Drama in Wien: Abiturienten des Coppi-Gymnasiums zeigen ihr eigenes Musical
Sie singen, musizieren und schauspielern fast wie die Großen: Seit 20 Jahren zeigen Schüler des Hans- und Hilde-Coppi-Gymnasiums einmal im Jahr auf der Bühne, was sie künstlerisch drauf haben. Im März führt der Musical-Leistungskurs ein neues Stück auf. Es heißt „Drama in Wien“.
Musiklehrer Christian Mitzel wirkt ein bisschen angespannt. „Viel Zeit bleibt uns nicht mehr“, erklärt er. „Dabei haben wir noch so viel zu tun, und das alles in der heißen Vor-Abi-Phase.“ Also trommelt er seine Schüler zusammen und verlangt volle Konzentration. Den Auftritt der drei Komponisten möchte er sehen, die ganze Szene soll bitteschön einmal komplett durchlaufen. Beethoven, Mozart und Haydn begeben sich folgsam in Position und beginnen zu singen.
Dass alle ein wenig nervös sind, verwundert nicht. Schließlich gilt es, an eine erfolgreiche Tradition anzuknüpfen. Seit 1997 führen Schüler der 12. Klassenstufe am Karlshorster Coppi-Gymnasium alljährlich viel gepriesene, von A bis Z selbst arrangierte Musicals auf. Eine lückenlose Fotostrecke und Zeitungsartikel an den Wänden des Klassenzimmers mahnen förmlich zur erneuten Glanzleistung.
Mit dem „Drama in Wien“ dürfte dies auch gelingen. Das Stück bringt alles auf die Bühne, was sich das Publikum nur wünschen kann. Mitreißende Melodien, Spannung, Intrigen, Humor. „Es gibt natürlich auch eine Liebesgeschichte“, erzählt Schülerin Mietje Essert. Mit Happy End? „Naja, nee, eigentlich nicht.“ Mehr will sie nicht verraten.
Der Inhalt in Kurzfassung: Auf einem Campus in Wien findet ein musikalischer Wettstreit um die beste Komposition statt. Zwei Mädchen wollen unbedingt gewinnen. Die eine heißt Elli, ist beliebt, hilfsbereit und braucht die Siegerprämie für ihre kranke Mutter. Die andere, Mandy, hat nur Ruhm und Reichtum im Kopf, sie will beides um jeden Preis. Und schreckt nicht einmal davor zurück, sich heimlich der Zeitmaschine ihres Physiker-Vaters zu bedienen. Kurzerhand transportiert sie damit Mozart, Haydn und Beethoven in die Jetzt-Zeit.
Von ihnen erhofft sie sich entscheidende Tipps für ihr Musikstück. So landen die drei großen Komponisten der Wiener Klassik unverhofft im Wien der Gegenwart. Was Mandy nicht einkalkuliert hat: Die drei müssen innerhalb von 24 Stunden zurück, sonst bleibt das Zeitfenster für immer verschlossen. „Dann können sie nicht zurück“, erklärt Le Ann Mechelke. „Dann können sie ihre berühmtesten Werke gar nicht oder nicht zu Ende schreiben. Das würde die ganze Musikgeschichte verändern.“
Keine Frage, mit Komponisten, Klassik und Co kennen sich die Abiturienten aus. Alle spielen selbst seit vielen Jahren ein Instrument; Mozart hören sie nicht bloß im Musikunterricht. Im vergangenen Jahr waren sie auf Kursfahrt in Wien. „Das war eine gute Inspirationsquelle“, erinnert sich Alica Richter. Dort sei die Idee fürs Drama entstanden, bei vielen Spurensuchen in der Donaumetropole. Dennoch standen im Spätsommer, als die Arbeit am Musical begann, noch andere Themen zur Auswahl. „Wir haben dann ganz demokratisch darüber abgestimmt.“ Seitdem tüftelt der Leistungskurs gemeinsam mit Lehrer Mitzel am „Drama in Wien“ in drei Unterrichtsstunden pro Woche, diverse Proben in der Freizeit kommen obendrauf.
Denn die komplette Geschichte samt Dialogen, die einzelnen Musikstücke, aber auch Kostüme und Bühnenbild – alles am Musical ist selbst erdacht und gemacht. Nur hier und da fließen modern arrangierte Melodien der Klassiker ein. So ist die Produktion musikalisch ein Mix aus Rock, Pop, Rap und Klassik. Und sie ist eine echte Gemeinschaftsarbeit, an der jede Schülerin, jeder Schüler des Leistungskurses einen eigenen Anteil hat. „Am Anfang bekommt jeder eine Szene zugewiesen, die er dann ausfeilen und ausschmücken muss“, erklärt Mietje.
Wie die Liebesgeschichte, deren Geheimnis die Gruppe am Ende doch noch lüftet: Der junge Ludwig van Beethoven verliert sein Herz an das Mädchen Elli - und umgekehrt. „Da kann es doch gar kein Happy End geben, weil Beethoven ja zurück in seine Zeit muss.“ So endet das „Drama in Wien“ vielleicht nicht ganz glücklich, aber bezaubernd. Denn für Elli, die eigentlich Elise heißt, komponiert Beethoven später eines seiner berühmtesten Klavierstücke.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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