Engagiert und sich selber treu
SPD erinnert an Politikerin Frieda Rosenthal und vergibt Preis

Die Politikerin und Sozialarbeiterin Frieda Rosenthal ehrt die SPD Lichtenberg mit einer Preisvergabe. | Foto: SPD Lichtenberg
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An die Berliner Politikerin Frieda Rosenthal erinnert ein Stolperstein in der Fanninger Straße 53. Für die Gedenktafel im Bürgersteig hat Lichtenbergs stellvertretende Bürgermeisterin und SPD-Bezirksvorsitzende Birgit Monteiro die Patenschaft übernommen, außerdem stiftet sie seit zehn Jahren den Frieda-Rosenthal-Preis.

„Frieda Rosenthal war eine besondere Politikerin“, sagt Birgit Monteiro. „Sie war sozial engagiert, blieb sich selbst und nicht einer einzelnen Partei treu, sie dachte und handelte eigenständig. Sie kämpfte mutig und Parteigrenzen überwindend gegen die Nazis und bezahlte ihren unerschrockenen Kampf mit dem Leben. Ich möchte an diese Frau erinnern und stifte seit 2009 den mit jeweils 100 Euro dotierten Frieda Rosenthal Preis.“

Für die diesjährige Auszeichnung sind bis zum 22. August Vorschläge willkommen. Die Namen gehen mit einer kurzen Begründung entweder per E-Mail an info@spd-lichtenberg.de oder per Post an SPD Lichtenberg, Rathausstraße 7, 10367 Berlin. Birgit Monteiro: „Gesucht werden Menschen, die sich in außergewöhnlicher Weise für das demokratische Gemeinwesen und eine solidarische Nachbarschaft engagiert haben.“

So wie die Namenspatin der Auszeichnung es getan hat. Frieda Rosenthal, geborene Schrinner, wurde am 9. Juni 1891 in Berlin geboren und absolvierte eine Ausbildung zur Näherin. Sie war im Lichtenberger Amt für Sozialfürsorge und ab Mitte der 1930er-Jahre beim Berliner Magistrat tätig, studierte an der Wohlfahrtsschule des Sozialpolitischen Seminars und legte 1930 die Abschlussprüfung als Fürsorgerin ab. Seit 1929 war sie hauptamtliche Stadträtin im Bezirksamt Mitte. 1933 gehörte sie zu den ersten Beschäftigten, die von den Nazis entlassen wurden.

Schon kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hatte Frieda Rosenthal begonnen, sich politisch zu engagieren. 1919 trat sie in die Unabhängige Sozialdemokratie (USPD) ein. Für diese Partei wurde sie 1920 in die Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg gewählt. Als sich ein großer Teil der USPD-Mitglieder 1920 der Kommunistischen Partei anschloss, ging sie mit und machte politische Karriere in der KPD, 1924 wurde sie in die Bezirksleitung Berlin-Brandenburg gewählt. Sie war für Agitation und Propaganda, später für Frauenbildung und -schulung zuständig. Im gleichen Jahr und bis 1933 wurde sie für den Lichtenberger Wahlkreis 14 in die Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt. In beiden Parlamenten nahm sie kein Blatt vor den Mund und handelte sich 1925 eine Anzeige wegen Beleidigung des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg ein. Sie hatte ihn einen Massenmörder genannt.

Nach 1929 kritisierte Frieda Rosenthal die Politik der Kommunisten. Sie wurde aus der Partei ausgeschlossen, war zunächst parteilos, danach für kurze Zeit Mitglied der SPD und der 1931 gegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei SAP, der auch Willy Brandt zu jener Zeit angehörte. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 begann sie mit ehemaligen und noch aktiven KPD-Mitgliedern aus Friedrichshain, sich im aktiven Widerstand zu engagieren. Die Gruppe verfasste Flugblätter und verbreitete sie. Frieda Rosenthal wurde am 19. August 1936 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet und in Moabit sofort in strenge Einzelhaft genommen. Sie wurde brutal verhört, weigerte sich aber, Namen ihrer Mitstreiter zu nennen. Als sie glaubte, eine Genossin belastet zu haben, weil sie zugab, sie zu kennen, widerrief sie ihre Aussage. Aber sie fürchtete, dass dies ohne Wirkung bleiben würde und setzte noch am gleichen Tag ihrem Leben ein Ende. Frieda Rosenthal erhängte sich am 15. Oktober 1936 in ihrer Zelle.

Der Frieda-Rosenthal-Preis 2018 wird am Freitag, 7. September, um 18 Uhr im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller beim Septemberfeuer der Lichtenberger SPD verliehen. Das Fest findet im Garten des Nachbarschaftshauses Orangerie der Kiezspinne in der Schulze-Boysen-Straße 38 statt und ist öffentlich.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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