Mit Großberlin kam der Baustopp
Erster Spatenstich fürs Hubertusbad war 1919 – ein Jahr später war schon wieder Schluss

Das Stadtbad Lichtenberg an der Hubertusstraße. Mit dem Bau wurde 1919 begonnen, fertig war es erst 1928. | Foto: Berit Müller
4Bilder
  • Das Stadtbad Lichtenberg an der Hubertusstraße. Mit dem Bau wurde 1919 begonnen, fertig war es erst 1928.
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Berit Müller

Nach der Bildung von Groß-Berlin kam es zu einer langen Bauunterbrechung – weshalb das alte Stadtbad an der Hubertusstraße erst 1928 fertig war. Der Grundstein wurde aber schon 1919 gelegt, die Pläne sind sogar noch älter. Öffentliche Stätten für die Köperpflege lagen zu jener Zeit im Trend.

In den eigenen vier Wänden baden, sich waschen oder duschen? Was heute zum Standard zählt, war vor 100 Jahren ein ausgesprochener Luxus. Als Lichtenbergs Bevölkerungszahl Anfang des 20. Jahrhunderts kontinuierlich stieg, hatten viele Zugezogene zunächst gar keine eigene Wohnung, von einem geräumigen Bad mit Wanne oder Brause ganz zu schweigen.

Begonnen hatte es mit der Industrialisierung. Der Wohnungsbau konnte damit nicht Schritt halten, so wurden in den Städten selbst Bleiben mit nur einem Zimmer untervermietet. Wer zwei Räume oder mehr hatte, ließ sogenannte Schlafleute bei sich nächtigen, die dafür zahlten. Mehr als die Hälfte aller Wohnungen in Berlin war nicht beheizbar, ein Drittel ohne Küche, die meisten ohne Bad.

Hygiene schwer möglich

Diese Verhältnisse leisteten nicht zuletzt Infektionskrankheiten Vorschub, etwa Cholera, Typhus, Ruhr oder Keuchhusten. Ärzte wie Robert Koch oder Rudolf Virchow hatten schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert immer nachdrücklicher vom Staat gefordert, den Menschen die Körperreinigung zu ermöglichen. Nach langem Hin und Her entstanden bis Ende der siebziger Jahre etwa ein Dutzend öffentlicher Badeanlagen. Mit steigender Akzeptanz wurden sie zahlreicher.

Als Lichtenberg 1907 Stadtrecht bekam, brauchte es auch städtische Einrichtungen, geplant wurden unter anderem ein Krankenhaus, ein Amtsgericht, Schulen und – eben auch ein Volksbad. Die Stadt erwarb ein Grundstück an der Frankfurter Allee, mit Entwürfen wurde noch vor dem Ersten Weltkrieg begonnen. Baubeginn war im Jahr 1919. Nach der Eingemeindung 1920 ruhten die Arbeiten aber aus Geldmangel. Erst 1925 wurde nach aktualisierten Plänen im expressionistischen Stil weitergebaut.

Das modernste Bad seiner Art

Als das Bad im Februar 1928 eröffnete, galt es als modernstes seiner Art in ganz Berlin. Neben zwei Schwimmbecken in getrennten Hallen – Frauen und Männer blieben im Wasser unter sich – gab es im Gebäude medizinische Bäder, einen Saunabereich, eine Wannen- und Brauseabteilung, einen Gymnastiksaal und Bereiche für die physiotherapeutische Behandlung.

Weil Reparaturen oder Sanierungen zu DDR-Zeiten ausblieben, verfiel das Gebäude zusehends, seit 1991 ist es geschlossen. Es gab Bemühungen, das Bad an private Investoren zu verkaufen. Doch alle Konzepte scheiterten am Denkmalschutz. Im Juni dieses Jahres wurde die Projektgenossenschaft „Stadtbad Lichtenberg eG“ einstimmig von den Mitgliedern geschlossen. Die Genossenschaft war aus den Reihen des Fördervereins Stadtbad Lichtenberg gegründet worden – mit dem Ziel, ein Konzept für die Revitalisierung des Stadtbades abzugeben. Aktuell ist die Eigentümerin – die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) – dabei, einen Teil des Gebäudes für kulturelle Veranstaltungen nutzbar zu machen.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 851× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 364× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 695× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 774× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 348× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.