wirkt nicht unbedingt einladend. Die Aufenthaltsqualität zu verbessern, ist deshalb ein wichtiges Anliegen von "Moritz & Friends".
Wie soll das passieren? Das ist die spannende und auch schwierige Frage. Deutlich wurde das bei einer öffentlichen Veranstaltung am 31. Oktober. Denn was der Moritzplatz heute darstellt und was anders werden soll, dazu gab es ein sehr breites Meinungsspektrum. Da ist zum Beispiel der Architekt Carlos Alarcón Allen vom Büro Alas. Er verfolgt schon seit Jahren die Idee eines Glasdachs über dem U-Bahnhof. Das wäre auf jeden Fall ein Hingucker. Allerdings finden diese Pläne keine Gnade beim Denkmalschutz.
Marco Clausen, Chef der Prinzessinnengärten, sieht mögliche Aufwertungstendenzen dagegen kritisch. Die Gegend stehe bereits jetzt unter massivem Gentrifizierungsdruck. Betroffen davon seien vor allem die bisherigen Anwohner und kleine Gewerbetreibende. Auch er wisse nicht, wie lange sein Biotop noch zu halten sei, so Clausen.
Andreas Krüger versuchte mit einem Einerseits-Andererseits diese beiden unterschiedlichen Positionen zu bündeln. Natürlich müssten negative Auswüchse im Blick behalten werden, aber bitte nicht grundsätzlich auf jede Veränderung verzichten. Andreas Krüger ist mit seiner Firma Modulor 2011 einer der ersten und wichtigsten Ankernutzer im Aufbau-Haus geworden. Das Wiederbeleben dieser Immobilie habe in den Jahren danach einen Schub in die Gegend gebracht. Jetzt braucht es einen neuen Anlauf.
Der soll, auch das wurde deutlich, auch ganz unterschiedliche Fragen behandeln. Etwa die Historie des Ortes. Wer weiß zum Beispiel, dass unter dem U-Bahnhof ein nie genutztes S-Bahngleis liegt? Er würde sich dort auch ein paar Geschäfte wünschen, sagte BVG-Marketingleiter Martell Beck. Nicht nur wegen weiterer Einnahmen für die Verkehrsbetriebe, auch weil dort, wo sich viele Menschen aufhielten, es eine größere Kontrolle gebe.
Was wiederum auch zum Thema Kriminalität, vor allem dem Drogenhandel führte. Ein Ärgernis für Toni, mit 19 Jahren der wahrscheinlich jüngste Teilnehmer des Abends. Ganz offen werde im Bahnhof gedealt, auch harte Drogen würden konsumiert. Was dagegen getan werde, wollte er wissen.
Was folgt daraus? Natürlich ließen sich manche Ideen nicht umsetzen, meint Bianca Janssen. Aber es brauche gleichzeitig Visionen, um etwas zu verändern. Als Ergebnis dieses Abends habe sich vor allem herausgeschält, sich zunächst mit einigen Teilbereichen zu beschäftigen. Konkret im Gespräch seien dabei der U-Bahnhof sowie die Grünfläche am nordwestlichen Rand.
Wie geht es jetzt weiter? Die Unterlagen für das Mittendrin-Finale muss "Moritz & Friends" spätestens am 20. Januar 2020 einreichen. Im Februar fällt die Entscheidung über die Sieger des Wettbewerbs. Bis zu drei Gruppen können dabei als Gewinner ausgezeichnet werden. Sie erhalten als finanzielle Unterstützung zum Umsetzen ihres Konzepts ein Budget von bis zu 10 000 Euro, außerdem die Hilfe eines professionellen Büros. Die fertigen Konzepte sollen im September 2020 bei einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt werden. Und egal wie der Wettbewerb für "Moritz & Friends" ausgeht, die Arbeit am und für den Moritzplatz bedeutet ohnehin ein Langzeitprojekt.
Wo gibt es weitere Hinweise? Wer mehr über die Initiative wissen oder sich beteiligen möchte, findet Informationen dazu auf der Website www.moritzandfriends.de. Alles zum Wettbewerb gibt es unter www.berlin.de/mittendrin.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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