Teilen statt wegschmeißen: Schülerin kämpft gegen Lebensmittel-Verschwendung

Schülerin Dunja Arafa ist "Foodsaverin" - sie verteilt Lebensmittel, die nicht (mehr) verkauft werden, an Hilfsorganisationen. | Foto: Berit Müller
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Überschüssige Lebensmittel zu (ver-)teilen, statt sie wegzuwerfen – diesem Anliegen hat sich der Verein Foodsharing mit der gleichnamigen Internet-Plattform verschrieben, und immer mehr Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz machen mit. Dunja Arafa, Schülerin aus Alt-Hohenschönhausen, gehört dazu.

Sie ist 17 Jahre jung und weiß schon ziemlich genau, was sie will. „Erst einmal das Abi schaffen und dann Politikwissenschaften studieren“, sagt Dunja Arafa. Vor Kurzem hat die Lichtenberger Schülerin ein dreimonatiges Praktikum bei der Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch (Die Linke) beendet – der Abschied fiel ihr schwer. „Ich wär am liebsten gleich dageblieben, denn ich habe so viel gelernt und durfte selbständig viel mehr machen als die meisten Praktikanten. Jetzt kann ich mir gut vorstellen, später wieder für einen Politiker zu arbeiten.“ Oder sogar ganz in die Politik zu gehen? „Schon möglich.“

Dunjas Mutter ist in Ägypten geboren, sie selbst in Berlin – wo sie zunächst aufwuchs. Als sie zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Hurghada. Im beliebten Touristenort am Roten Meer besuchte Dunja sechs Jahre lang die Schule. Was sie womöglich noch immer täte, hätte sie dort das Abitur ablegen können. „Das ging aber nicht, die Schule führte nur bis zur zehnten Klasse“, erzählt sie. „Also musste ich mir etwas anderes einfallen lassen.“

Bei ihrer Recherche stieß Dunja auf das Institut für Lernsysteme, kurz ILS, in Hamburg, das unter anderem Fernkurse fürs Erlangen der Hochschulreife anbietet. Noch in Ägypten begann sie mit dem Abi ohne Schulbesuch; nach Berlin zurückgekehrt setzte sie ihr selbstorganisiertes Studium fort. Gut drei Jahre dauert es insgesamt, eineinhalb hat sie noch vor sich. „Es ist schon anstrengend und macht nicht immer Spaß“, gibt das junge Mädchen zu. „So ganz ohne Mitschüler fehlen der Austausch und die sozialen Kontakte. Ich habe ja auch so gut wie keinen Bezug zu Lehrern.“

Das eine oder andere Motivationsloch hat sie schon hinter sich. Da kam ihr das Praktikum bei der Bundestagsabgeordneten gerade recht. In dieser Zeit begann sie auch, sich mit einem Thema intensiver zu befassen, das sie schon lange beschäftigte: die massive Verschwendung von Lebensmitteln in den sogenannten Industrieländern. „Rund 30 Prozent der Lebensmittel landen hier im Müll“, sagt sie. „Und in Ägypten habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie die Menschen dort unter Armut leiden – und auch hungern. Wenn ich dann weiß, dass hier täglich tonnenweise Esswaren weggeworfen werden, finde ich das furchtbar.“

Einem Mitarbeiter im Büro Lötzsch zeigte Dunja ihren Aufsatz zum Thema, den sie noch in Ägypten geschrieben hatte. Er ermunterte sie, sich selbst zu engagieren, nannte Ansprechpartner – die Berliner Tafel und die Plattform „Foodsharing“. Vom Teilen-statt-Wegwerfen-Prinzip, mit dem das Portal vor fünf Jahren an den Start ging, war die Schülerin sofort begeistert.

Wie viele Gleichgesinnte begann sie zunächst damit, auf der Foodsharing-Seite Waren aus dem eigenen Kühlschrank oder Gemüseregal anzubieten, die sie nicht verbrauchen konnte. „Mitzumachen ist ganz einfach, man richtet sich ein Profil ein und kann gleich seine Sachen ins Netz stellen. Dann melden sich Leute, die sie abholen.“

Als sie sah, wie gut das funktionierte, wollte Dunja mehr bewirken. „Es sind ja vor allem die großen Lebensmittelbetriebe, die massenweise Waren wegwerfen“, sagt sie. „Wenn ich beim Bäcker Brötchen kaufe, bekomme ich immer die vom gleichen Tag, obwohl es sicher auch welche von gestern gibt, die noch schmecken. Und was geschieht damit? Sie fliegen in den Müll.“ So wurde Dunja über die Plattform auch zur „Foodsaverin“. Was bedeutet, dass sie von Supermärkten, Bäckereien und anderen Händlern, die sich im Netz registrieren, Tüten mit ausrangiertem Obst, Gemüse, Brot, Wurst, Konserven abholt. Die „Spenden“ bringt sie zu diversen Abnehmern: den Berliner Tafeln, Flüchtlings- und Obdachlosenheimen, Suppenküchen und ähnlichen Einrichtungen.

Wer etwas abzugeben hat, darüber informiert die Internetplattform tagesaktuell. Die Seite ist inzwischen so gut strukturiert und besucht, dass Dunja fast immer in der näheren Umgebung bleiben kann. „Ich versuche, weite Wege zu vermeiden. Dann ist das Ganze gar nicht so aufwendig. Aber man kann trotzdem sehr viel Gutes bewirken und gleichzeitig die Verschwendung eindämmen.“

In Zukunft will Dunja auch einmal pro Woche in der Nähe von S- oder U-Bahnstationen stehen und dort eigene oder eingesammelte Lebensmittel anbieten. Und sie hofft, dass sie mit ihrem Engagement noch viele Berliner dazu bewegen kann, es ihr gleichzutun.

Informationen über die Plattform und den Verein gibt es unter www.foodsharing.de

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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