Bauauftakt für größte Jugendherberge der Hauptstadt
"Seit der Wende gab es die Idee, in der Hauptstadt ein großes Besucherzentrum für junge Menschen zu schaffen", sagt Angela Braasch-Eggert, Präsidentin des Hauptverbands des Deutschen Jugendherbergswerks. "Doch noch fehlt ein solcher Leuchtturm in der Jugendherbergslandschaft."
Nur drei Jugendherbergen gibt es bislang in ganz Berlin, alle liegen im Westen der Stadt. Die größte, das "Berlin International" befindet sich in der Nähe des Hauptbahnhofs und bietet etwa 340 Betten.
Nicht zuletzt der Standortvorteil am künftigen Verkehrsknotenpunkt Ostkreuz war es, der das Deutsche Jugendherbergswerk mit seinen Verbänden dazu bewogen hat, im denkmalgeschützten Ensemble an der Marktstraße 9-12 das "Flaggschiff" aller deutschen Jugendherbergen zu errichten. Am 4. April fiel mit einem symbolischen Spatenstich der Startschuss für die Umbauarbeiten, die den ehemaligen Standort der Hochschule für Technik und Wirtschaft bis zum Frühjahr 2016 in einen modernen Übernachtungs- und Bildungsort verwandeln sollen. Und zwar ganz im Sinne der Philosophie der Jugendherbergen: "Hier geht es darum, dass Menschen die Welt entdecken und ihren Horizont erweitern - ganz unabhängig vom Geldbeutel", so die Staatssekretärin für Jugend und Familie, Sigrid Klebba (SPD).
Rund zehn Millionen Euro kosten die Umbauarbeiten der 1907 im Stile märkischer Backsteingotik erbauten Schul- und Verwaltungsgebäude. Für das Projekt haben zehn Gesellschafter eigens eine eigene, gemeinnütziges Unternehmen gegründet. So sichert nicht nur der Hauptverband des Deutschen Jugendherbergswerks die Finanzierung, sondern auch Landesverbände wie Berlin-Brandenburg, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. 445 Betten soll die neue Jugendherberge einmal anbieten, mit rund 100.000 Übernachtungen im Jahr rechnen die Gesellschafter.
Schon seit 2010 gibt es den Pachtvertrag über das Gelände mit dem Land Berlin. Doch erst die Gründung der Betreibergesellschaft konnte die Finanzierung des prestigeträchtigen Projekts sichern. Ob das Investitionsvolumen ausreicht, ist jedoch noch offen. Denn die jetzt begonnenen Umbauarbeiten erstrecken sich in erster Linie auf das Hauptgebäude. Das daneben liegende Verwaltungsgebäude soll zu einem Seminarhaus werden. Den Bauantrag haben die Gesellschafter vor kurzem eingereicht, er ist jedoch noch nicht genehmigt.
Auch als Kulturstandort könnte sich das Domizil auf Zeit künftig einen Namen machen. "Wir möchten uns hier fest etablieren", sagt Wolfgang Stüßel, Leiter des Theater Strahl aus Schöneberg. Das Ensemble bespielt derzeit die marode Turnhalle auf dem Gelände.
Die Schöneberger Bühne soll Unterpächter der Gebäude bleiben, das wünschen sich jedenfalls auch die Verantwortlichen des Jugendherbergswerks. Allerdings müsste Strahl die Modernisierung und den Anbau von Büros und Lagerräumen selbst finanzieren - das Geld dafür hat das Jugendherbergswerk nicht eingeplant. Das Theater Strahl bemüht sich schon seit längerer Zeit um Mittel aus der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, rund 3,6 Millionen Euro wären nötig.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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