Fotograf Ralf Drescher war vor 30 Jahren mit der Kamera dabei
Damals, als die Mauer fiel

Eine britische Militärkapelle begrüßt Besucher am provisorisch eingerichteten Grenzübergang Potsdamer Platz. | Foto: Ralf Drescher
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  • Eine britische Militärkapelle begrüßt Besucher am provisorisch eingerichteten Grenzübergang Potsdamer Platz.
  • Foto: Ralf Drescher
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Vor 30 Jahren endete mit dem Fall der Mauer die Herrschaft der Kommunisten und auch die deutsche Teilung. Ich war damals mit der Kamera dabei.
Den eigentlichen Mauerfall habe ich verschlafen. Ich war am Nachmittag des 9. November 1989 zur Eröffnung einer Fotoausstellung in der Stadtbibliothek. Den verblüfften SED-Genossen vom Kulturbund der DDR hatte ich dort eine illegal aufgehängte Wäscheleinenausstellung mit Fotos vom 4. November 89 präsentiert. Danach ging es in unseren Lichtenberger Fotoklub, und danach heim. Gegen 21 Uhr hatte ich einer 1987 ausgereisten Freundin noch einen Brief geschrieben, mit der Hoffnung, dass die DDR bald ihr Reisegesetz hinbekommt und wir uns im Westen sehen würden.
Vom Mauerfall habe ich erst am nächsten Morgen aus dem Rias - Rundfunk im amerikanischen Sektor, Lieblingssender aller SED-Gegner - erfahren. Statt zur Arbeit im Köpenicker Fotolabor ging es zu den Eltern, die hatten Telefon. Von dort die Chefin angerufen und mich für diesen Tag abgemeldet, einen gesamtberliner Stadtplan gegriffen und noch 20 DM-West eingesteckt. Und dann zum Tränenpalast am Bahnhof Friedrichstraße. Dort wollten noch ein paar tausend andere Ostberliner statt zur Arbeit in VEB und Co in den Westen. Die Grenzer habe ich gar nicht wahr genommen, noch nie habe ich so viele verstörte, verunsicherte Gesichter gesehen. Rund 90 Minuten später stand ich bei der Freundin vor der Tür. Wir haben dann ein paar Stunden miteinander verbracht, waren am Kudamm noch essen, dann musste die Freundin zur Arbeit beim SFB. Und ich hatte bereits die nächste Verabredung. Befreundete Ansichtskartenverleger in Frohnau. Für die hatte ich schon zu Mauerzeiten Bilder aus der DDR geliefert, gegen Westgeld natürlich. Auf dem Weg habe ich mir noch mein Begrüßungsgeld abgeholt, damit ich die nächsten Tage auch im Westen meiner Heimatstadt  flüssig bin. Mit den Freunden habe ich dann besprochen, was in den nächsten Tagen fotografiert werden soll. Die Frohnauer haben mir dann auch eine Hand voll Agfa-Farbfilme mitgegeben. Auf diesen sind dann bereits am sonnigen Wochenende nach dem Mauerfall ein Teil der hier gezeigten Fotos entstanden.
Am nächsten Tag musste ich dann die versäumte Arbeitszeit bei Foto Sydow in Köpenick nachholen. An diesem Tag habe ich besonders flink die Filme unserer Kunden durch den Entwickler gejagt. Vermutlich waren auch dort Bilder darunter, die Weltgeschichte dokumentiert haben.
Und der Brief an die Freundin, der wurde ganz sicher nicht mehr von der Stasi gelesen. ich habe ihn ihr am 10. November persönlich übergeben.
Hier eine kurze Geschichte von zwei Frauen, die bereits 1961 kurz nach dem Mauerbau den "Eisernen Vorhang" zwischen Treptow und Neukölln überwunden hatten:

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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