Für Stadtrat Nünthel geht ein Rekordjahr zu Ende
Der Bezirk boomt - warum ist gerade Lichtenberg so interessant für die Wohnungsbauwirtschaft?
Wilfried Nünthel: In den letzten drei Jahren hat sich Lichtenberg zu einem stark nachgefragten Bezirk bei Wohnungssuchenden und Wohnungsbauinvestoren entwickelt. Wir werden am Ende des Jahres etwa 2 000 neue Wohnungen genehmigt haben - das ist Rekord. Die Grundlagen dafür haben wir schon früh als erster Berliner Bezirk mit dem "Bündnis für Wohnen" geschaffen. Einen weiteren Beitrag leistet der Bereichsentwicklungsplan Wohnen, der Standorte für künftige Neubauvorhaben aufzeigt. Dieser Idee sind auch andere Bezirke gefolgt.
Die Lichtenberger werden immer älter, zugleich brauchen Familien Wohnraum. Wie funktioniert der altersgerechte Umbau im Bezirk?
Wilfried Nünhl:Wir erleben in den Ortsteilen unterschiedliche Entwicklungen. Viele junge Familien mit Kindern ziehen nach Friedrichsfelde oder Karlshorst, wohingegen die Großsiedlung Hohenschönhausen statistisch gesehen altert. Aber auch dort bereichern die geburtenstarken 80er-Jahrgänge den Kiez mit Kindern. Ich setze mich vor allem für eine generationenfreundliche Gesellschaft ein, die nicht in Alterskategorien denkt. Es geht darum, den Menschen den Alltag zu erleichtern. Jedes Jahr senken wir 30 Bordsteine ab und nehmen hierfür 120 000 Euro in die Hand. Wo Bordsteine abgesenkt werden sollen, darüber geben uns Bürger Hinweise. Diese Maßnahme kommt nicht nur älteren Menschen zugute, sondern auch Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit Handicap. Gleiches gilt für die Instandsetzung von Gehwegen. Hier haben wir rund eine halbe Million Euro investiert.
Wie reagiert der Bezirk auf den wachsenden Fahrradverkehr?
Wilfried Nünthel:Der Radverkehr ist bei uns kein Randthema, sondern spielt eine wichtige Rolle. Gegenwärtig laufen zehn Projekte, um die Wegeverbindungen zu verbessern. Dazu gehört auch die Asphaltierung von holprigen Radwegen. Wir sprechen mit den Praktikern und Fachleuten, wie erst kürzlich beim "Runden Tisch Fahrrad" oder im letzten Jahr bei der Fahrradkonferenz. Hier sammeln wir Hinweise, wo dringend etwas gemacht werden muss.
Mit der Anpflanzung von essbaren Nutzpflanzen wie Obstbäumen und Beerensträuchern sollte in diesem Jahr ein zusätzliches Naturerlebnis für Städter geschaffen werden. Was ist daraus geworden?
Wilfried Nünthel:Wir gehen diesen neuen Weg, damit vor allem Kinder und Jugendliche auch mitten in der Stadt die Vielfalt unserer heimischen Natur kennen lernen können. Wie so etwas aussehen kann, haben wir beim Grünzug Hönower Weg in Friedrichsfelde-Süd gezeigt. Es gibt jetzt dort Streuobstwiesen, Hochbeete mit Erdbeeren und Heidelbeeren, Naschhecken, Haselnüsse, Apfelbeeren, Birnenquitten, Felsenbirnen und einiges andere. Solche "Früchtegärten" kann ich mir gut auch an anderen Stellen im Bezirk vorstellen.
In der Bezirksverwaltung wurde viel Personal abgebaut. Besonders hart traf es die Grünflächenunterhaltung. Kann der Bezirk seinen Aufgaben noch nachkommen?
Wilfried Nünthel:Es fällt uns zunehmend schwerer, alle Grünflächen landschaftspflegerisch in einen präsentablen Zustand zu versetzen. Wir müssen die Priorität auf hochwertige Grünanlagen wie Stadtparks legen. Dies geht zu Lasten des Straßengrüns, wo wir nur noch unserer Verkehrssicherungspflicht nachkommen können. Flächen außerhalb von Wohngebieten werden seltener gepflegt. Woran wir aber festhalten wollen, ist die jährliche Wechselbepflanzung mit 30 000 farbenfrohen Blumen an ausgewählten Standorten im Bezirk. Das bleibt Tradition.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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