Hundertjährige Erfolgsgeschichte
Lange Nacht der Volkshochschule zum runden Geburtstag
Mit der ersten Langen Nacht feiern die Volkshochschulen in diesem Jahr bundesweit ihren hundertsten Geburtstag. Auch die Lichtenberger Margarete-Steffin-VHS ist mit von der Partie. Im Hauptsitz in der Paul-Junius-Straße 71 wartet am 20. September ein buntes Programm auf die Besucher.
Der Wissensdurst in der Bevölkerung war offenbar groß, etliche Bildungsstätten verzeichneten schon kurz nach dem Start hunderte Anmeldungen: Vor 100 Jahren wurden in Deutschland die ersten Volkshochschulen gegründet. Im Oktober 1919 nahm eine solche Einrichtung auch in der damals noch selbstständigen Stadt Lichtenberg ihre Arbeit auf – allerdings nicht im heutigen Hauptgebäude an der Paul-Junius-Straße. Das beherbergte zu jener Zeit noch eine evangelische Knaben- und Mädchenschule. Erst seit 1976 sitzt die Zentrale der Lichtenberger VHS dort. Vor acht Jahren wurde sie auf den Namen Margarete-Steffin-Volkshochschule getauft.
Wissen nicht nur exklusiven Kreisen, sondern vielen Menschen zugänglich zu machen – das war der Ansatz der ersten Volkshochschulen in Deutschland. Voraussetzung für eine landesweite Gründungswelle war die Weimarer Verfassung. Sie regelte nicht nur die Erwachsenenbildung, sondern beinhaltete auch ein Staatsbekenntnis für lebenslanges Lernen.
Neues Bildungsgesetz ab 1919
In Berlin hatte die Humboldt-Akademie wichtige Vorarbeit geleistet. Das private Institut bot schon seit 1879 Vorträge für Erwachsene ohne akademische Ausbildung an, und machte damit Wissenschaft und Forschung einer größeren Öffentlichkeit zugänglich. Aber auch die dänische Heimvolkshochschule, der Frankfurter Bund für Volksbildung und die Freie Hochschule Berlin gelten als Wegbereiter der Volkshochschulen. Die 1919 per Gesetz beschlossene Förderung des Bildungswesens sorgte für einen Boom, bald schon gab es über 150 dieser Lernorte im Land.
Ab 1927 waren sie im Reichsverband der deutschen Volkshochschulen organisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Volkshochschulwesen in der DDR und der Bundesrepublik getrennt voneinander. Heute hat der Deutsche Volkshochschul-Verband mehr als 900 Einrichtungen. Die Zahlen im Jubiläumsjahr: 700 000 Veranstaltungen mit 18,2 Millionen Unterrichtsstunden und neun Millionen Teilnehmern.
Zum 100-jährigen Jubiläum öffnet die Margarete-Steffin-Volkshochschule am Freitag, 20. September, ab 18 Uhr ihre Türen, um mit vielen Gästen zu feiern. Das Motto der ersten Langen VHS-Nacht: „Zusammenleben. Zusammenhalten“. Es gibt eine Auswahl an Schnupperkursen und Mitmachangeboten, umrahmt von einem Bühnenprogramm mit viel Musik. Besucher können Blumenarrangements gestalten, einen Ausflug in die Aquarellmalerei unternehmen oder sich an die Grundlagen der Kalligrafie wagen. Wer möchte, erfährt, wie Deutschlernen digital funktioniert, oder prüft das eigene Wissen in einem Einbürgerungstest. 45-Minuten-Kurse in Italienisch, Vietnamesisch oder Neugriechisch sollen auf das Sprachangebot der VHS aufmerksam machen. Es gibt Workshops in fotografischer Beleuchtungstechnik, Einblicke in mobile Android-Anwendungen und vieles mehr. Kulinarisches und jede Menge Gelegenheit zum Austausch unter Freunden des lebenslangen Lernens runden die Lange Nacht ab. Der Eintritt ist frei.
800 Kurse pro Semester
Die Margarete-Steffin-Volkshochschule ist mit rund 800 Kursen pro Semester die größte Einrichtung der Erwachsenenbildung im Bezirk. Das Haupthaus an der Paul-Junius-Straße 71 wurde 1913 errichtet und in der Zwischenzeit mehrfach saniert, die jüngste umfangreiche Renovierung endete vor zwei Jahren. Insgesamt sind an der VHS Lichtenberg 247 freiberufliche Dozentinnen und Dozenten tätig. Die Statistik aus dem Jahr 2017 listet 1142 veranstaltete Kurse mit 11 714 Teilnehmern auf. Angebote gibt es in nahezu allen Wissensbereichen.
Das Jahresprogramm der VHS ist im Internet unter www.vhs-lichtenberg.de abrufbar, Kurse sind dort gleich buchbar.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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