Verhaltener Rückenwind: Evrim Sommer als Kandidatin für das Bürgermeisteramt bestätigt

Evrim Sommer bei der Wahl in der Hauptversammlung ihrer Partei am 8. Oktober. | Foto: Wrobel
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Lichtenberg. Fast drei Stunden hatte die Diskussion der Delegierten der Partei Die Linke bei der Hauptversammlung des Bezirksverbands am 8. Oktober gedauert, bis endlich eine Entscheidung gefallen war. Sie wählten Evrim Sommer zur Kandidatin für das Bürgermeisteramt.

Die bisherige Spitzenkandidatin für das Amt stellte sich auf der Hauptversammlung erneut zur Wahl, um als Kandidatin bestätigt zu werden. Eigentlich eine parteipolitische Formalie: Die Linke hat als stärkste Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) das Vorschlagsrecht für den Bürgermeisterkandidaten. Mit ihrer Wahl gibt die Partei die letztgültige Empfehlung an die eigene Fraktion.

Evrim Sommer ging am 8. Oktober ohne Gegenkandidaten und mit einem Ergebnis von 74,2 Prozent als Gewinnerin hervor. Und doch zeigte die vorangehende Diskussion, dass Die Linke nicht restlos von ihrer Kandidatin überzeugt ist.

Die 45-jährige Politikerin hat sich von ihren Parteigenossen neben Lob auch Kritik für ihren Wahlkampf anhören müssen. Einige stellten gar in Frage, ob die bisherige Spitzenkandidatin dem Bürgermeisteramt tatsächlich gewachsen ist. Erst Gesine Lötzsch, die einflussreiche Bundestagsabgeordnete der Linken in Lichtenberg, brachte in ihrer abschließenden und feurigen Rede ihre Parteigenossen auf Kurs: Sie appellierte offensiv, Evrim Sommer bei ihrer Kandidatur "Rückenwind" zu geben.

Fachwissen bemängelt

Der Grund für diese Rede war der vorher gestellte und diskutierte Antrag des Parteimitglieds Dagmar Müller: Sie schlug vor, die Wahl des Kandidaten für den Bürgermeisterposten um 14 Tage aufzuschieben, "um einen neuen Kandidaten zu finden". Müller begründete ihren Vorschlag damit, dass das Amt "ein komplexes kommunalpolitisches Wissen" erfordere. "Ich habe deshalb nicht das Gefühl, dass Evrim der richtige Mensch auf dem Posten ist." Ihr Antrag wurde zwar letztlich abgewiesen, doch vorher reihten sich noch einige andere Kritiker ein.

Darunter war auch Annegret Gabelin. Sie arbeitet in der Bundesgeschäftsstelle und unterstützte ihre Partei im Wahlkampf für den Wahlkreis 1 – der politischen Heimat Evrim Sommers. Diese politische Heimat ist Neu-Hohenschönhausen, wo Sommer noch 2006 und 2011 ein Direktmandat als Abgeordnete geholt hatte. Bei der diesjährigen Wahl am 18. September ging das Direktmandat nun aber ausgerechnet an den Rechtspopulisten Kay Nerstheimer, der für die Alternative für Deutschland (AfD) antrat und nach der Wahl nun als Parteiloser ins Parlament einzieht. Selbst die AfD hatte sich von ihm distanziert. "Wir haben unser Wahlziel im Wahlkreis 1 ganz klar verfehlt", resümierte Annegret Gabelin. Einen Grund dafür sieht sie in der Arbeit von Evrim Sommer als Abgeordnete. Gabelin hat im Straßenwahlkampf mitgewirkt: "Von vielen habe ich gehört: Wo war eure Abgeordnete? Die Abgeordnete warst Du, Evrim!"

Auf der anderen Seite gab es auch Befürworter für Evrim Sommer. Rosemarie Heyer, die sich im überparteilichen Lichtenberger Bündnis für Demokratie und Toleranz gegen den Rechtsextremismus stark macht, habe Evrim Sommer als "engagierte Antifaschistin" kennen gelernt. Heyer findet, dass eine Politikerin mit Migrationshintergrund der AfD im Bezirk ein starkes Zeichen entgegensetzen könnte. Das hob auch Michael Niedworok hervor. Sommer, die kurdischer Abstammung ist und als Kind mit ihrer Familie aus der Türkei flüchtete, bringe das richtige Profil mit. Julia Müller, Mitglied im Bezirksvorstand der Partei, stellte wiederum fest: "Ich gehe davon aus, dass Evrim es kann. Man wächst mit seinen Aufgaben – und dem Amt."

Des Weiteren wählten die Delegierten mit 83,3 Prozent Michael Grunst zum Stadtrats-Kandidaten. KW

Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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