Zeitreise über den Schulflur
Grundschule im Gutspark bekommt Preis für Kunstprojekt
In der Schule im Gutspark hat ein Malprojekt nicht nur für einen viel hübscheren Flur gesorgt. Beim Planen und Pinseln hatten die Kinder auch jede Menge Spaß und gemeinsame Erfolgserlebnisse. Dafür heimste die Grundschule nun sogar eine Auszeichnung ein.
Am Anfang ist natürlich der Urknall. Dann begegnen sich Dino und Echse, nebenan sind Höhlenmenschen auf der Jagd. Ein paar Schritte weiter grüßt das alte Ägypten samt Pyramiden und Pharao. Vorbei geht’s am Kolosseum, da thront eine Ritterburg, dort dampfen die Schornsteine einer Fabrik. Hinter der nächsten Tür sinkt die Titanic und ganz am Ende ragt der Fernsehturm in den Berliner Himmel: Der Flur im dritten Stock der Schule im Gutspark lädt neuerdings zu einer Zeitreise ein. Kinder der fünften und sechsten Klassen haben die vormals kahlen Wände der Etage so kreativ verziert.
Das Ganze geschah im Rahmen eines Schulprojekts, das die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe) jetzt mit dem Helga-Moericke-Preis nebst 1000 Euro Prämie ausgezeichnet hat. Der Verein würdigt damit alljährlich Schulvorhaben, die in besonderer Weise das soziale Lernen und demokratische Miteinander der Kinder fördern.
Wie demokratisch es beim Projekt zuging, war jetzt bei einer kleinen Feierstunde der Gutsparkschule in der Josef-Orlopp-Straße zu erfahren. „Vor genau einem Jahr rauchten in dieser Etage die Köpfe“, erinnerte sich Schulleiterin Astrid Blaß. Die Sechstklässlerinnen Pauline, Gesa, Emma-Lou, Linda und Vanessa berichteten – stellvertretend für 24 am Projekt beteiligte Schüler – von der spannenden, aber auch anspruchsvollen Aufgabe: Wie alle zusammen die Idee eines Zeitstrahls entwickelten, wie Farben ausgewählt und Arbeitsschritte geplant wurden. „Die Motive haben wir aus Büchern und aus dem Internet gesucht“, erzählte Pauline. Mitschülerin Gesa sprach auch über schwierige Momente. „Wir hatten schon mal Angst, etwas falsch zu malen. Aber am Ende ging es irgendwie doch gut.“ Was nicht heißt, dass es alles reibungslos verlief. So wurde die eine oder andere Skizze noch kurz vorm ersten Pinselstrich verworfen und durch ein neues Motiv ersetzt. „Dieser Prozess war beeindruckend“, resümierte Kunstlehrerin Claudia Schlehan, die den Kindern während der Projektarbeit mit Rat und Tat zur Seite stand. „Natürlich kamen auch Zweifel auf. Schaffen wir das? Wird es überhaupt schön aussehen? Dann haben sie sich gegenseitig ermuntert und es hat funktioniert.“
Gemeinsam planen fördert Demokratie
Genauso soll’s sein – deshalb gab es nicht nur den Preis, sondern auch ein dickes Lob für das Gutsparkteam. „Hier zeigt sich doch, dass Kinder und Jugendliche demokratische Kompetenzen in der Schule lernen“, sagte Christa Schäfer von der DeGeWe bei der Preisübergabe. „Sie übernehmen Verantwortung und erfahren Anerkennung.“ Auch die Staatsekretärin für Bildung, Beate Stoffers, gratulierte: „Wir zeichnen Schulen aus, die die Gemeinschaft stärken. Es ist wichtig, dass Schüler nicht nur ihre eigenen Interessen vertreten, sondern auch auf andere achten und sich für sie einsetzen.“
Neben der Lichtenberger Schule durften sich zwei weitere über den diesjährigen Helga-Moericke-Preis freuen: die Max-Beckmann-Oberschule aus Reinickendorf für ihre Engagement-Projekttage und die Schule am Mummelsoll. Das sonderpädagogische Förderzentrum aus Marzahn-Hellersdorf überzeugte mit einem Projekt, in dem sich die Mädchen und Jungen mit Diskriminierung in digitalen Medien und Phänomenen wie Hassmails oder Cybermobbing beschäftigten.
Den Helga-Moericke-Preis vergibt die DeGeWe seit elf Jahren, sie zeichnet damit Projekte aus, die das Soziale Lernen im schulischen Alltag umsetzen. Im Vordergrund steht jeweils eine Aktivität, die für eine demokratische Schul- und Lernkultur steht.
Helga Moericke war Studienrätin und Frauenvertreterin in Reinickendorf. Sie hatte großen Anteil an der Etablierung des Konzeptes des Sozialen Lernens in Berliner Schulen. Es ist inzwischen ein Grundbestandteil für die Gewaltprävention und Demokratiebildung in den Rahmenlehrplänen.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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