Würdiges Gedenken
Aufarbeitungsverein begrüßt Bezirksamts-Pläne für den Roedeliusplatz
Der Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar hat die Ausschreibung für eine künstlerische Gestaltung am Roedeliusplatz begrüßt. Im Ergebnis des Kunstwettbewerbs soll der Platz zu einem Erinnerungs- und Gedenkort werden (wir berichteten).
Außerdem hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Lichtenberg gerade eine Vorlage auf den Weg gebracht, die Gebäude am Platz mit Hinweisschildern zu versehen. Auch diese sollen auf die problematische Vergangenheit hinweisen. „Damit wird ein Vorschlag von uns realisiert, insbesondere an die zu erinnern, die den stalinistischen Verfolgungen nach 1945 und in der DDR ausgesetzt waren, die von Institutionen an diesem Platz ausgingen“, sagt Christian Booß, Vorsitzender des Aufarbeitungsvereins. Am Platz war die Standortkommandantur von Lichtenberg ansässig, außerdem zwei Polizeibehörden, im Gericht wurden politische Prozesse abgehalten.
„Das heutige Finanzamt war das Ursprungshaus des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Adresse Normannenstraße 22 war die ganze DDR-Zeit über die Hauptadresse des MfS.“ Unterschätzt worden sei insbesondere die Bedeutung der Haftanstalt hinter dem Gericht in der Magdalenenstraße, so der Historiker. Vom dort ansässigen sowjetischen Militärgericht wurden nach dem zweiten Weltkrieg hunderte von Todesurteilen und Langstrafen verhängt. „Auf das Konto dieses Gerichtes gehen mehr Tote als an der Berliner Mauer. Zu DDR-Zeiten war es eine zentrale Untersuchungshafteinrichtung des MfS, ohne die der Haftkomplex in Hohenschönhausen gar nicht funktioniert hätte.“
Kontroverse Diskussion möglich
Das Bürgerkomitee hatte dem Bezirk Lichtenberg im Jahr 2017 vorgeschlagen, an diese Geschichte zu erinnern. Anfangs habe es durchaus Widerstand bei Stadtplanern gegeben, so der Vereinsvorsitzende. Schließlich hatte das Bezirksamt den Vorschlag aber aufgriffen und den Runden Tisch eingerichtet. „Wir finden es bemerkenswert, dass es in einem Bezirk, der zu DDR-Zeiten stark von den Institutionen geprägt war, die jetzt kritisch betrachtet werden, nach kontroversen Diskussionen zu einem Konsens gekommen ist.“
Die Geschichte sei auch nicht unkompliziert, räumt Booß ein. „Dass die sowjetischen Besatzungsorgane hier agierten, war Folge des deutschen Angriffskrieges und viele anfangs Inhaftierte waren in NS-Untaten verstrickt. Dennoch wurde hier vielfach Recht gebeugt und in späteren Jahren wurden überwiegend Gegner der des neuen Regimes abgeurteilt.“
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.