Birgit Monteiro (SPD) möchte Bürgermeisterin bleiben
Lichtenberg. Anfang 2015 wurde die Abgeordnete Birgit Monteiro (SPD) überraschend Bürgermeisterin, als der bisherige Amtsträger Andreas Geisel zum Bausenator berufen wurde. Sie möchte den Job weitermachen.
Birgit Monteiro steckt noch ein paar Mappen in ihren Rucksack, wirft ihn über die Schulter und schließt die Tür zum Bürgermeisterbüro. Dort steht ihr liebstes Handwerkszeug: der Flip-Chart. Das ist ein großer Schreibblock, ähnlich einer Schultafel. An dem erklärt Monteiro ihren Mitarbeitern ihre Ideen: "Ich will nicht per Anweisung regieren, sondern meine Ideen nachvollziehbar machen", wird sie später sagen und unterstreichen, dass sie sich trotzdem gerne durchsetze. "Aber es macht keinen Sinn, wenn ich losrenne und alle anderen stehen bleiben."
So gehen wir gemeinsam los. Der Spaziergang für dieses Gespräch über die Kandidatur zum Bürgermeisteramt beginnt am Rathaus Lichtenberg und endet in der Gemeinschaftsunterkunft in der Ruschestraße. Es ist die zweitgrößte Flüchtlingseinrichtung im Bezirk. "Einige Leute wollen keine Flüchtlinge", weiß Monteiro. "Aber gerade in Lichtenberg ist vieles gelungen", findet sie. Ihre wichtigste Erfahrung? "Wie gut die Ziviligesellschaft reagiert hat."
Wütende Bürger
Rund 6000 geflüchtete Menschen leben heute im Bezirk. Eine neue Situation für die Anwohner, die Wirtschaft und auch für die Politik, die hier vermitteln muss. Birgit Monteiro sagt, es gefalle ihr gut, "wenn unterschiedliche Interessen artikuliert werden". Nur so könne "ein gemeinsamer Weg" gefunden werden. Die Bürgermeisterin bleibt sachlich. Doch bei den Einwohnerversammlungen zum Bau von neuen Flüchtlingseinrichtungen stand Monteiro oft vor wütenden Bürgern. "Es ist eine Herausforderung, ins Gespräch zu kommen. Ich sehe den Ärger über die Veränderungen." Auf Landesebene hätte sicherlich vieles besser laufen können, erklärt sie. Doch Populismus, so sagt Birgit Monteiro, "den wird es mit mir auch in Zukunft nicht geben." Die demokratischen Parteien könnten nur ohne Populismus das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen, findet die 47-Jährige.
Es sei schon richtige Arbeit für einen Politiker, "wenn man nicht nur quatschen will". Immer wieder spricht sie davon, Ergebnisse politischer Arbeit "sichtbar" zu machen. Die hintergründige Seite von Politik kennt sie aus ihrer neunjährigen Arbeit als zuletzt direkt gewählte Abgeordnete der SPD. Sie war Sprecherin für Arbeit und Behindertenpolitik ihrer Fraktion. Diese Themen nahm sie mit in die Bezirkspolitik. Mit dem Bürgermeisteramt hat sie es nicht mehr nur mit Statistiken und politischen Absprachen zu tun. "Das Praktische gefällt mir. Das Organisieren, Strukturieren liegt mir." Und das bedeutet, die wichtigsten politischen Ziele in jedem Arbeitsbereich als Bürgermeisterin einfließen zu lassen: "Die Familienfreundlichkeit im Bezirk sichtbar machen, inklusiver werden in Schule, Sport, Kultur und Freizeit und vor allem mehr Menschen in Arbeit zu bringen."
Wie das erreicht werden kann? "Mein Ziel ist es, Modelle dafür schaffen", sagt Monteiro. Als gelungenes Beispiel nennt sie die Kooperation mit dem Jobcenter. Im vergangenen Jahr zogen 359 Familien, die Leistungen vom Jobcenter bekommen, nach Lichtenberg, "trotz dieses Zuzugs sinkt die Arbeitslosigkeit", weiß Monteiro. Die gute Wirtschaftslage will sie nutzen. Denn meistens seien es "individuelle Gründe", warum es jahrelang mit einem Job nicht klappen will, etwa die Pflege eines Angehörigen. Doch auch die Jugendarbeitslosigkeit nimmt Monteiro in den Fokus. Ihr nächstes Ziel – mit Berufsbörsen an die Schulen zu gehen. "Ich denke da auch an Jobbörsen in großen Einkaufscentern." Ob sie im Amt bleiben wird, das werden die Wähler am 18. September zeigen. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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