Hygieneartikel für alle zugänglich
Abgeordneter fordert Automaten in öffentlichen Gebäuden

Der Kaulsdorfer Abgeordnete Jan Lehmann (SPD) will in allen öffentlichen Gebäuden, Schulen oder Flüchtlingsheimen kostenfreie Tampon- und Kondomautomaten installieren lassen.

„Diese Artikel sollten überall zugänglich sein“, sagt Lehmann. Tampons und Kondome kosten Geld, das nicht jeder habe. Der Abgeordnete will auch Kondomautomaten an Oberschulen, „weil nicht jedes Mädchen welche zu Hause bekommt“. Lehmann geht es um die „Lockerheit im Umgang mit diesem Thema. Das muss völlig normal sein“, sagt der 50-jährige Jurist und Vater zweier Kinder.

Gemeinsam mit seiner 25-jährigen Tochter Luise – ebenfalls SPD-Mitglied und Bezirksverordnete in Marzahn-Hellersdorf – hat Lehmann die Anfrage zur „Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln und Menstruationsartikeln in öffentlichen Gebäuden“ an den Senat gestellt. Daraus geht hervor, dass es kostenlose Tampons und Kondome in Frauengefängnissen gibt. In den stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen gebe es Hygieneartikel und für Jugendliche auch Verhütungsmittel, wie die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie berichtet. Laut Sozialverwaltung können Asylbewerber in Heimen diese Hygieneartikel bekommen. Nur die Senatsverwaltung für Kultur und Europa hat kostenfreie Menstruationsartikel „ausschließlich für Mitarbeiterinnen des Landesarchivs Berlin“, die dort von der stellvertretenden Frauenvertreterin auf Wunsch ausgegeben werden. Alle anderen Senatsverwaltungen und ihre nachgeordneten Behörden „melden Fehlanzeige“, wie die für Haushalt und Personal zuständige Staatssekretärin in der Finanzverwaltung Jana Borkamp in ihrer Antwort schreibt.

Pilotprojekt in Lichtenberg

In den meisten Bezirken sind kostenfreie Tampons und Kondome ebenfalls kein Thema. Die Automaten in Toiletten würden aufgebrochen oder zerstört beziehungsweise „seitens der Beschäftigten fehlt teils die Nachfrage“, heißt es. Menstruationsartikel gibt es auf den Mädchentoiletten in Jugendclubs in Reinickendorf sowie in Schulen in Mitte und Marzahn-Hellersdorf auf Nachfrage der Frauen. Pankow will noch in diesem Jahr kostenfreie Menstruationsartikel in allen Bürogebäuden und Schulen bereitstellen, die für alle Personen zugänglich sind. In Lichtenberg wurden zwölf Spender „für die kostenlose Abgabe von Menstruationsartikeln in den Damentoiletten im Rahmen eines Pilotprojekts aufgestellt“, so Borkamp. Die Umsonst-Tampons gibt es dort im Bürgeramt, in der Bibliothek, im Familienbüro, in Nachbarschaftseinrichtungen, in der Volkshochschule, im Jugendklub und in der Schule.

Wenn das Lichtenberger Pilotprojekt erfolgreich ist, will der Senat prüfen, ob das Angebot „insbesondere für Gebäude mit Publikumsverkehr eingeführt werden soll“, so Jana Borkamp. SPD-Mann Jan Lehmann hat sich intensiv mit dem Frauenthema beschäftigt. Er will jedenfalls alles überall anbieten, „ohne zu wissen, wer gerade was braucht“, sagt er. Weil es auch „Transfrauen und Transmänner“ gebe, gehören Tamponautomaten seiner Meinung nach auch auf jede Herrentoilette.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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