Nicaragua-Wandbild in frischen Farben
Stadtbekanntes Kunstwerk an der Lichtenberger Brücke ist saniert
Seit April ist das Gemälde an der Giebelwand des Hauses am Monimbóplatz eingerüstet. Ab 23. Juli wird das Baugerüst abgebaut. Dann hat man wieder freie Sicht auf eines der bekanntesten Murales in Berlin.
Dass das 255 Quadratmeter große Kunstwerk erhalten werden konnte, ist zahlreichen Unterstützern zu verdanken. Allen voran sind das Christel und Hans-Joachim Schemel. Das Ehepaar wohnt in der Nähe. In Ost-Berlin gab es Mitte der 80er-Jahre in Vorbereitung auf die 750-Jahrfeier die Idee, Wände künstlerisch gestalten zu lassen. Einer der Künstler, die beauftragt wurden, war Manuel Garcia Moia aus Nicaragua. In seiner Heima hatte er sich bereits als Maler von Murales einen Namen gemacht. Murales sind großflächige Wandbilder, die in lateinamerikanischen Städten allerorts zu finden sind. Die Künstler wiederspiegeln auf ihnen das Leben in ihrer Kommune und bringen politische Aussagen ein.
Solch ein Bild malte Manuel Garcia Moia, unterstützt von den Berliner Künstlern Martin Hoffmann und Trak Wendisch, auf die Giebelwand des Hauses an der Lichtenberger Brücke. Dessen Titel: „Nicaraguanisches Dorf – Monimbó 1978“. Er thematisiert die Volkserhebung indianischen Einwohner in Masaya gegen das Somoza-Regime. Sie lebten im Stadtteil Monimbó, aus dem auch Moia stammt, unter elenden Bedingungen. Die Nationalgarde schlug den Aufstand mit massiver Gewalt nieder.
Dieses Mural prägt seit 1985 die Gegend. Anfang der 2000er-Jahre wollte der private Hauseigentümer eine Wärmedämmung anbringen lassen. „Deshalb stand die Frage: Was wird aus diesem Bild?“, erinnert sich Hans-Joachim Schemel. 2004 gründeten Anwohner die Kunst-Bürgerinitiative „Zum Erhalt des Nicaragua-Giebelwandgemäldes“.
Damit das Bild nicht verschwindet, wurde eine künstlerische Reproduktion auf die Wärmedämmung gesetzt. Die nahmen 2004/05 die Künstler Gerd Wulff und Max Michael Holst vor. Die Wärmedämmung war 2013 aber bereits so brüchig, dass sie abgenommen werden mussten. Die Initiative stellte sich die Frage: Ist eine Restaurierung des Originalbilds möglich? „Wir setzen uns mit dem Landesdenkmalamt in Verbindung“, berichtet Hans-Joachim Schemel. Und das empfahl die Restauratorinnen Anke Hirsch und Dunja Rütt. „Um die Frage zu klären, ob das Wandgemälde zu restaurieren ist, testeten wir das auf zwei Musterflächen“, berichtet Anke Hirsch.
Nach zwei Jahren, in denen diese Flächen Wind und Wetter ausgesetzt waren, stand fest: Das Bild lässt sich restaurieren. 2019 fand eine Konservierung statt. Dabei wurden unter anderem Klebereste von der Wärmedämmung entfernt. Seit April restaurieren Anke Hirsch und Dunja Rütt das Gemälte mit UV-beständigen Silikatfarben. Dafür stellte die Stiftung Deutsche Klassenlotterie 66 000 Euro zur Verfügung. „Besonders beeindruckte mich, wie hochwertig die Malerei von Manuel Garcia Moia ist“, sagt Anke Hirsch. „Er arbeitete mit Licht und Schatten, malte Bewegungen. Und besonders ungewöhnlich ist der Detailreichtum. Da ist im oberen Teil des Bildes sogar noch jedes Gesicht und jeder kleinste Kolibri ausgemalt, auch wenn man das von unten gar nicht erkennen kann.“
Von dieser Dynamik kann sich nun jedermann überzeugen. Die Initiative treibt indes die Frage um, wie das Kunstwerk zu schützen ist. Der kleine Zaun wird wohl nicht reichen. Überlegt wird, einen größeren aufzustellen. Doch dafür wäre vor allem die Finanzierung zu klären. Wer helfen will, erreicht das Ehepaar Schemel unter ¿559 87 33 oder schemel@guweb.de.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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