Im Gedenken an die Opfer
Auf dem Roedeliusplatz entsteht das Kunstwerk „Einschlüsse“
Auf dem Roedeliusplatz wird schon bald ein Erinnerungs- und Gedenkort eingeweiht. Mit ihm soll an die Opfer von Repressionsorganen erinnert werden, die sich im Umfeld des Platzes befanden.
Hier hatte seit 1950 das Ministerium für Staatssicherheit seine Zentrale. Aber bereits seit 1945, ab den letzten Kriegstagen, hatten hier die sowjetischen Verfolgungsorgane ihren Sitz. Zur Umsetzung des künstlerischen Konzepts von Roland Fuhrmann mit dem Titel „Einschlüsse“ erklärt Christian Booß von Vorstand des Aufarbeitungsvereins Bürgerkomitee 15. Januar: „Damit wird endlich ein Vorschlag unseres Vereins umgesetzt, den wir vor Jahren in die Diskussion eingebracht hatten, um daran zu erinnern, wohin es führt, wenn Menschenrechte und der Rechtsstaat mit Füßen getreten werden. Es war uns auch wichtig, dass nicht nur auf dem Stasi-Gelände, am Ort der Repressionsbürokratie, Aufarbeitung betrieben wird, sondern dort, wo Menschen zu Unrecht gelitten haben und wo ihre Menschenwürde verletzt wurde.“ Um den Vorschlag aus dem Jahr 2017 gab und gibt es zum Teil bis heute kontroverse Diskussionen. Die Idee wurde jedoch schließlich vom Bezirksamt aufgegriffen. Es wurden Gutachten und ein Runder Tisch finanziert, der sich nach mehreren Monaten Diskussion auf einen Kompromiss einigte.
Danach fand ein künstlerischer Wettbewerb statt. Eine Jury wählte vor knapp einem Jahr den Entwurf von Roland Fuhrmann aus. Er stellt vier Zellentüren dar, in die etwa 50 Biographien von Repressionsopfern eingelassen sind. Diese sollen die sehr unterschiedlichen Formen der rechtsstaatswidrigen Repression repräsentieren und zur Auseinandersetzung anregen.
„Von denen, die nach 1945 verurteilt wurden, waren sicher manche nicht unschuldig, weil in NS-Verbrechen verstrickt“, sagt Christian Booß. „Aber die Methoden zurzeit des Stalinismus waren von vornherein roh und die Haftanstalt in der Alfredstraße/Magdalenenstraße diente zunehmend der strafrechtlichen Verfolgung von Kritikern des nach dem Krieg etablierten undemokratischen Systems.“
Leider sei der Künstler in der Schlussphase nicht mehr bereit gewesen, „uns, wie verabredet, die Auswahl an Repressionsbiographien offenzulegen, die in der Skulptur dargestellt werden sollen, sodass im Moment nicht klar ist, ob die Ursprungsintention, die Vielfalt der Repression von 1945 bis 89 dort zu repräsentieren, wirklich getroffen wurde“, erklärt Christian Booß.
Neben einem Gefängnis befand sich der erste Sitz der sowjetischen Stadtkommandantur in der Schottstraße 6, unmittelbar am Roedeliusplatz. In dessen Keller befanden sich Haftzellen, berichtet Christian Booß. In der Haftanstalt Magdalenen-/Alfredstraße tagten ab 1945 sowjetische Militärtribunale (SMT). Allein hier wurden zirka 200 Menschen zum Tode verurteilt. Dass dortige Gericht war ab 1950 auch für die anderen SMT-Todesurteile in der DDR zuständig, wie auch für die, die im Zusammenhang mit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 ausgesprochen wurden.
In Stasi-Regie diente die Haftanstalt als zweite Untersuchungshaftanstalt. Während der Haftkomplex in Alt-Hohenschönhausen abgeschottet war, wurden in Lichtenberg Anwaltsgespräche, Besuche von diplomatischen Vertretungen und Verwandten abgewickelt. Die Haftanstalt diente auch als erster „Zuführungspunkt“ bei Massenverhaftungen im Herbst 1989.
Näheres auf https://bwurl.de/18ty
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.