Bezirk plant sozialverträgliche energetische Sanierung als Pilotprojekt
Für gewöhnlich überkommt Mieter das kalte Grausen, wenn sie eine Ankündigung für die Sanierung bekommen. Denn damit ist immer eine Mietsteigerung verbunden. Der Hauseigentümer kann einen Teil der Kosten umlegen. Dabei versucht er aber in der Regel auch, die Energiekosten zu senken. Das spart dann auch dem Mieter Geld und ist obendrein klimafreundlich.
Oft jedoch steigt die Miete nach der Modernisierung so sehr, dass sich mancher seine Wohnung nicht mehr leisten kann. Ein Problem, das nach einer Lösung verlangt: Welche energetischen Sanierungsmaßnahmen sind am sinnvollsten, also auch am wirtschaftlichsten für alle Seiten? Das will der Bezirk in einem Pilotprojekt herausfinden.
Er hat 30 private Hauseigentümer gewonnen, die sich bei der Sanierung auf die Finger schauen lassen wollen. Die ausgewählten 40 Gebäude liegen zwischen Siegfried-, Gudrun-, Gunther- und Fanningerstraße. Das Gebiet gehört zum Teil zum Sanierungsgebiet Frankfurter Allee Nord. Rund 920 Menschen wohnen hier in 611 Wohnungen. "Mit diesem Projekt wollen wir Lösungsansätze finden, wie eine mieterverträgliche und gleichzeitig energieeffiziente Sanierung möglich ist", sagt Wilfried Nünthel (CDU), Stadtrat für Stadtentwicklung und Umwelt.
"Der Aufwertungsdruck im Bezirk Lichtenberg wächst", beobachtet Reiner Wild vom Berliner Mieterverein. "Wir wünschen, dass die Bewohner trotz einer energetischen Sanierung in ihrem Zuhause bleiben können." Ein Kooperationsverbund aus Bezirksamt, Mieterverein, Energieversorger Gasag und dem auf energetische Konzepte spezialisierten Ingenieurbüro Podlesny wird in den nächsten Monaten die Hauseigentümer beraten. Bei der Fachberatung wird für alle Gebäude ein energetisches Konzept zur Sanierung erarbeitet. Dabei wird darauf geachtet, auch Synergieeffekte zu schaffen und so Kosten und Nutzen der Sanierungsmaßnahmen auch auf ihre Sozialverträglichkeit hin abzuwägen. Zudem sollen sich Hauseigentümer austauschen, um gemeinsam Projekte stemmen zu können.
Viele scheuten bisher aus steuerlichen Gründen die energetische Sanierung. Zu kaum einem anderen Zeitpunkt war es jedoch wirtschaftlicher als heute. "Grund ist der aktuelle Zinssatz", sagt Monika Nikolaus. Dieser Umstand könnte auch Mietern Vorteile bringen. "Die übliche Umlage auf den Mieter von elf Prozent der Modernisierungskosten ist bei den niedrigen Zinsen oft gar nicht notwendig. Oft reichen dem Hauseigentümer schon sechs Prozent, um die Kreditzinsen für die Modernisierung zu finanzieren und zusätzlich noch Gewinn zu machen", gibt die Expertin der Stadtentwicklungsgesellschaft "Stattbau" zu bedenken. Auch sie berät die Hauseigentümer im Lichtenberger Projekt.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.