Übereilte Ideensuche: Die Linksfraktion lud zum Gedankenaustausch über die Gestaltung brach liegender Stadtplätze ein
Neu-Hohenschönhausen. Wie viel Bebauung verträgt das Zentrum von Neu-Hohenschönhausen? Diese Frage stellte Die Linke Lichtenberg am 26. April bei einem Bürgerforum in der Anna-Seghers-Bibliothek.
Viele Anwohner mögen diese Situation nicht mehr hinnehmen. Seit Jahrzehnten herrscht auf den Stadtplätzen rund um den Verkehrsknotenpunkt an den Falkenberger Brücken trostlose Leere. Einige wünschten sich auch für die Verkehrssituation eine Lösung – etwa durch eine eigene Fußgängerbrücke. Sie könnte die wie ein Kleeblatt aufgeteilten Gebiete rund um den Bahnhof Hohenschönhausen und die Hauptverkehrsstraße besser miteinander verbinden.
Zumindest den Betonwüsten den Kampf ansagen will die Fraktion Die Linke in der Bezirksverordnetenversammlung zusammen mit der Abgeordneten Ines Schmidt (Linkspartei). Sie luden am 26. April zu einem Bürgerforum. „Wie viel Bebauung verträgt der Stadtteil und wie viel Grün und Freiraum soll erhalten bleiben?“, lautete die Frage an die rund 40 anwesenden Anwohner.
Ziel war es, Ideen für die brach liegenden Stadtplätze zu sammeln. Grund dafür sind die nun beginnenden Haushaltsberatungen im Bezirk, wie Norman Wolf, Fraktionsvorsitzender der Linken, hervorhob. Geld für Bänke, Bäume oder generationsübergreifende Spielgeräte, welche die Aufenthaltsqualität erhöhen, könnten berücksichtigt werden, so das Versprechen. Norman Wolf sieht in der Ausstattung des Johannes-Fest-Platzes in Karlshorst ein Vorbild für einen gelungenen Stadtplatz. „Da ist man gerne. Es gibt ein Café, einen Italiener.“
Cafés und Gastronomie gibt es in Neu-Hohenschönhausen ebenfalls. Auch wenn sich das Stadtbild hier mit der Großsiedlung deutlich von der Villensiedlung in Karlshorst abhebt.
Im Norden des Bezirks konzentriert sich der Einzelhandel in den Einkaufszentren wie Linden-Center oder Hansa-Center. Was die Qualität der Stadtplätze draußen also bestimmt, ist die städteplanerische Rahmung. Das hob auch Jürgen Hoffmann (Die Linke), Vorsitzender des Ausschusses für Ökologische Stadtentwicklung hervor und wies auf die Planungen für den Bau von Wohnungen und einem neuen Einkaufscenter rund um das Kino Cinemotion hin.
Doch hier bleibt eine städtebauliche Entwicklung noch immer Zukunftsmusik: Seit zehn Jahren läuft das Bebauungsplanverfahren für ein Projekt, das für Neu-Hohenschönhausen ein lebendiges Zentrum schaffen könnte. Eine Baugenehmigung für rund 110 Wohneinheiten, darunter altersgerechtes Wohnen, und 3000 Quadratmeter Verkaufsfläche, gibt es aber noch nicht.
Den Anstoß der Linksfraktion auf dem Bürgerforum, schon jetzt Ideen für einen Stadtplatz zu sammeln, obwohl der Bezirk noch nicht den Rahmen für das bauliche Umfeld geschaffen hat, hielt so mancher Anwesende deshalb für übereilt.
„Es geht hier ja nicht nur um das Investitionsprojekt, sondern um ein komplexes städtebauliches Vorhaben“, wandte Elke Schuster ein, die sich seit Jahren in der Bürgerinitiative „Berliner Luft“ engagiert. Sie würde es lieber sehen, wenn sich die Politik endlich der Verbesserung der Verkehrssituation annimmt – etwa durch die Realisierung der Fußgängerbrücke.
Weitere Anwohner sahen ebenfalls andere, drängende Probleme: darunter den Ärztemangel im Gebiet.
Nicht zuletzt kritisierten einige anwesende Bürger, dass der private Investor des großen Bauvorhabens am Kino CineMotion gar nicht eingeladen war. „Das hätte ich erwartet, um kompetent Antworten auf unsere Fragen zu geben“, sagte Ulrich Löffler, der sich ehrenamtlich für den Kiez Neu-Wartenberg engagiert.
Auch wenn die anwesenden Politiker der Linken, darunter Norman Wolf und die Abgeordnete Ines Schmidt, keine Details zum Bauprojekt geben konnten, ging es ihnen doch vorrangig darum, „sich erstmal über die Meinung der Anwohner zu informieren“, erklärte Ines Schmidt. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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