Ex-Stasi-Zentrale an der Normannenstraße wird Sitz der Jahn-Behörde
Etwa 39 Millionen Karteikarten und 111 Kilometer Akten hinterließ die Stasi. "Allein sechs Kilometer Akten und ein ganzer Haufen von Säcken sind noch zu erschließen", sagt Roland Jahn. Der frühere Journalist ist Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU).
Noch befindet sich der Hauptsitz des Bundesbeauftragten in der Karl-Liebknecht-Straße 31/33. Doch der Umzug in die ehemalige "Stasi-Stadt" in der Normannenstraße, das einstige Ministerium für Staatssicherheit (MfS) ist beschlossene Sache. "Dieser Schritt ist wichtig, weil er die Bedeutung des historischen Ortes in Lichtenberg unterstreicht", sagt Manfred Becker. Becker ist Vorsitzender des Kulturausschusses in der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung.
Das Gremium stattete dem Bundesbeauftragten am 2. September einen Besuch ab, um die Fortschritte der einzelnen Vorhaben auf dem ehemaligen Gelände des MfS zu erfragen. "Mit der Zusammenlegung der Berliner Standorte bleiben die Akten am Ort ihrer historischen Entstehung", allein dieser Fakt sei für die Aufarbeitung wichtig, erklärte Jahn. Denn obwohl fast die Hälfte aller Akten im Lichtenberger Archiv liegen, müssten sie bislang zur Auswertung auch in die Karl-Liebknecht-Straße geschafft werden.
Rund 600 der insgesamt 1600 Mitarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde arbeiten noch in Berlin-Mitte. Mit dem Umzug soll die aufwendige Logistik wegfallen. "Leider läuft mir der Umzug zu langsam", denn noch hänge das Umzugsvorhaben auf der Verwaltungsebene fest, so der Chef der Stasi-Unterlagenbehörde. Der Umzug ist einer der ersten großen Schritte zur Entwicklung des Ex-MfS-Geländes zum "Campus der Demokratie". Mit dem Stasi-Museum, der Stasi-Unterlagenbehörde und der Open-Air-Ausstellung der Robert-Havemann-Stiftung soll der Ort künftig der Geschichte und ihrer Aufarbeitung Raum bieten. Die Umsetzung ist allerdings schwierig.
Denn Teile der MfS-Gebäude sind in privater Hand und stehen leer. Die Eigentümer konnten bislang das Problem des Leerstands nicht lösen. Zusätzlicher Raum werde jedoch für den Campus gebraucht. "Aktuell verhandelt die Bundesanstalt für Immobilien mit dem privaten Eigentümer des ehemaligen Offizierskasinos über Kauf oder Miete. Hier könnte künftig die Bibliothek aus der Karl-Liebknecht-Straße einziehen", so Roland Jahn.
Wie die anderen leer stehenden Gebäude, etwa der gigantische Konferenz- und Kinobau oder das alte Haus der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) genutzt werden könnten, dafür werden aktuell Ideen gesammelt. "Ich kann mir vieles vorstellen", gibt sich Jahn offen. "Ich habe auch kein Problem damit, wenn ein Hostel das HVA-Haus bezieht. Und auch die Idee, einen Teil der Landesbibliothek in den Konferenzbau ziehen zu lassen, hätte Potenzial."
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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