Biologen erforschen Meister Lampes Stadtleben
Lichtenberg. In welchen städtischen Gebieten hält sich der Feldhase am liebsten auf? Und wie kann er dort überleben? In der Forschung geben urbane Feldhasen noch weitgehend Rätsel auf. Nur eins ist sicher: Das mit den versteckten Ostereiern ist nur ein Gerücht.
"Der Feldhase ist ein Fruchtbarkeitssymbol. Und tatsächlich können in einem Hasen zwei Würfe gleichzeitig heranreifen", sagt der Biologe Konstantin Börner. Der Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Lichtenberg ist fasziniert von den kleinen Säugetieren, die ursprünglich auf offenen Landschaften ihren Lebensraum finden und als Osterhasen für den Menschen auch eine mythologische Bedeutung haben. Kinder aus der Großstadt vermuteten den Feldhasen besonders zu Ostern deshalb auch eher im Schokoladenregal des Supermarktes, als vor der Haustür. Doch der Biologe Börner weiß: Zwar ist die ländliche Wiese die heimische Welt des Feldhasen. Aber es gibt handfeste Beweise, dass Meister Lampe seinen Koffer mittlerweile auch in der Großstadt hat. "Der Feldhase wird nicht selten in Berlin gesichtet. Doch wie er hier tatsächlich lebt, ob die einzelnen Populationen miteinander vernetzt sind und wie er sich angesichts der Bedingungen einer Großstadt hier fortpflanzt, bleibt ein Rätsel." Das städtische Langohr ist den Forschern also ein unbekanntes Wesen. "Bislang hat sich die Forschung darauf konzentriert, mehr über die urbanen Füchse oder Wildschweine herauszufinden. Der Feldhase wurde von den Forschern unterschätzt. Ihm wurde so viel Anpassungsvermögen an die Stadt gar nicht zugetraut." Der Feldhase gilt als scheu und ist obendrein ein anspruchsvoller Esser. Doch offenbar haben die Vierbeiner auch Habitate in der Großstadt gefunden – vor allem in den Großsiedlungen wie Neu-Hohenschönhausen.
Langohr im Bezirk
Allgemein vermutet der Biologe besonders viele Feldhasen in Lichtenberg. "Hier gibt es die nötigen grünen Freiflächen." Nicht bekannt ist allerdings, ob sie wirklich an einem festen Ort bleiben. "Von den Wildschweinen am Rande des Stadtgebiets wissen wir, dass es sich um Pendler handelt. Die wenigsten leben wirklich fest in der Stadt." Doch wie sich die Feldhasen innerhalb der Stadt bewegen, ob sie Kontakte mit anderen Hasen in Brandenburg pflegen – das wissen die Forscher bislang nicht. "Deshalb bitten wir die Berliner um Mithilfe. Jede Feldhasen-Sichtung ist für uns wertvoll. Am wertvollsten sind allerdings Sichtungen, bei denen man davon ausgehen kann, dass es sich um ein und denselben Hasen handelt", sagt Konstantin Börner. Der Grund: Um stichfeste Bewegungsdaten eines Feldhasen zu erhalten, muss dieser mit einem GPS-Sender ausgestattet werden. Deshalb hat sich Börner zum Ziel gesetzt, einige Tiere zu fangen und sie mit dem Sender auszustatten. "Diese Daten wären aussagekräftig und von großem Nutzen für die Forschung und den Schutz des Feldhasen." Denn das Feldhasen-Projekt am Leibniz-Institut wird in Kooperation mit dem Bezirksamt Lichtenberg durchgeführt. "Unsere Daten sollen letztlich auch den Behörden eine Entscheidungshilfe sein, wenn es etwa darum geht, neue Grünflächen zu schaffen oder bestehende zu schützen", so Börner. Der Feldhase ist nämlich in der Roten Liste Deutschland als "gefährdet" eingestuft. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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