Von Bedeutung für den ganzen Bezirk
Am Lichtenberger Roedeliusplatz sollen Facetten der Geschichte sichtbar werden
Am Montag, 11. März, wurde im Rathaus in der Möllendorffstraße 6 ein Runder Tisch ins Leben gerufen. Er soll sich mit der Geschichte rund um den Roedeliusplatzes beschäftigen.
Der Platz hat große historischen Bedeutung für den Bezirk Lichtenberg. Deshalb soll auch rund um den Platz ein Ort der Erinnerung an die verschiedensten historischen Ereignisse geschaffen werden. Vorbild dafür ist der Ort der Erinnerung an der Rummelsburger Bucht. Der Platz war 1897 als neues Stadtzentrum der geplanten Stadt Lichtenberg gebaut worden. Lichtenberg erhielt erst 1912 das Stadtrecht. Auch im kommenden Jahr steht ein wichtiges Datum, das eng mit dem Platz verbunden ist, auf der Tagesordnung: Vor 100 Jahren – im Oktober 1920 – wurde Groß-Berlin gegründet.
Sitz zentraler Institutionen
Rund um den Roedeliusplatz siedelten sich von Anfang an zentrale Einrichtungen für die Stadt an. Dazu gehörten zum Beispiel die Kirche im Zentrum des Platzes, das Gemeindehaus, das Amtsgericht, das Gefängnis sowie später auch das Finanzamt. Verschiedene Initiativen haben sich bereits dafür eingesetzt, dass bei der Umgestaltung des Platzes die Geschichte der eben jener Institutionen sichtbar gemacht und auch an deren Opfer erinnert wird.
Nach dem zweiten Weltkrieg befanden sich vor allem Dienststellen der sowjetischen Militäradministration am Roedeliusplatz. Unter anderem die zentrale Militärgerichtsbarkeit hatte hier ihren Sitz. Thematisiert werden muss für den Gedenkort auch die Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit. Sie hatte ihren Sitz im Finanzamt.
Runder Tisch, weiter Blick
Die Bezirksverordnetenversammlung hat beschlossen, einen Runden Tisch zu etablieren. Daran sollen alle Initiativen mitwirken, um diese Geschichte aufzuarbeiten und einen würdigen Ort des Gedenkens und Erinnerns am Roedeliusplatz vorzubereiten.
Der Runde Tisch steht unter Leitung von Rainer Klemke, der auch an der Vorbereitung des Gedenkortes Rummelsburg beteiligt war. Bei der Konstituierung betonte Bürgermeister Michael Grunst: „Mir ist es sehr wichtig, dass wir die wechselvolle Geschichte thematisieren.“ Dazu gehören nach Auffassung von Grunst auch die Ereignisse der Revolution von 1918/19. Er verwies darauf, dass es mehrere Museen gibt, die sich sowohl mit dem Ende des zweiten Weltkrieges als auch mit dem Wirken der Staatssicherheit beschäftigen. Für das kommende Jahr plant der Bezirk eine Publikation zum 100. Jahrestag von Groß-Berlin. „Es gibt viel an Geschichte in Lichtenberg zu entdecken“, so Rainer Klemke.
Hier wurde verhaftet und verurteilt
Dr. Christian Booß vom Bürgerkomitee erinnerte daran, dass Justiz und Strafvollzug immer am Roedeliusplatz gesessen haben: „Ab 1940 war die Haftanstalt ein Frauengefängnis, später auch für Minderjährige.“ Auch die Geheimpolizei war immer mit im Spiel, so wurden auch in der Zeit des Nationalsozialismus Menschen denunziert und von der Polizei verhaftet. Nach dem Krieg haben an diesem Platz gewirkt. „Hier saßen die Verantwortungsträger, hier wurde verhaftet und verurteilt, auch um damit Maßstäbe für die ganze Sowjetische Besatzungszone, bzw.die DDR zu setzen“, sagte Dr. Booß.
Der Runde Tisch soll vielfältige Perspektiven für das Erinnern am Roedeliusplatz zusammenbringen und Gedenkorte rund um den Platz identifizieren. Am Ende stimmen die Bezirksverordneten über die Ideen ab. Alle Informationen aus den Sitzungen werden im Internet veröffentlicht, so dass sich auch die Einwohner an der Diskussion beteiligen können. Beim nächsten Runden Tisch am 8. April um 16.30 Uhr geht es zunächst um die Baugeschichte. Der Veranstaltungsort soll rechtzeitig veröffentlicht werden. Mehr steht auf https://mein.berlin.de.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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