Vier Möhrchen für Kita-Küchen von kleinen Leckermäulchen
Lichtenberg. Was für den Erwachsenen die Michelin-Sterne sind, das könnten nun für Kinder die "Vier Möhren" werden. Denn der Bezirk zeichnet mit diesem Punktesystem gesunde Kitakost aus.
Mehrmals hat es der Koch Klaus Helbig versucht. Vergeblich. Dabei hat der 51-Jährige Erfahrung in der Gastronomie, hat in Restaurants und in Kantinen gekocht. Und doch: Die Teller ließen die kleinen Feinschmecker so zurückgehen, wie er sie hat hinausgehen lassen. "Jetzt weiß ich, Porree kommt nicht gut an", sagt Helbig und lacht: "Außer, ich mische ihn püriert unter die Speisen."
Ein Kita-Koch muss schon besonders viel Einfallsreichtum haben, um gesund und trotzdem zufriedenstellend für die kleinen Gäste zu kochen. Die Kinder der Kita "Animalhouse" in der Harnackstraße 7 sind da nicht anders, als andere Kinder: "Jeden Tag Pommes oder Hamburger, damit würde ich jeden Tag gewinnen", weiß Helbig. Dabei gilt auch in der Kita des kommunalen Eigenbetriebs der Auftrag, gesunde Kost auf den Tisch zu bringen. "Aber was ist gesunde Kost? Die Vielfalt der Küchenkonzepte ist groß", weiß die Gesundheitsstadträtin Sandra Obermeyer (parteilos für Die Linke). Der Bezirk will hier nun mit einem Punktesystem Übersicht schaffen.
"Vier Möhrchen" werden nur an solche Kitas vergeben, die bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Diese Kriterien wurden von der Hochschule für Gesundheit und Sport, Technik und Kunst zusammen mit dem Bezirksamt entwickelt. Bislang machen 21 der 130 angeschriebenen Lichtenberger Kitas bei der freiwilligen Aktion mit. Eine kleine Jury, bestehend unter anderen aus der Professorin für Gesundheitspsychologie, Katja Kröller, und Sandra Born vom Gesundheitsamt Lichtenberg, besucht die Küchen-Kitas, spricht mit deren Köchen und Leitern. Ein Fragebogen ermittelt, ob regionale Produkte auf die Teller kommen, wie die Zubereitung aussieht und ob auch die Eltern einbezogen werden.
Das Kitaessen selbst wird von der Jury nicht verkostet. Denn wenn es um Geschmack geht, da haben die Kinder das letzte Wort. Das "Vier Möhren"-Punktesystem soll aber den Eltern einen Anhaltspunkt geben, ob den Kindern gesunde Kost schmackhaft gemacht wird. Hier bietet die Aktion auch Fortbildungen in Sachen gesunde Ernährung für die teilnehmenden Kitas an.
"Ich kenne Köche, die tauschen untereinander Rezepte aus", berichtet Klaus Helbig. Im Bezirk gibt es einen solchen Kreis, den er selbst besucht. Das helfe nicht nur gegen die Betriebsblindheit, sondern erweitere das Repertoire aus der Ausbildung. Denn wie man für Kinder kocht, damit beschäftigt sich in der Regel kaum ein Ausbilder. Küchenchefs müssen also in der Kita umlernen – aber vor allem dazulernen. Etwa welche Konsistenzen den Kindern munden. "Die Kleinsten möchten am liebsten alles püriert, zum lutschen", weiß Helbig. Oft muss ein Koch auch echte Geduld an den Tag legen. Denn bis Gemüse wie Brokkoli oder Porree ankommt, dauert es lange. Bis zu zwei Dutzend Versuche braucht es, bis Kinder Ungewohntes akzeptieren, ergänzt die Ernährungspsychologin Katja Kröller. Geduld, die Klaus Helbig gerne aufbringt. "Viele Eltern sind dann erstaunt, dass ihre Kinder in der Kita das Gemüse essen, was sie Zuhause verweigern", sagt er nicht ohne Stolz. Das könnte auch daran liegen, dass bei ihm die Kinder regelmäßig selbst zu kleinen Köchen werden und auch mal kleinere Küchenarbeiten erledigen können. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.