100 Jahre Groß-Berlin
Biskuits für Waldi – Die Erfindung der Hundekuchen

Nach wie vor heiß begehrt: Leckerlis für Hunde. | Foto: Berit Müller
  • Nach wie vor heiß begehrt: Leckerlis für Hunde.
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Josephine Macfoy

Während das Leben in den Hinterhöfen der neuen Berliner Industrieviertel von Armut und Hunger geprägt war, startete die britische Spratt’s Aktiengesellschaft 1894 in der Hauptstraße in Rummelsburg mit der Produktion einer besonderen Leckerei - für Vierbeiner: Hundekuchen.

Der US-Amerikaner James Spratt hatte den Fleischfaser-Biskuit erfunden, um dessen Rezept er zeitlebens ein Geheimnis machte. Die Idee dafür soll ihm 1860 zugeflogen sein, als er am Hafen von Liverpool beobachtete, wie Straßenhunde den von Seeleuten hingeworfenen Schiffszwieback gierig verschlangen. Sein Unternehmen machte die exquisiten Hundehappen zunächst den vornehmen Hundehaltern beziehungsweise deren Vierbeinern schmackhaft. Irgendwann waren die geheimen Zutaten dann doch enttarnt: Die Biskuits bestanden aus einem Gemisch aus Weizenmehl, Gemüse, Fleisch und Roter Bete.

1920 produzierte man dann zunehmend auch für die breite Masse. So hatten schon die Kriegshunde im Ersten Weltkrieg Spratt’s Hundekuchen zu fressen bekommen – rund 1,2 Milliarden Stück sollen sie vertilgt haben. Ob dabei auch die Rummelburger Erzeugnisse eine Rolle spielten? Wahrscheinlicher ist, dass Hundekuchen vom Produktionsstandort in London aus zur Front gelangten. Rummelsburg blieb aber über Jahrzehnte hinweg ein wichtiger Standort für die Spratt’s AG. Der Hunde- und Tierfutterproduzent schloss seine Fabrik dort erst nach der Wende 1992.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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