SozDia Frühlingsempfang
Klimaproteste und konstruktive Debatten im Fokus
Beim diesjährigen Frühlingsempfang der SozDia Stiftung Berlin wurde dem Streit eine Bühne in der alten schmiede gegeben. Unter dem Jahresmotto „Streit.Kultur.Demokratie“ kamen über 100 geladene Gäste aus Politik, Kirche, Diakonie und Gesellschaft zusammen und haben in vielen Gesprächen zu Flying Buffet, Musik und Sandmalerei miteinander „gestritten“. Konstruktiv. Offen. Respektvoll.
Dabei waren die prominentesten Proteste unserer Zeit, die der Klimaaktivist*innen, nicht zuletzt durch Anwesenheit der Bundessprecherin der „Letzten Generation“, Carla Hinrichs, dominierend: Im Bühnen-Talk mit Pf. Peter Dennebaum machte die 26-Jährige deutlich, dass der Name „Die letzte Generation“ nicht von ungefähr komme: „Wir sind die letzte Generation, die den Kollaps unserer Gesellschaft noch abwenden kann. Das liegt daran, dass das Erdsystem gewisse Kipppunkte hat. Wenn diese fallen, werden Bestandteile des Klimasystems instabil und befeuern die Krise massiv in einer unaufhaltsamen Kettenreaktion“.
Der Bundessprecher von Mehr Demokratie e.V., Ralf-Uwe Beck bestätigt: „Je älter man wird, desto drängender wird es, zu handeln. Wo ist der Hebel, mit dem wir noch etwas ändern können?“. Er grenzte sich aber klar zur Vorrednerin ab: Der Ausbau der direkten Demokratie sei im Gegensatz zu dem von der „Letzten Generation“ geforderten Gesellschaftsrat ein Schlüssel zum Erfolg.
Dr. Christina-Maria Bammel, Pröbstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz, fand zu den Protesten der Letzten Generation deutliche Worte: „Das gesellschaftliche und parlamentarische Wir handelt nicht konsequent genug – das Wissen reicht weiter, als das Tun. Deshalb zweifeln Engagierte an der Beweglichkeit der politischen Entscheidung und verzweifeln an einem nicht erfüllten Verfassungsauftrag. Und darum genügt eine Diskussion über Unterbrechungen auf den Straßen keinesfalls“.
Entsprechend wurde auf dem Frühlingsempfang nicht nur über die Protestformen, sondern auch über die Inhalte gesprochen. Carla Hinrichs zeigte sich am Rande der Veranstaltung zufrieden: „Ich glaube es ist unglaublich wichtig, dass wir die Krise, in der wir uns befinden in alle Bereiche der Gesellschaft tragen und das auf allen Veranstaltungen diskutieren. An allen Orten, an denen wir zusammenkommen können, wie auch heute. Dann freue ich mich, dass solche Räume möglich sind und hier auch ein so klares Thema gesetzt wird“.
Michael Heinisch-Kirch, Vorstandsvorsitzender der SozDia sieht sich dadurch in seinem Auftrag bestätigt: „Was ich beitragen kann und will, ist das Erinnern und Mitgestalten unserer demokratischen Kultur. Das heißt für mich, Räume zu eröffnen für eine Kultur, in der alle Interessen Gehör finden. Eine Kultur, in der um gute Entscheidungen gerungen wird“.
Das Fazit der Veranstaltung? Es ist wichtig, dass Diakonie und die Gesellschaft mehr Räume öffnen, in denen die Menschen einander zuhören und im besten Sinne in den Streit gehen. Denn es ist das Wesen demokratischen Handelns, unterschiedliche Interessen von Menschen auszutauschen und es ist daher auch Wesen demokratischen Handelns, Interessenkonflikte zu organisieren.
„Proteste haben eine heilende Wirkung“ erklärte Dr. Christiane-Maria Bammel in ihrer Impulsrede – und auch Streit kann uns richtig guttun: Auf dem Frühlingsempfang der SozDia konnte man sich davon überzeugen.
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