Interview: Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) will eine moderierende Rolle einnehmen

Michael Grunst (Die Linke) ist Bürgermeister von Lichtenberg. | Foto: Bezirksamt Lichtenberg
2Bilder
  • Michael Grunst (Die Linke) ist Bürgermeister von Lichtenberg.
  • Foto: Bezirksamt Lichtenberg
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Der neue Bürgermeister im Bezirk heißt Michael Grunst. Der 46-jährige Linke-Politiker ist ein erfahrener Verwaltungsfachmann und engagierte sich im Bezirk jahrelang in der Jugendpolitik.

Die Berliner-Woche-Reporterin Karolina Wrobel sprach mit Michael Grunst über sein Selbstverständnis im höchsten Amt im Bezirk und die politischen Schwerpunkte im Jahr 2017.

Vielen Lichtenbergern sind Sie als Chef der Linken-Fraktion in der BVV in Erinnerung, der gerne mal in die politische Konfrontation geht. Welchen politischen Stil können wir von Ihnen als Bürgermeister erwarten – auch angesichts des wachsenden Populismus’? 

Michael Grunst: Um in der Politik etwas zu bewegen, benötige ich ein klares politisches Koordinatensystem: Ich persönlich nehme mit meinen Vorstellungen am demokratischen Wettbewerb teil. Dass ich dabei Diskussionen in der und um die Sache auch mal hart führe, gehört für mich dazu. Wichtig ist mir, sachlich zu diskutieren. Als Bürgermeister habe ich vor allem eine moderierende Rolle. Kommunalpolitik ist der Zwang zum Kompromiss. Es geht um die besten Lösungen für die Herausforderungen in unserem Bezirk. Konkrete Ergebnisse wollen wir gemeinsam mit den hier lebenden Menschen erzielen. Das unterscheidet uns von den Populisten. Ich werde immer deutlich denjenigen widersprechen, die auf Kosten von Minderheiten oder anderen Bevölkerungsgruppen rechtspopulistische Politik machen wollen.

Ihre Wahl zum Bürgermeister beendete das Drama um die Besetzung des Spitzenpostens – nach dem Scheitern von Evrim Sommer als Kandidatin. Welche Folgen ziehen Sie aus diesem holprigen Start für Ihre Arbeit als Bürgermeister?

Michael Grunst: Ich bedauere den Rückzug von Evrim Sommer. Dass Wahlgänge schief gehen können, ist nicht neu. Damit sich so etwas nicht wiederholt, hat Die Linke in den vergangenen Wochen sehr intensive Gespräche mit SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen für die Wahl eines Bezirksamtes geführt. Im Ergebnis gelang die Wahl aller Kandidaten der genannten Parteien für das Bezirksamt sofort im ersten Wahlgang. Für mich ist klar: In der Kommunalpolitik können wir immer nur gemeinsam etwas bewegen.

Sie treten als Bürgermeister nun zurück ins Licht der Lokalpolitik im Bezirk. Was sind Ihre wichtigsten politischen Leitlinien für diese Wahlperiode?

Michael Grunst: Als Bürgermeister fühle ich mich für alle Lichtenberger verantwortlich. Parteiübergreifend besteht Konsens bei den wichtigsten Herausforderungen: Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum und eine mit der Bevölkerung mitwachsende soziale Infrastruktur wie Kitas und Schulen. Ich will die Menschen stärker an den politischen Entscheidungen beteiligen. Und ich will Lichtenberg als einen kinder- und familienfreundlichen Bezirk stärken. Dazu gehört auch, die Kinder- und Altersarmut im Bezirk immer wieder zu benennen und kommunale Handlungsstrategien dagegen zu entwickeln.

Die bezirkliche Verwaltung ist mit fast 2000 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber im Bezirk; eine solche Verwaltung zu steuern, verlangt Sachkenntnis. Inwiefern bringen Sie diese Kenntnis mit und wo sehen Sie vielleicht sogar die Möglichkeit, die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung zu verbessern?

Michael Grunst: Ich bin seit 1995 Mitarbeiter der Berliner Verwaltung und habe an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege den Abschluss zum Diplomverwaltungswirt (FH) erworben. Zuletzt war ich Leiter des Ordnungsamtes und Stadtrat für Jugend und öffentliche Ordnung in Treptow-Köpenick. Dabei habe ich fachlich viel gelernt, Führungserfahrung gesammelt und verstanden, wie politische Prozesse funktionieren. Ich bin in der Lichtenberger Verwaltung auf motivierte Mitarbeiter getroffen, die ihren Job verstehen und Leidenschaft dafür mitbringen. Sie sind die wichtigste Ressource, die wir haben. Stimmen die Rahmenbedingungen, können alle ihre Aufgaben effizient und zielführend erfüllen und dabei die Herausforderungen des familienfreundlichen, wachsenden Bezirks Lichtenberg aktiv meistern.

Michael Grunst (Die Linke) ist Bürgermeister von Lichtenberg. | Foto: Bezirksamt Lichtenberg
Kurz nach der Bürgermeisterwahl: AfD-Fraktionschef Dietmar Drewes (li.) gratuliert Bezirksamtschef Michael Grunzt (Die Linke). | Foto: Wrobel
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 404× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 524× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 255× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 384× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.