Ausbildung statt Bildungsaus
Lichtenberger Projekt "Du Kannst Was" inspiriert bei Fachtagung der DKJS
Im Schloss Bellevue fand kürzlich die Fachtagung "Ausbildung statt Bildungsaus" der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) statt. Anlass war die Vorstellung der Publikation: "22 Prozent - Die Übersehenen am Übergang in die Ausbildung".
In ihr werden die Problemlagen und Herausforderungen von bildungsbenachteiligten Jugendlichen beleuchtet, die jährlich die Schule mit niedrigem oder ohne Abschluss verlassen - etwa 168.000 junge Menschen pro Jahr. Für diese Gruppe ergeben sich vergleichsweise schlechte Ausbildungs- und Berufsaussichten.
Die Publikation präsentiert ein breites Spektrum an Perspektiven, sowohl aus der Wissenschaft als auch der Praxis, und bezieht betroffene Jugendliche mit ein. Es werden zukunftsorientierte Lösungen für diese Problematik gefordert. Eine zentrale Frage ist, wie der Zugang zur Bildung für benachteiligte Jugendliche geöffnet und Anerkennung für verschiedene Bildungswege geschaffen werden kann.
Die Transformationswissenschaftlerin Maja Göpel betonte, dass es nicht nur einen Bildungsweg gibt, der zum Ziel führt, sondern verschiedene Wege anerkannt werden sollten. Dies erfordert eine Transformation in der Gestaltung allgemeinbildender Schulen, die einen stärkeren Fokus auf praktische Kompetenzen legen sollte, wie die Vorsitzende der DKJS, Anne Rolvering, unterstrich.
Eine besondere Geschichte auf der Fachtagung wurde von Zoe geteilt. Sie war zusammen mit ihrer Anleiterin Jana Jaschinski vom SozDia-Projekt "Du Kannst Was" ins Schloss Bellevue eingeladen. Zoe sprach darüber, wie sie durch das Projekt Unterstützung und Anerkennung erfahren hat. Obwohl sie einst in einem tiefen Loch steckte und kaum mehr an sich glaubte, fand sie durch die Empathie und die Ermutigung des Teams von "Du Kannst Was" neuen Lebensmut:
"Ich weiß, wie es ist, wenn man ganz unten ist. Wenn man nicht an sich glaubt und denkt, man kann nichts, man schafft nichts, man ist ein Nichts. Ich war in diesem ganz, ganz tiefen Loch. Und wenn dann jemand kommt, der sagt: ‘Doch, du schaffst das, du kannst was, ich glaube an dich‘, ist das so, so wichtig. Ich bin der SozDia, dem ganzen Team von 'Du Kannst Was' und Jana Jaschinski so dankbar dafür, dass es sie gibt."
Zoe konnte ihren Schulabschluss nachholen und verfolgt nun mit Entschlossenheit ihren Traum, Schauspielerin zu werden. Sie erzählt weiter: "Ich bin auch eine richtige Rampensau." Dieses Selbstvertrauen verdankt sie nicht nur ihren eigenen Fähigkeiten, sondern auch der Unterstützung, die sie bei "Du Kannst Was" erhalten hat.
Die Anleiterin Jana Jaschinski erklärte, dass die jungen Menschen, die zu ihnen kommen, oft aus Situationen kommen, in denen sie keine Tagesstruktur haben. Im "Du Kannst Was"-Projekt nehmen sie sich viel Zeit für jeden Einzelnen, ohne Druck auszuüben. Sie ermutigen die Jugendlichen, ihre Ziele zu verfolgen und unterstützen sie bei der Umsetzung.
Jana Jaschinski führt weiter aus: "Es soll kein Druck entstehen, dass die Jugendlichen etwas machen müssen. Wenn jemand kommt und sagt, sie möchte Astronautin werden, dann sagen wir nicht 'Geht gar nicht!', sondern wir schauen: Wie kann man das realisieren, sodass er oder sie selbst sieht, ob das möglich ist oder nicht. So ein Prozess geht nicht in zwei Monaten, sondern ein Vertrauensverhältnis muss aufgebaut werden. Das dauert mal sechs Monate, mal ein ganzes Jahr oder zwei."
Bei manchen Jugendlichen stellen sich sofort Erfolge ein, bei anderen dauert es länger. „Aber wir sind davon überzeugt: Wir legen eine gute Saat, auch wenn diese erst nach fünf Jahren aufgehen sollte“. Die Botschaft ist klar: Es geht darum, Hoffnung und Perspektiven zu schaffen, damit junge Menschen erkennen können, dass sie etwas aus sich machen können, unabhängig von ihrer Ausgangssituation. Es fehlt an Hoffnung und Perspektive. Ohne diese Hilfe können sich die Jugendlichen nicht entwickeln: Ich kann was aus mir machen. „Wenn ich jeden Tag gucken muss, wie ich über die Runden komme, dann entwickle ich keine großen Ziele „wo bin ich in drei Jahren?“, dann geht es nur darum, den nächsten Tag zu schaffen.“, so Jaschinski weiter.
Zoes Werdegang ist ein beeindruckendes Beispiel für den Erfolg solcher Programme. Sie hat nicht nur ihren Schulabschluss nachgeholt, sondern arbeitet hart daran, ihren Traum zu verwirklichen und Schauspielerin zu werden. Die Schirmherrin der DKJS und Frau des Bundespräsidenten, Elke Büdenbender, die ebenfalls auf der Fachtagung sprach, lobte Zoes Mut und betonte, wie großartig sie vor so vielen Menschen gesprochen hat. Spontan umarmte sie Zoe und bot ihre das Du an „Ich bin übrigens die Elke“!
Die Geschichten von Zoe und anderen jungen Menschen zeigen, dass Bildung und Ausbildung nicht nur auf einem Weg erreicht werden können. Es ist entscheidend, allen Jugendlichen die Unterstützung und Anerkennung zu bieten, die sie benötigen, um ihre individuellen Ziele zu erreichen. Damit schaffen wir nicht nur Bildungschancen, sondern auch Hoffnung und Perspektiven für eine bessere Zukunft.
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