Andreas Geisel räumt seinen Schreibtisch im Lichtenberger Rathaus
"Alle scheinen zu denken, dass ich schon weg bin", sagte Andreas Geisel am 9. Dezember bei seiner Abschieds-Pressekonferenz. Zu diesem Zeitpunkt war er aber noch im Bürgermeisteramt und wollte ein letztes Mal Bilanz ziehen.
Als Andreas Geisel 2011 die langjährige Vorherrschaft der Partei Die Linke beendete, galt Lichtenberg noch als grauer Stasi-Bezirk. Mit Geisel als Bürgermeister kam die Image-Wende. Der lernte nämlich schon als 29-jähriger Baustadtrat, was im Bezirk möglich ist: "Die städtebauliche Entwicklung an der Rummelsburger Bucht war eine meiner ersten Beiträge", erinnert sich Geisel.
Es wundert nicht, dass er in seiner Bilanz ausgerechnet dieses Projekt heraushebt. Steht es doch für die Gegensätze, die Lichtenberg vereint. Der renommierte Architekt Klaus Theo Brenner schuf an der Rummelsburger Bucht eine moderne und stilprägende Wohnlandschaft aus Ein- und Mehrfamilienhäusern, die sich von der Plattenbaulandschaft im Norden des Bezirkes abhob. Gleichzeitig war es eines der größten Wohnbauprojekte in Lichtenberg. Größer verspricht allein die Gartenstadt in Karlshorst zu werden, doch die wird Geisel zumindest als Bürgermeister nicht mehr begleiten können.
Zudem zeigt das Beispiel, wie sehr sich in Lichtenberg die Vergangenheit ins Bewusstsein schiebt, denn viele verbinden mit dem Begriff Rummelsburg immer noch das Gefängnis. Es war bis zur Wende in Betrieb, hier wurden auch Regimegegner inhaftiert. Heute wohnen in den sanierten Gebäuden aus rotem Backstein Familien. Am 12. Januar 2015 wird hier ein Gedenkort eingeweiht, dessen Einrichtung sich der Bezirk 100 000 Euro kosten lässt.
Lichtenberg ist nicht mehr nur bewohnbar, der Bezirk ist beliebt. Auch bei Investoren. Die freien Flächen und Lücken sind baulich immer noch nicht ausgereizt. Der Bürgermeister Andreas Geisel schloss mit den Investoren ein Bündnis, um während des Booms nicht nur luxuriösen, sondern auch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dass die vielen Bauprojekte trotzdem bei vielen Lichtenbergern auf Kritik stoßen und ihre Notwendigkeit vermittelt werden muss, auch diese Erfahrung nimmt Geisel mit ins Amt als Bausenator.
Und noch mehr: Die Schließung des Regionalbahnhofs Karlshorst verhindern, den Zustand am Bahnhof Hohenschönhausen verbessern, die Entwicklung der Brachflächen am Prerower Platz anschieben - all das könnte auf Landesebene bewirkt werden. Auf jeden Fall will Geisel eigene Akzente setzen, zum Beispiel "verbindliche Formen der Bürgerbeteiligung" finden. Eins steht für ihn fest: "Ich werde weiterhin ein Auge auf Lichtenberg haben."
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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