Biologen erforschen Meister Lampes Stadtleben

Junge Hasen überleben auch in der Großstadt, so auch in Lichtenberg. Wie, das wollen Forscher nun herausfinden, und das mit Hilfe von Anwohnern. | Foto: Privat
  • Junge Hasen überleben auch in der Großstadt, so auch in Lichtenberg. Wie, das wollen Forscher nun herausfinden, und das mit Hilfe von Anwohnern.
  • Foto: Privat
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. In welchen städtischen Gebieten hält sich der Feldhase am liebsten auf? Und wie kann er dort überleben? In der Forschung geben urbane Feldhasen noch weitgehend Rätsel auf. Nur eins ist sicher: Das mit den versteckten Ostereiern ist nur ein Gerücht.

"Der Feldhase ist ein Fruchtbarkeitssymbol. Und tatsächlich können in einem Hasen zwei Würfe gleichzeitig heranreifen", sagt der Biologe Konstantin Börner. Der Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Lichtenberg ist fasziniert von den kleinen Säugetieren, die ursprünglich auf offenen Landschaften ihren Lebensraum finden und als Osterhasen für den Menschen auch eine mythologische Bedeutung haben. Kinder aus der Großstadt vermuteten den Feldhasen besonders zu Ostern deshalb auch eher im Schokoladenregal des Supermarktes, als vor der Haustür. Doch der Biologe Börner weiß: Zwar ist die ländliche Wiese die heimische Welt des Feldhasen. Aber es gibt handfeste Beweise, dass Meister Lampe seinen Koffer mittlerweile auch in der Großstadt hat. "Der Feldhase wird nicht selten in Berlin gesichtet. Doch wie er hier tatsächlich lebt, ob die einzelnen Populationen miteinander vernetzt sind und wie er sich angesichts der Bedingungen einer Großstadt hier fortpflanzt, bleibt ein Rätsel." Das städtische Langohr ist den Forschern also ein unbekanntes Wesen. "Bislang hat sich die Forschung darauf konzentriert, mehr über die urbanen Füchse oder Wildschweine herauszufinden. Der Feldhase wurde von den Forschern unterschätzt. Ihm wurde so viel Anpassungsvermögen an die Stadt gar nicht zugetraut." Der Feldhase gilt als scheu und ist obendrein ein anspruchsvoller Esser. Doch offenbar haben die Vierbeiner auch Habitate in der Großstadt gefunden – vor allem in den Großsiedlungen wie Neu-Hohenschönhausen.

Langohr im Bezirk

Allgemein vermutet der Biologe besonders viele Feldhasen in Lichtenberg. "Hier gibt es die nötigen grünen Freiflächen." Nicht bekannt ist allerdings, ob sie wirklich an einem festen Ort bleiben. "Von den Wildschweinen am Rande des Stadtgebiets wissen wir, dass es sich um Pendler handelt. Die wenigsten leben wirklich fest in der Stadt." Doch wie sich die Feldhasen innerhalb der Stadt bewegen, ob sie Kontakte mit anderen Hasen in Brandenburg pflegen – das wissen die Forscher bislang nicht. "Deshalb bitten wir die Berliner um Mithilfe. Jede Feldhasen-Sichtung ist für uns wertvoll. Am wertvollsten sind allerdings Sichtungen, bei denen man davon ausgehen kann, dass es sich um ein und denselben Hasen handelt", sagt Konstantin Börner. Der Grund: Um stichfeste Bewegungsdaten eines Feldhasen zu erhalten, muss dieser mit einem GPS-Sender ausgestattet werden. Deshalb hat sich Börner zum Ziel gesetzt, einige Tiere zu fangen und sie mit dem Sender auszustatten. "Diese Daten wären aussagekräftig und von großem Nutzen für die Forschung und den Schutz des Feldhasen." Denn das Feldhasen-Projekt am Leibniz-Institut wird in Kooperation mit dem Bezirksamt Lichtenberg durchgeführt. "Unsere Daten sollen letztlich auch den Behörden eine Entscheidungshilfe sein, wenn es etwa darum geht, neue Grünflächen zu schaffen oder bestehende zu schützen", so Börner. Der Feldhase ist nämlich in der Roten Liste Deutschland als "gefährdet" eingestuft. KW

Sichtungen von Feldhasen können formlos an Konstantin Börner unter konstantin-b@web.de gerichtet werden.
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 314× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 442× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 164× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 300× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.