Wie Geschichte erfahrbar wird
Drei Bezirke stellen thematische Radtouren zum Mauerfalljubiläum zusammen
Zur Internationalen Tourismusbörse ITB im kommenden Jahr soll das Trio komplett sein, die erste von drei thematischen Fahrradtouren zum 30. Jahrestag der friedlichen Revolution haben die Bezirke Lichtenberg, Mitte und Pankow gerade eben vorgelegt. Route Nummer eins führt zu den Orten der Repression und Opposition in der DDR.
Zweieinhalb Stunden reine Fahrtzeit, 21 Kilometer Länge, auf der Strecke jede Menge Stopps und Sehenswertes: Wer die erste Tour der Reihe „Mit dem Rad durch Lichtenberg, Pankow und Mitte“ auf dem Sattel absolvieren möchte, sollte sich besser Zeit nehmen. Los geht’s am S-Bahnhof Rummelsburg, wo mit der ehemaligen Haftanstalt die erste Station liegt. Im berüchtigten Männergefängnis saßen von 1951 bis 1990 Zehntausende ein, viele von ihnen aus politischen Gründen. Nur wenige hundert Meter entfernt steht die Erlöserkirche, nächster Stopp auf der Route und zu DDR-Zeiten ein bedeutender Treffpunkt für Friedens- und Menschenrechtsgruppen. Die ehemalige Stasi-Zentrale an der Normannenstraße und die Gedenkstätte Hohenschönhausen sind weitere Stationen in Lichtenberg. Anschießend führt die Tour zur Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg, einem der berühmtesten Orte der oppositionellen Bürgerbewegung, zum weniger bekannten Hirschhof und zum Teutoburger Platz. Mit der Zionskirche und der Elisabethkirche endet die vorgeschlagene Route in Mitte.
Zum 30. Jahrestag der friedlichen Revolution haben sich die drei Ostbezirke zusammengetan und drei Fahrradrouten zu Orten zusammengestellt, die sowohl die Teilung Berlins als auch den Fall der Mauer in einem historischen Kontext zeigen. Die erste, oben beschriebene Tour heißt „Kontraste – Orte der Opposition und Orte der Repression“, die Karte wurde kurz vorm Mauerfalljubiläum fertig. Herausgegeben hat sie der Tourismusverein Berlin-Pankow, das gesamte Projekt steht unter der Federführung des Pankower Büros für Wirtschaftsförderung. Zuarbeit kam vom Standortmarketing des Bezirksamtes Lichtenberg, von der Wirtschaftsförderung Mitte und dem Bezirke-Team von visitBerlin.
Spannungsfelder erkunden
„Es geht uns vor allem darum, die Verbindungen zwischen den Ereignisorten darzustellen“, sagt Pankows Wirtschaftsstadträtin Rona Tietja (SPD) zum Projekt. „Wir möchten Gäste und Einheimische einladen, diese Verbindungen zu erkunden.“ Alle drei Themenstrecken sollen zur ITB 2020 auf Deutsch und Englisch in Form von gedruckten Plänen vorliegen. Nach der Kontraste-Tour geht es bei der zweiten ums Thema „Spannungsfeld Bruderstaaten – Auf der Spurensuche der Sowjetgeschichte in Berlin“. Nummer drei heißt „Entlang der ehemaligen Mauer – Vom urbanen Berlin in die Peripherie“. Online gibt es die Strecken über den digitalen Tourenplan kommoot. Auf den Karten stehen zu den festen Stationen jeweils die wichtigsten Hintergrundinfos, dazu gesellen sich Tipps für Sehenswertes in der Umgebung. So schlägt der erste Plan einen Halt am Sportforum Hohenschönhausen vor, empfiehlt einen Abstecher in den Volkspark Prenzlauer Berg oder ins Museum in der Kulturbrauerei. Infos zu Öffnungszeiten, die Dauer von Besichtigungen oder Führungen liefern die Karten als Service gleich mit.
„Ein großer Teil der Berliner Bevölkerung war noch nicht geboren, wohnte nicht hier oder war zu jung, um sich an die historische Nacht des Mauerfalls zu erinnern“, sagt Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Bündnis 90/Die Grünen). „Umso wichtiger ist es, dass die Geschichte der deutschen Teilung und ihrer Überwindung erfahrbar bleibt und dass auch junge Leute nachvollziehen können, wie bizarr und grausam die Teilung war.“ Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) lobt die gelungene Kooperation „Die Tour lässt bundesdeutsche Geschichte wie unter einem Brennglas betrachten.“
Die Karten zur ersten Tour sind ab sofort kostenlos im tic Kultur- und Tourismusmarketing in der Kulturbrauerei an der Knaackstraße und an den Infoschaltern von visitBerlin zu haben. Einige Exemplare gibt es auch im Rathaus Lichtenberg in der Möllendorffstraße.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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