Made in Hohenschönhausen: 30 Jahre Großsiedlung
Alt-Hohenschönhausen. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Großsiedlung gedachte die Bezirksverordnetenversammlung den Anfängen und ehrte engagierte Bürger aus Hohenschönhausen.
"Janz weit draußen", das ist für viele Lichtenberger aus dem Süden des Bezirks die im Norden gelegene Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen. Vor 30 Jahren wurde diese Siedlung im Rahmen eines Neubauprogramms der DDR gebaut. Stück für Stück entstanden auf den einstigen Rieselfeldern rund 8600 Wohnungen in der standardisierten Plattenbauweise. Viele Menschen, die 1985 mit ihren Familien hierhin zogen, fühlen sich noch immer mit der Siedlung verwachsen. Für die Bezirksverordnetenversammlung war das 30-jährige Jubiläum der Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen deshalb ein Anlass, sich im Rahmen einer Sondersitzung zu diesem Ortsteil und seinen Menschen zu bekennen.
Die Bewohner Neu-Hohenschönhausens sind durchaus eine eigene Marke. Das mag daran liegen, dass die Großsiedlung nicht bloß als Ortsteil gedacht war: Am 1. September 1985 wurde der Stadtbezirk Hohenschönhausen gegründet. Ein eigenes Rathaus gab es allerdings nie. Doch selbst fünfzehn Jahre nach der Bezirksfusion mit Lichtenberg sperrt sich die Großsiedlung irgendwie, ein Teil von Lichtenberg zu werden. "Es gibt hier ein besonderes Gefühl des Zusammenhalts. Vielleicht ist es auch eine Form der Selbstbehauptung gegen den Blick von Außen", weiß die Lichtenberger und damit auch Hohenschönhausener Bürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD). Platte, grau – dieses Bild empfinden die Neu-Hohenschönhausener als ein Klischee von Gestern. Immerhin blicken sie auf eine Geschichte zurück – und die ist länger als 30 Jahre.
"Das Gründungsjahr des Stadtbezirks Hohenschönhausen war keine Stunde Null für dieses Gebiet", sagt der Bezirksverordnete Jürgen Hofmann (Die Linke), der sich als Historiker mit der Heimatgeschichte des Bezirks beschäftigt. Da gibt es die Taborkirche in Alt-Hohenschönhausen, deren Geschichte bis zum 13. Jahrhundert zurückreicht. Elisabeth von Humboldt, Mutter von Wilhelm und Alexander von Humboldt, besaß hier im 19. Jahrhundert ein Gut. Ihr Grab ist in Falkenberg zu sehen. Zu besichtigen sind aber auch das Speziallager Nr. 3 des sowjetischen Geheimdienstes NKWD in der Gärtnerstraße oder die Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in der Genslerstraße, die heutige Gedenkstätte. Es sind Zeugnisse einer "widersprüchlichen Geschichte", wie Hofmann erklärte.
Den Wandel des Ortsteils stellte wiederum der Fraktionsvorsitzende der SPD, Erik Gührs, heraus. Der 33-Jährige wuchs in Hohenschönhausen auf: "Das Handelshaus ist mittlerweile dem Linden-Center gewichen. Die graue Platte ist saniert. Es gibt offensichtlich viele bauliche Veränderungen." Es seien jedoch stets die Anwohner selbst, die den Willen zur Veränderung mitbrächten. "Manchmal gerät uns Bezirksverordneten das Engagement der Hohenschönhausener aus dem Blickfeld. Dabei ist das, was sie tun, nicht selbstverständlich." Hohenschönhausen besitzt mit der Bürgerinitiative "Berliner Luft", zahlreichen Kiezaktiven und nicht zuletzt mit dem Bürgerverein Hohenschönhausen eine rege Bürgerschaft.
Mit Ingrid Schilde (Linkspartei) und Albrecht Hoffmann (CDU) wurde am 24. September deshalb auch den ehrenamtlichen Engagements von zwei Kommunalpolitikern gedacht, die sich um den Ortsteil besonders verdient gemacht haben. Ihnen wurde aus der Hand der Bürgermeisterin Birgit Monteiro (SPD) die Ehrenurkunde des Bezirks Lichtenberg verliehen. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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