Besuch auf Lichtenberger Schulbaustellen
Saniert, reaktiviert oder gleich ganz neu gebaut
Sanierte Schulen, renovierte oder zusätzliche Turnhallen, völlig neue Lernstandorte: Um den wachsenden Schülerzahlen zu begegnen, passiert in Lichtenberg eine Menge. Rund 900 Millionen Euro sind laut Investitionsplanung veranschlagt. Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) hat wie üblich die Sommerferien genutzt, um sich in einem Rutsch ein paar Baustellen anzuschauen. Die Berliner Woche fuhr mit.
Die erste Station liegt nur ein paar Schritte vom Bürgermeisterbüro entfernt. In der Schule am Rathaus läuft eines der wohl langwierigsten Sanierungsprojekte überhaupt. Das Gebäude wurde 1910 auf Wunsch von Bürgermeister Oskar Ziethen errichtet, es beherbergt heute eine Integrierte Sekundarschule (ISS).
Aktuell lernen dort 384 Mädchen und Jungen, von denen die wenigsten einen Schulalltag ohne Baugeschehen kennen dürften. Seit 2009 wird das Haus saniert, seit dem vorigen Sommer stehen im Pausenhof Unterrichtscontainer – Ersatz für Klassenzimmer, die gerade an der Reihe sind. „Wir hoffen, dass wir 2021 mit allem durch sind“, sagt Michael Grunst. Bereits renoviert seien Fenster, Dächer, Fassaden, Aula, Freitreppe und Außenanlagen, erzählt Dietlind Tessin vom Facility Management des Bezirksamts. Innen stünden noch Arbeiten an diversen Fach- und Klassenräumen an, und auch der Brandschutz müsse noch ertüchtigt werden. Das alles hat seinen Preis: Allein der aktuelle, zweite Bauabschnitt kostet fast fünf Millionen Euro, zuvor sind schon etwa 5,5 Millionen in die Schule am Rathaus geflossen.
DDR-Schule wird runderneuert
Weiter geht es zur Paul-Junius-Straße 69. Dort steht ein Schulgebäude aus den 1970er-Jahren seit 2010 leer. Michael Grunst ist froh, dass es nicht abgerissen wurde. „Nun können wir hier sanieren, was deutlich günstiger ist, als neu zu bauen.“ 11,1 Millionen Euro investiert das Land Berlin in die Reaktivierung des Standortes, eine neue Schule hätte mehr als das Doppelte gekostet, weiß der Bürgermeister. Bauleiterin Jennifer Wenzel erklärt, wie die DDR-Schule vom Typ „SK 68“ innen und außen runderneuert wird. Nach der Schadstoffsanierung werden Fenster getauscht, Räume neu zugeschnitten, Böden verlegt. „Dann bekommt die Schule noch einen Anbau mit Aula, Bibliothek und Eingangsportal.“ Eine Generalüberholung für die Sporthalle schließt sich an. Zum ersten Quartal 2020 soll die Grundschule für insgesamt etwa 350 Kinder in Betrieb gehen.
Die 10. Polytechnische Oberschule (POS) in der Gensinger Straße 56 gibt es längst nicht mehr, sie ist einer Jugendfreizeiteinrichtung gewichen. Trotzdem steuert der Bürgermeister als nächstes die Friedrichfelder Adresse an – und zwar nicht unbedingt, weil er dort einmal selbst zur Schule ging. Doch an Ort und Stelle ist die Schulturnhalle erhalten geblieben, die seit ein paar Wochen grundsaniert wird. Sechs Vereine, der Jugendclub nebenan und Freizeitsportler aus der Nachbarschaft warten ungeduldig auf eine vernünftige Trainingsstätte.
Im Juni 2020 soll es so weit sein. 2,1 Millionen Euro fließen ins Entkernen und Schadstoffe-Beseitigen, in den Austausch von Leitungen, Fenstern, Türen und Böden. Die Halle bekommt einen modernen Sanitärbereich, Prallwände, ein Vordach und frisch gestaltete Außenanlagen samt barrierefreiem Zugang.
Wie das Resultat aussehen könnte, zeigt sich beim folgenden Stopp: Auch die Sporthalle der Bürgermeister-Ziethen-Schule in der Massower Straße wurde in den vergangenen zwei Jahren einer Frischzellenkur unterzogen. Besonders stolz ist Architekt Stephan Eberhard auf die fast schon luxuriös ausgestatteten Duschen und Waschräume. „Es war allerdings gar nicht so leicht, die Firmen für den Ausbau zu bekommen“, erzählt er. „Letztlich sind wir sehr froh, den Zeitrahmen eingehalten zu haben.“ Die Halle selbst präsentiert sich nun mit nagelneuer Technik und Ausstattung sowie einem modernen, farbenfrohem Design. Die Trainingsstätte aus dem Jahr 1981 steht auch Sportvereinen aus dem Kiez offen. Kostenpunkt: 2,7 Millionen Euro.
Modulbau und schnell fertig
Am Ende der Baustellenrundfahrt stehen noch zwei ganz besondere Projekte – die beiden Grundschulen, die der Senat in innovativer Holzmodulbauweise und schwindelerregendem Tempo errichten lässt. Einmal in der Sewanstraße 43, wo in ein paar Monaten sowohl ein dreistöckiger Schulbau als auch eine große Turnhalle aus dem Boden gewachsen ist. Schon im Januar nimmt die Schule mit den ersten Klassen den Betrieb auf, hochgefahren sollen dort einmal 450 Kinder lernen. Die Sporthalle dürfen Vereine mit nutzen. Mit 25 Millionen Euro schlägt der Neubau zu Buche, bezahlt im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive (SBO).
Genauso viel kostete die Grundschule in der Konrad-Wolf-Straße 11, wo am 10. August zum allerersten Mal eine Einschulung gefeiert wird. Der Dreigeschosser aus Holzmodulen ist so gut wie fertig, gerade einmal eineinhalb Jahre sind seit der Grundsteinlegung vergangen. In der Turnhalle nebenan dauern die Arbeiten noch eine Weile an. Insgesamt kann die Schule 432 Kinder aufnehmen.
Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, die bei den letzten beiden Stationen der Baustellentour mit von der Partie ist, zeigt sich sehr zufrieden mit der Mission Schnellbauschulen. Zweifel an der Haltbarkeit der Holzhäuser lässt sie nicht gelten. „Man muss die Wände eben innen von Zeit zu Zeit fachgerecht nachbehandeln und außen schützen.“ Die Schule an der Sewanstraße bekommt zu diesem Zweck einen witterungsbeständigen Anstrich, an der Konrad-Wolf-Straße halten eine Aluminiumbleche Wind und Wetter ab.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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