100 Jahre Groß-Berlin
Eisblöcke für die Milch – Der See als Abbaugebiet

Weil Milch ungekühlt und unbehandelt schnell verdirbt, ließ der für seine Milchwaren berühmte Lebensmittelkaufmann Carl Bolle als einer der ersten Eisfabriken in Berlin bauen.

Natureis gewann man zwar schon seit dem 18. Jahrhundert aus zugefrorenen Gewässern – Bolle tat es aber seit den 1860er-Jahren nach amerikanischem Vorbild kommerziell und effektiv im großen Stil. Dabei war der Rummelsburger See über Jahrzehnte hinweg für Bolles „Norddeutsche Eiswerke“ eine hervorragende Quelle. Er bot ruhiges Gewässer und Platz für große Eisschuppen, wo die schweren Blöcke mit Hilfe eines Paternostersystems bis unters Dach gestapelt werden konnten. So blieb das Eis bis in den Sommer hinein erhalten.

Die Herausforderung lag in der Ernte: Weil man nie wusste, wie lange Väterchen Frost noch bleibt, mussten sich die Eisschneider sputen. Die Norddeutsche Eiswerke AG ließ hunderte Männer gleichzeitig an der Eisfläche auf dem Rummelsburger See sägen – noch per Hand, die elektrische Säge kam erst später. So liefen die Geschäfte über Jahrzehnte hinweg bestens.

Ab 1914 rentierte sich die Natureisernte dann immer weniger. Wärmere Winter, vor allem aber die erschwinglicher werdende Produktion von Kunsteis waren die Gründe. Gegen 1920 war es mit dem winterlichen Sägespektakel auf dem Rummelsburger See dann gänzlich vorbei.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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