Zamenhofpark feiert zehnjähriges Bestehen
Erinnerung an Esperanto-Erfinder

Vor zehn Jahren wurde ein Grünstück an der Einbecker Straße in einen Park verwandelt - und erhielt den Namen von Esperanto-Erfinder Ludwik Zamenhof. Das Jubiläum gilt es nun zu feiern. | Foto: Berit Müller
  • Vor zehn Jahren wurde ein Grünstück an der Einbecker Straße in einen Park verwandelt - und erhielt den Namen von Esperanto-Erfinder Ludwik Zamenhof. Das Jubiläum gilt es nun zu feiern.
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Berit Müller

Was hat der Bezirk Lichtenberg mit der Kunstsprache Esperanto zu tun? Mehr, als manch einer glauben mag. Ausführlichere Antwort geben eine Ausstellung im Rathaus, ein thematischer Spaziergang und ein literarisch-musikalischer Abend im Zamenhofpark.

Es ist die Geschichte eines Traums, der dem Wunsch nach Frieden und Völkerverständigung entsprang: Eine leicht erlernbare Sprache zu schaffen, die alle Menschen schnell verstehen, in der sich Streit besser schlichten lässt und die in Freundschaft verbindet – mit diesem Gedanken hat sich Ludwik Lejzer Zamenhof (1959–1917) wohl schon als Kind beschäftigt. Der jüdische Augenarzt und Esperanto-Begründer wurde in der polnischen Stadt Białystok geboren, die in jener Zeit zum Russischen Reich gehörte und ebenso multikulturell wie konfliktgeprägt war. Zamenhof hat neben seinen Muttersprachen Russisch, Jiddisch und Polnisch noch ein halbes Dutzend Fremdsprachen beherrscht, darunter Deutsch, Französisch und Hebräisch.

Die Lingwe Uniwersale gilt als sein erster Versuch, eine künstliche Sprache zu entwickeln, sie ist aber nur in Fragmenten überliefert. 1887 veröffentlichte er schließlich den Entwurf einer „Internationalen Sprache“, wie Zamenhof das Konstrukt nun nannte. Seine neue Sprache zeichnete sich durch einen regelmäßigen Aufbau und überwiegend unveränderliche Wortelemente aus. Substantive, Adjektive und Verben waren an ganz charakteristischen Endungen erkennbar. Für die Deklination von Substantiven und die Konjugation der Verben gab es jeweils nur ein Schema. Selbst das Verb „sein“, das in vielen Sprachen ein Unregelmäßiges ist, wurde nach diesem Modus gebeugt.

Sprache für „Hoffende“

Zamenhof gab sein linguistisches Konstrukt unter dem Pseudonym „Dr. Esperanto“ heraus. Esperanto bedeutet übersetzt „ein Hoffender“, die Bezeichnung setzte sich allmählich auch für die Kunstsprache durch. Sie fand und hat bis heute eine begeisterte Anhängerschaft. Als Instrument der internationalen Verständigung, als Weltsprache also, konnte sich Esperanto aber nicht etablieren.

Der Bezirk Lichtenberg ehrte Ludwik Zamenhof vor zehn Jahren, indem er eine neu gestaltete Grünanlage unweit des S-Bahnhofs Lichtenberg nach ihm benannte. Der kleine Park an der Einbecker- und Rosenfelder Straße wurde zu seinem 150. Geburtstag im Jahr 2009 eingeweiht. Dieses Jubiläum will die Esperanto-Liga Berlin am Freitag, 9. August, feiern und lädt interessierte Lichtenberger dazu ein.

Geschichte des eines Ortes

Los geht’s um 15 Uhr mit einer Ausstellungseröffnung im Saal des Rathauses Lichtenberg in der Möllendorffstraße 6. Die Schau mit dem Titel „10 Jahre Zamenhofpark – Esperanto-Kultur in Berlin-Lichtenberg“ ist in Kooperation mit dem Bezirksmuseum entstanden. Sie zeigt die Geschichte des Grünstücks anhand von historischen Fotos und den Plänen zur gärtnerischen Gestaltung, außerdem berichtet sie über die Esperanto-Tradition im Bezirk. Um 16 Uhr startet am Rathaus ein Kiezspaziergang mit Stadtführer Fritz Wollenberg, der zu den Orten der Esperanto-Kultur in Lichtenberg führt. Ziel ist der Zamenhofpark. Dort wird Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) um 19 Uhr einen Schaukasten enthüllen, der über den Park, seinen Namenspatron und die von ihm entwickelte Sprache informiert.

Anschließend gibt es Musik und Literatur in Esperanto. Unter anderem zu Gast ist der in der Szene bekannte Sänger Jerzy Handzlik mit seiner musikalischen Hommage „Mi volas danki vin, sinjoro Ludoviko“ (Ich will Ihnen danken, Herr Ludwig). Die Gruppe „Querbeet“ singt Lieder in der Kunstsprache und in deutscher Übersetzung. Nebenbei gibt es Gelegenheit zum Austausch unter Esperantofreunden und solchen, die es werden wollen. Die Liga hat Gäste aus Białystok und dem niederländischen Leeuwarden eingeladen, wo es ebenfalls einen Zamenhofpark gibt. Vertreter der polnischen Botschaft und des Polnischen Kulturinstituts in Berlin zählen auch zur Gesellschaft, denn Esperanto gehört bei unseren Nachbarn zum Kulturerbe.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 851× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 364× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 695× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 774× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 348× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.