Viele Neubauten geplant: In den Großsiedlungen wird es enger werden

Da ist noch Platz: Die weitläufigen Innenhöfe in den Großsiedlungen werden zum begehrten Baugrund für neue Geschossbauten. | Foto: Wrobel
  • Da ist noch Platz: Die weitläufigen Innenhöfe in den Großsiedlungen werden zum begehrten Baugrund für neue Geschossbauten.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Zu nah, zu hoch: die Argumente vieler Anwohner bei neuen Bauvorhaben in den Großsiedlungen ähneln sich. Die Probleme, die diese Bebauung mit sich bringt, beschäftigen auch das Bezirksamt.

Immer öfter regt sich Protest der Anwohner gegen neue Wohnbauvorhaben in der Nachbarschaft. In der Paul-Zobel-Straße 10 will die Howoge zwei achtgeschossige Häuser in die Lücke zwischen bestehende Plattenbauten bauen. 70 Wohnungen sollen entstehen. Der Investor Klaus Off plant in der Dolgenseestraße ein noch größeres Projekt: 680 Wohnungen sollen in zwei zehngeschossigen Häusern entstehen – zwischen bestehenden zehngeschossigen Häusern.

Der Stadtrat für Stadtentwicklung, Wilfried Nünthel (CDU), bestätigt, dass sich aktuell eine neue Entwicklung abzeichnet: Die Lücken in den Großsiedlungen, die viele Anwohner als großzügige, grüne Innenhöfe wahrnehmen und so auch von den DDR-Stadtplanern gedacht waren, werden zum begehrten Baugrund. Rechtlich ist heute die Bebauung in vielen Fällen möglich. Die Anwohner sehen die Innenhöfe aber nicht selten verbaut. Für die genehmigende Bezirksverwaltung ist dieser Konflikt ein besonderer Knackpunkt: "Wir entscheiden ja nicht willkürlich über Neubauvorhaben. Unser Maßstab ist das geltende Recht. Und das wollen viele Kritiker nicht hören", sagt Nünthel.

"Es gibt immer weniger geeignete Flächen für den Wohnungsneubau, und der ist unser Auftrag", sagt Stefanie Frensch. Die Geschäftsführerin der Howoge bestätigt, dass Innenhöfe in Großsiedlungen immer mehr in den Fokus der Wohnungsbaugesellschaft rücken: "Wir waren jahrelang Bestandshalter, es gibt keine Grundstücksvorräte, auf die wir jetzt zurückgreifen können", sagt sie und ergänzt: "Die Großsiedlungen im Osten Berlins sind aufgrund ihrer geometrischen Anordnung für eine bauliche Ergänzung gut geeignet." Trotzdem versuche die Howoge, ein "verträgliches Maß" der Neubebauung zu finden. "Das bedeutet nicht nur planungsrechtliche Möglichkeiten zu nutzen, sondern auch andere Kriterien zu berücksichtigen – etwa eine gute Aufenthaltsqualität für alle Bewohner zu schaffen."

Der Bezirk will nun trotzdem eingreifen, um nicht bloß von der freiwilligen Kompromissbereitschaft der Bauherren auszugehen. Erst kürzlich hat das Bezirksamt beschlossen, für die Innenhofbebauung in der Ilsestraße 18-78 einen Bebauungsplan einzuleiten. Die Howoge hatte in einer Machbarkeitsstudie ermittelt, dass sich vor Ort bis zu 200 Wohneinheiten bauen ließen. Das Bebauungsplanverfahren ermöglicht es nun, das Maß der Bebauung zu überdenken.

Recht wird ausgeschöpft

Trotzdem könne die genehmigende Behörde auch mit einem Bebauungsplanverfahren nicht verhindern, dass das Baurecht ausgeschöpft würde. Dazu müssten Großsiedlungen schon in ihrer Gesamtheit geschützt werden. "Eine Erhaltungssatzung würde das ermöglichen", sagt Wilfried Nünthel. Aus Sicht der Anwohner wäre das vielfach wünschenswert, weiß der Stadtentwicklungsstadtrat. Doch er hat Bedenken. Denn die Stadtstruktur gerade in Großsiedlungen zu erhalten, hätte Folgen. "Darüber kann man trefflich streiten: Hält man die Großsiedlungen von neuer Bebauung frei, würde der Druck wachsen, Bauland woanders bereitzustellen. Und Bauland wird in Berlin immer rarer. Dafür kämen dann nicht nur Gewerbeflächen, sondern auch Kleingartenanlagen in Frage", schildert Wilfried Nünthel und hebt hervor: "Wir können nicht alles schützen." Er unterstützt den Schutz der Kleingartenanlagen. KW

Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 562× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 846× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 824× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.201× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.