Aldi will bleiben
Streit um Discounter in der Markthalle Neun geht weiter

Seit zwei Jahren wird über die Aldi-Filiale in der Markthalle Neun gestritten.  | Foto: Ulrike Kiefert
  • Seit zwei Jahren wird über die Aldi-Filiale in der Markthalle Neun gestritten.
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Anfang 2019 wurde bekannt, dass die Markthalle Neun den Mietvertrag mit Aldi beenden und stattdessen einen Drogeriemarkt in der Halle ansiedeln will. Seitdem streiten sich Discounter und Anwohner mit Marktbetreibern und Bezirksamt um den Erhalt der Filiale. Aldi bekräftigte jetzt aber, bleiben zu wollen.

Öffentlich ausgetragen wird der Streit zwischen Betreiber, Bezirksamt und Aldi-Nord schon länger. Nun hat eine Stellungnahme der Markthalle Neun als Reaktion auf eine Presseinformation von Aldi Nord von Mitte Februar für neuerliche Aufregung gesorgt. Denn die Betreiber der Markthalle ziehen aus dem Aldi-Schreiben den Schluss, dass der Discounter auf der Suche nach einer Alternative zum Standort in der Markthalle sei und seine Filiale demnach schließen will. Denn die Aussage von Aldi, als Nahversorger im Kiez grundsätzlich in der Markthalle bleiben zu wollen, „bis sich eine realistische und ortsnahe Alternative bietet“, bestätigt für die Betreiber frühere Gespräche, bei denen Aldi angekündigt haben soll, die Markthalle Neun aufgeben zu wollen.

"Rückzug steht nicht zur Debatte"

Tatsächlich stellt das Unternehmen aber bereits mit der Überschrift seiner Presseinfo klar: „Aldi will bleiben“. Weiter heißt es: „Ein strategischer Rückzug aus dem Wrangelkiez steht für Aldi nicht zur Debatte“, denn man wolle vor allem jetzt in der Corona-Pandemie verlässlicher Nahversorger für die Menschen im Quartier sein. Einer Pressemitteilung des Bezirksamts von Anfang Dezember 2020 widerspricht Aldi gleich mit. So habe es damals geheißen, „wir hätten signalisiert, im Rahmen unserer Modernisierungsmaßnahmen auf der Suche nach größeren Verkaufsflächen zu sein und würden daher in der Markthalle IX keine Perspektive sehen“. Grund sei aber die sehr kurzfristige Kündigungsoption des Vermieters, die dem Unternehmen jegliche Planungssicherheit nehme. „Vertraglich haben wir daher tatsächlich derzeit keine langfristige Perspektive für den Markt.“

Für den Erhalt der Aldi-Filiale oder die Eröffnung eines anderen Lebensmittel-Discounters haben bis heute 5290 Anwohner unterschrieben. „Die Unterschriften wurden dem Berliner Abgeordnetenhaus überreicht“, teilt die Anwohnergruppe Kiezmarkthalle mit. Auch die Ergebnisse des Dialogverfahrens der Markthalle Neun sprechen für die Anwohner eine deutliche Sprache. Demnach wollen 259 der 612 Teilnehmer Aldi oder einen anderen Supermarkt behalten. Nur 97 hätten sich eine Drogerie in der Markthalle gewünscht, die meisten davon zusätzlich zu einem Supermarkt. Weitere 407 Anwohner wünschten sich grundsätzlich bezahlbare Lebensmittel, egal ob Bio oder konventionell. „Die Anwohner der Markthalle Neun haben sich für den Verbleib des Aldis oder eines vergleichbaren Lebensmitteldiscounters und für eine Kiezmarkthalle für alle entschieden“, fasst Claudia Henrich für die Anwohnergruppe zusammen. „Jetzt müssen die Markthalle-Neun-Betreiber ihr erteiltes Versprechen umsetzen und dem Aldi in der Markthalle Neun einen langfristigen Mietvertrag geben.“ Aktuell wird der Mietvertrag mit Aldi nur noch monatsweise verlängert.

Modellbezirk für gesunde Ernährung

Auch Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) fordern die Anwohner auf, sich für die Aldi-Filiale einzusetzen. Doch für das Bezirksamt stehen als Ergebnis des Dialogverfahrens, das im Dezember 2020 endete, „gesundes Essen und Ernährungswende für alle“ im Fokus. Der Bezirk will zum Modellbezirk werden und hat darum als erste Maßnahme einen verwaltungsinternen „Ernährungswenderat“ angekündigt. Als bundesweites Modellprojekt war dann wie berichtet im August 2020 die „Kantine Zukunft Berlin“ in die Markthalle eingezogen.

Aldi aber passt in dieses Konzept offenbar nicht hinein. Stattdessen argumentieren Bezirksamt und Markthallen-Betreiber, dass die Nahversorgung im Quartier mit Discounter-Lebensmitteln „umfänglich gesichert“ sei. „Auch deshalb war der Verzicht auf einen Lebensmittel-Discounter von Beginn an Teil des vom Senat im Kaufvertrag vorgegebenen Nutzungskonzeptes für die Markthalle Neun“, teilen die Betreiber mit.

Anträge zur Markthalle abgelehnt

Die Zukunft der Markthalle Neun beschäftigt derweil auch wieder die Bezirksverordneten, die sich bereits für die Aldi-Filiale ausgesprochen hatten. So wurden im Wirtschaftsausschuss am 16. Februar drei ältere Anträge von SPD, Grünen und Linken zum Erhalt der Filiale, zum runden Tisch mit Anwohnern und zum Dialogverfahren abgelehnt. Das Bezirksamt hatte die Beschlussvorlagen im Vorfeld als „erledigt“ betrachtet. Die Anwohnergruppe will das Dialogverfahren dagegen fortführen.

Die aktuellen Betreiber hatten die Markthalle Neun 2011 von der landeseigenen Berliner Großmarkt GmbH erworben. Im Konzept wurde damals eine „Markthalle für alle“ versprochen – subventioniert vom Land Berlin. Anfang 2019 wurde dann bekannt, dass die Betreiber den Mietvertrag für die Aldi-Filiale beenden und stattdessen einen Drogeriemarkt ansiedeln wollen. Das löste die Anwohnerproteste aus.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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