Im Gedenken an die Opfer
Auf dem Roedeliusplatz entsteht das Kunstwerk „Einschlüsse“

Auf dem Roedeliusplatz, an dem derzeit noch gebaut wird, soll der neue Erinnerungs- und Gedenkort entstehen. | Foto: Bernd Wähner
2Bilder
  • Auf dem Roedeliusplatz, an dem derzeit noch gebaut wird, soll der neue Erinnerungs- und Gedenkort entstehen.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Auf dem Roedeliusplatz wird schon bald ein Erinnerungs- und Gedenkort eingeweiht. Mit ihm soll an die Opfer von Repressionsorganen erinnert werden, die sich im Umfeld des Platzes befanden.

Hier hatte seit 1950 das Ministerium für Staatssicherheit seine Zentrale. Aber bereits seit 1945, ab den letzten Kriegstagen, hatten hier die sowjetischen Verfolgungsorgane ihren Sitz. Zur Umsetzung des künstlerischen Konzepts von Roland Fuhrmann mit dem Titel „Einschlüsse“ erklärt Christian Booß von Vorstand des Aufarbeitungsvereins Bürgerkomitee 15. Januar: „Damit wird endlich ein Vorschlag unseres Vereins umgesetzt, den wir vor Jahren in die Diskussion eingebracht hatten, um daran zu erinnern, wohin es führt, wenn Menschenrechte und der Rechtsstaat mit Füßen getreten werden. Es war uns auch wichtig, dass nicht nur auf dem Stasi-Gelände, am Ort der Repressionsbürokratie, Aufarbeitung betrieben wird, sondern dort, wo Menschen zu Unrecht gelitten haben und wo ihre Menschenwürde verletzt wurde.“ Um den Vorschlag aus dem Jahr 2017 gab und gibt es zum Teil bis heute kontroverse Diskussionen. Die Idee wurde jedoch schließlich vom Bezirksamt aufgegriffen. Es wurden Gutachten und ein Runder Tisch finanziert, der sich nach mehreren Monaten Diskussion auf einen Kompromiss einigte.

Danach fand ein künstlerischer Wettbewerb statt. Eine Jury wählte vor knapp einem Jahr den Entwurf von Roland Fuhrmann aus. Er stellt vier Zellentüren dar, in die etwa 50 Biographien von Repressionsopfern eingelassen sind. Diese sollen die sehr unterschiedlichen Formen der rechtsstaatswidrigen Repression repräsentieren und zur Auseinandersetzung anregen.

„Von denen, die nach 1945 verurteilt wurden, waren sicher manche nicht unschuldig, weil in NS-Verbrechen verstrickt“, sagt Christian Booß. „Aber die Methoden zurzeit des Stalinismus waren von vornherein roh und die Haftanstalt in der Alfredstraße/Magdalenenstraße diente zunehmend der strafrechtlichen Verfolgung von Kritikern des nach dem Krieg etablierten undemokratischen Systems.“

Auf dem Roedeliusplatz, an dem derzeit noch gebaut wird, soll der neue Erinnerungs- und Gedenkort entstehen. | Foto: Bernd Wähner
  • Auf dem Roedeliusplatz, an dem derzeit noch gebaut wird, soll der neue Erinnerungs- und Gedenkort entstehen.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Leider sei der Künstler in der Schlussphase nicht mehr bereit gewesen, „uns, wie verabredet, die Auswahl an Repressionsbiographien offenzulegen, die in der Skulptur dargestellt werden sollen, sodass im Moment nicht klar ist, ob die Ursprungsintention, die Vielfalt der Repression von 1945 bis 89 dort zu repräsentieren, wirklich getroffen wurde“, erklärt Christian Booß.

Neben einem Gefängnis befand sich der erste Sitz der sowjetischen Stadtkommandantur in der Schottstraße 6, unmittelbar am Roedeliusplatz. In dessen Keller befanden sich Haftzellen, berichtet Christian Booß. In der Haftanstalt Magdalenen-/Alfredstraße tagten ab 1945 sowjetische Militärtribunale (SMT). Allein hier wurden zirka 200 Menschen zum Tode verurteilt. Dass dortige Gericht war ab 1950 auch für die anderen SMT-Todesurteile in der DDR zuständig, wie auch für die, die im Zusammenhang mit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 ausgesprochen wurden.

In Stasi-Regie diente die Haftanstalt als zweite Untersuchungshaftanstalt. Während der Haftkomplex in Alt-Hohenschönhausen abgeschottet war, wurden in Lichtenberg Anwaltsgespräche, Besuche von diplomatischen Vertretungen und Verwandten abgewickelt. Die Haftanstalt diente auch als erster „Zuführungspunkt“ bei Massenverhaftungen im Herbst 1989.

Näheres auf https://bwurl.de/18ty

Auf dem Roedeliusplatz, an dem derzeit noch gebaut wird, soll der neue Erinnerungs- und Gedenkort entstehen. | Foto: Bernd Wähner
Auf dem Roedeliusplatz, an dem derzeit noch gebaut wird, soll der neue Erinnerungs- und Gedenkort entstehen. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.798× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.139× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.752× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.661× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.