Hakenkreuz zu erkennen?
Erbe aus dunkler Vergangenheit soll getilgt werden
Das Rathaus Lichtenberg in der Möllendorffstraße 6 wurde 1898 als neogotisches Backsteingebäude fertiggestellt. Im Jahr 1937 entstand über dem Eingangsbereich ein schmiedeeisernes Gitter mit einem eingearbeiteten Hakenkreuz. Es ist nach 1945 durch weitere Ornamente zwar unkenntlich gemacht worden, die SPD-Fraktion fordert jetzt aber, dieses „Erbe aus dunkler Vergangenheit“ komplett zu tilgen.
„Für Menschen, die über das Hakenkreuz informiert sind, ist es noch erkennbar“, heißt es in dem entsprechenden Antrag, den die Fraktion in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht hat. Deshalb werde das Bezirksamt ersucht, Lichtenberg als „Ort der Vielfalt“ dieser Bezeichnung durch die komplette Entfernung des Hakenkreuzes Rechnung zu tragen. Das Gitter am Portal soll so umgestaltet werden, dass keine Spuren mehr darauf hinweisen. Zudem sei am oder im Rathaus eine Informationstafel anzubringen, auf der auf die historische Entstehung dieser NS-Symbolik hingewiesen wird.
Der Antrag der SPD-Fraktion wurde in die zuständigen Fachausschüsse überwiesen. Diskussionsbedarf besteht, denn das Rathaus steht unter Denkmalschutz, mögliche Veränderungen sind nicht ohne Weiteres umzusetzen.
Das Rathaus Lichtenberg mit seiner mehr als 125-jährigen Geschichte habe wie so viele öffentliche Gebäude eine bewegte Vergangenheit, so Bürgermeister Martin Schaefer (CDU) zum Thema. „Es liegt in unserer Verantwortung, angemessen und sensibel mit allen Kapiteln davon umzugehen.“ Kenne man die Geschichte des Hauses, lasse sich trotz baulicher Veränderungen im schmiedeeisernen Gitter das Hakenkreuz noch immer erkennen, bestätigt Schaefer. Auf jeden Fall werde die Bezirksverordnetenversammlung den Antrag diskutieren und im demokratischen Prozess einen Beschluss dazu fassen.
Unter Denkmalschutz gestellt wurde das Rathaus Lichtenberg am 21. September 1977. Das Hakenkreuz hätte also zuvor entfernt werden können. Auf die Frage, warum dies nicht geschehen ist, sagte der Bürgermeister: „Leider ist es uns nach fast 50 Jahren nicht möglich zu beantworten, warum die damaligen Entscheidungsträger in der DDR an dieser Stelle nicht aktiv geworden sind.“
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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